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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Waffenruhe einhaltet.«
    »Dann erlaubt, dass wir uns umgehend zurückziehen und dafür Sorge tragen«, schlug der Erzbischof von Mainz vor.
    Auf ein Zeichen des Königs erhoben sich die Gäste und verließen den Saal.
    Draußen übergaben ihnen Höflinge ihre Waffen und ihre sorgfältig zusammengelegten Kleider.
    »Wir werden wohl erst einmal ein paar Störenfriede und Plünderer zur Abschreckung aufhängen müssen«, konstatierte Konrad von der Ostmark sarkastisch, während er sein Schwert umgürtete.
    Dietrichs düsteres Gesicht verriet Thomas, dass er die Sache genauso sah wie sein Cousin und sie ihren Kirchgang wohl noch etwas aufschieben mussten.

Der Vorschlag
    E s kam, wie Konrad von der Ostmark befürchtet hatte: Mehrere Gruppen Bewaffneter waren bereits ausgeschwärmt, begierig darauf, den erstbesten Ungläubigen zu erschlagen, der ihnen über den Weg lief, um sich einen Platz im Paradies zu sichern.
    Das Unheil war schon angerichtet. Vor einem der Zelte stak auf einem Spieß ein abgeschlagener Kopf mit gebräunter Haut und schwarzen Haaren als Trophäe, daneben feierten Männer lautstark und siegestrunken.
    Dietrichs Vetter ließ sie allesamt in Fesseln legen. Heinrich von Schwarzburg befragte seine Männer, ob noch weitere Störenfriede aus anderen Lagerabschnitten unterwegs waren, und schickte sie sofort hinterher, um sie aufzuhalten.
    Konrad von Mainz rief die Fürsten und Anführer der einzelnen Kontingente zum Kriegsgericht zusammen.
    Zwei Plünderern aus seiner eigenen Streitmacht ließ der Markgraf des Ostens die Hand abschlagen und verstieß sie aus dem Heer. Als ihre blutenden Stümpfe mit heißem Teer bestrichen und verbunden waren, mussten sie ohne jegliche Habe loswanken und versuchen, in der Stadt zu überleben, deren Bewohner sie bestohlen hatten.
    Die Anführer der einzelnen Heeresteile beschlossen einmütig, den Mann an den Herrscher von Jerusalem zu übergeben, der einen Einheimischen erschlagen hatte. Der Mörder sollte mitten in der Stadt aufgehängt werden, um allen zu zeigen, dass die Missetat gesühnt wurde und die Neuankömmlinge aus deutschen Landen sich ab sofort an die Waffenruhe halten wollten.
    Wie sich noch am gleichen Tag herausstellte, war der Erschlagene kein Sarazene, sondern ein Christ gewesen.
    Auch die Männer Heinrichs von Schwarzburg hatten bei der Verfolgung und Gefangennahme der Plünderer einen Toten zu beklagen. Eine Gruppe von Mordlustigen wollte sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen, Heiden abzuschlachten, und lieferte sich mit den Thüringern ein blutiges Gefecht. Zwei der vollkommen Enthemmten kamen dabei um, drei weitere wurden von den Männern des Schwarzburgers überwältigt und in Fesseln zum Lager geführt. Aber ein Thüringer starb bei diesem Kampf.
    Das Fürstengericht beschloss ohne großes Federlesen, die Gefangenen im Lager aufzuknüpfen.
    Nachdem das Urteil vollstreckt war, zog sich Thomas zu den Pferden zurück.
    Es fängt schon wieder an wie damals, dachte er bedrückt. Hatte ich das etwa vergessen, als ich Dietrich sagte, ich wollte mit auf diesen Kriegszug?
    Es ging mir doch nicht nur darum, endlich meinen Wallfahrereid zu erfüllen. Frieden wollte ich finden am Grab von Jesus. Aber wenn wir nicht nach Jerusalem können – wie lange werden all diese kampflustigen Männer ruhig bleiben und den Waffenstillstand wahren?
    Vielleicht sollten wir besser wieder abziehen und dem Kaiser Nachricht schicken, das Ganze abzubrechen. Doch dazu wird es wohl kaum kommen. Kaiser Heinrich ist jemand, der Dinge sehr zielstrebig verfolgt, auch wenn er seine wahren Absichten selten enthüllt. Wer weiß, was er wirklich vorhat mit diesem Kreuzzug, außer sich das Wohlwollen des Papstes zu erzwingen!
    Nachdenklich und voller bitterer Gedanken legte Thomas den Kopf in den Nacken und starrte auf die Mondsichel, die hier fern der Heimat merkwürdig auf dem Rücken lag, während Drago ihm freundlich den Kopf an die Schulter lehnte.
     
    Der Befehl des Königs von Jerusalem, unbedingt die Waffenruhe einzuhalten, war auch noch am nächsten Morgen Gegenstand lebhafter Erörterungen in der Vorhut des kaiserlichen Heeres.
    Was sollten sie hier, wenn sie nicht kämpfen durften? Und wie sollten sie den vom Papst versprochenen Platz im Paradies und die Vergebung aller Missetaten erlangen, wenn sie
keine
Ungläubigen erschlugen? Waren sie nicht deshalb hierhergekommen?
    Allerdings rieten das Schicksal der Verurteilten und der Anblick der drei Gehängten im Lager, gerade

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