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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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etwas entschlossen, kannte er keine Zweifel mehr. Er strotzte vor Selbstsicherheit, ohne dabei eitel zu sein, und schien mit dem Gefühl zu leben, dass es Hindernisse im Leben nur gab, um sie mit spielender Leichtigkeit aus dem Weg zu räumen.
    War Dietrich für sie die Verkörperung all dessen, wofür einst ihr Vater gelebt und gekämpft hatte, so wirkte Boris von Zbor eher wie eine noch sorglosere Ausgabe von Lukas. Doch wäre er nicht ebenfalls ein so tapferer wie aufrechter Mann, hätte ihn Clara keines Blickes gewürdigt.
    Als der Slawe wenige Tage nach dem Wiedersehensfest bei ihren Eltern überraschend erneut vor ihrem Haus stand und sie die Kinder nur mit Mühe davon abbrachte, ihn um neue Geschichten zu bestürmen, hatte sie geglaubt, ein Zufall habe ihn nach Freiberg geführt oder eine Nachricht, die zu überbringen war.
    Er verneigte sich und überreichte ihr drei sorgfältig gearbeitete Behältnisse aus Birkenrinde, in die Verzierungen eingeprägt waren, die ein verschlungenes, regelmäßiges Muster ergaben.
    »Für Eure Kräuter. Was Ihr darin aufbewahrt, wird nicht verderben«, erklärte er, und ungewohnt verlegen fügte er hinzu: »Ich habe jemanden in meinen Diensten, der recht geschickt in diesem Handwerk ist.«
    Vorsichtig nahm Clara eines der kleinen Stücke in die Hand und bestaunte das Muster. Erst aus der Nähe erkannte sie, dass hier zwei Schichten Rinde übereinandergearbeitet waren und die obere mit dem Muster durchbrochen war.
    »Geschickt« war eindeutig untertrieben; »kunstfertig« wäre das rechte Wort gewesen.
    »Sie sind wirklich wunderschön«, sagte sie aus ehrlichem Herzen.
    »Wie gesagt, was Ihr darin aufbewahrt, wird nicht verderben. Eine besondere Eigenschaft von Birkenrinde. Aber das wisst Ihr wahrscheinlich selbst als jemand, der sich gut mit Pflanzen auskennt.«
    Clara musste daran denken, wie Reinhard ihr bei seiner ersten Werbung um sie ein kleines silbernes Kästchen überreicht hatte – nicht mit Schmuck, sondern mit kostbarem Mohnsamen aus dem Morgenland.
    Mit einem Mal stutzte sie und musterte den Slawen, der kein Auge von ihr ließ. Konnte es etwa sein …?
    Aber nein, das wollte sie nicht glauben. Und die Art, wie er ihr bei ihrer ersten Begegnung Komplimente gemacht hatte … Das war ihm zu glatt über die Lippen gegangen, zu gewohnheitsmäßig. Wie es die Ritter bei Hofe in aller Öffentlichkeit taten und in der Kammer dann womöglich die eigene Frau grün und blau schlugen, wenn sie schlechte Laune hatten.
    Wahrscheinlich war dieser Boris ein Weiberheld. Mit seiner Stärke, seinen blauen Augen und seinem freimütigen Lächeln würde es ihm gewiss nicht schwerfallen, reihenweise Herzen zu brechen. Besser, sie hielt ihn sich vom Leibe.
    Also bedankte sich Clara höflich für das Geschenk und wartete, dass der Gast seiner Wege ziehen würde.
    Stattdessen blieb er stehen und erkundigte sich: »Wissen sich die Burschen aus der Nachbarschaft inzwischen zu benehmen?«
    Nun musste sie lächeln. »Sie machen jetzt einen weiten Bogen, wenn sie mich sehen. Sie fürchten wohl, Ihr könntet ihnen eine weitere Lektion erteilen.«
    »Wie schade!«, brummte Boris mit seiner tiefen Stimme. »Darauf hätte ich wirklich Lust an diesem schönen Tag.« Er lachte, und auch Clara lächelte erneut bei der Erinnerung.
    »Ihr müsst sicher gleich weiter. Aber wenn Ihr wollt, bringe ich Euch einen Becher Bier zur Erfrischung«, sagte sie, unsicher, was er von ihr erwartete. Sie konnte ihn doch nicht schon wieder einfach so ins Haus bitten!
    »Das wäre wundervoll«, meinte er zufrieden.
    Sie ging ins Haus, und als sie mit dem gefüllten Becher wieder hinaustrat, stutzte sie.
Rein zufällig
stand doch da Peter.
    Noch bevor der Großknecht von Lukas’ Haushalt auch nur ein Wort sagen konnte, begriff Clara, was hier gerade vonstattenging. Schließlich war sie mit dem sorgsam gehüteten Wissen aufgewachsen, was Peter und seine heimlichen Verbündeten alles unbemerkt von anderen im Auftrag ihrer Eltern bewerkstelligten; in ihrer Kindheit hatte sie sogar zu dieser Verschwörerbande gehört.
    Während Entrüstung und Scham in ihr hochkochten, sprach Peter genau das aus, womit Clara rechnete.
    »Lukas und Marthe bitten Euch, heute Abend ihr Gast zu sein, Herr von Zbor. Und auch Ihr, Clara, und Euer Bruder seid herzlich eingeladen.«
    Boris strahlte. »Richte deiner Herrin meinen Dank aus. Aber jetzt muss ich weiter, eine Nachricht auf die Burg überbringen.«
    Er küsste Clara die Hand, schwang

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