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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zurückkehren darfst.«
    Jakob schüttelte den Kopf. »Er wird mich verachten. So, wie er meinen Vater verachtet.«
    »Ob das so ist, muss sich erst noch zeigen«, meinte Marthe lächelnd. »Ich glaube, da ruft jemand nach uns. Rasch, geh zum Brunnen und kühle dein Gesicht! Niemand muss sehen, dass du geweint hast.«
     
    Lukas und sein jüngerer Bruder waren mit ihrer Aussprache noch nicht sehr weit gekommen, als sie von einem Diener aufgefordert wurden, die Gräfin von Ballenstedt auf einen Ausritt zu begleiten.
    Das lag hauptsächlich daran, dass Lukas mit verschränkten Armen darauf wartete, dass Jakob etwas sagte, und sich jede Bemerkung verkniff, und dieser nicht wusste, wie er beginnen sollte.
    So waren sie beide froh darüber, die peinliche Situation beenden und zu den Stallungen gehen zu können.
    Hedwig stand bereits mit ihrem Sohn neben den gesattelten Pferden und wartete auf sie.
    »Jakob, ich habe vorhin erfahren, dass der hiesige Burghauptmann in Freiberg ein unrühmliches Ende fand«, sagte die Gräfin. »Deshalb möchte ich in Absprache mit meinem Sohn Euch diesen Posten übertragen. Ihr seid der Einzige von den Rittern hier, der nicht von Albrecht geschickt worden ist, um mich zu bewachen.«
    Wie beiläufig fügte sie an: »Ich denke, zu groß wird diese Bürde nicht sein. Nun schert sich niemand mehr um eine einsame Fürstinnenwitwe an diesem einsamen Ort. Ja, und lasst Eure Gemahlin hierherkommen. Ich würde sie gern kennenlernen.«
    Vollkommen überrumpelt, starrte Jakob sie an.
    Lukas stieß ihm unsanft in die Rippen. »Bedank dich gefälligst, du Tölpel!«, raunte er.
    Jakob schreckte aus seiner Erstarrung, kniete nieder, bedankte sich und schwor Hedwig, dieses Amt getreulich auszuüben.
    Dann half er ihr in den Sattel.
    »Ich weiß nicht, wie du das jedes Mal schaffst, wieder auf die Füße zu fallen«, knurrte Lukas, als er und sein Bruder zu ihren Pferden gingen. »Aber ich sollte wohl einfach froh darüber sein.«
    Jakob atmete auf. Über diese mürrische Vergebung war er noch glücklicher als über sein neues Amt.

Die Saat des Bösen
    A lbrecht von Wettin, genannt »der Stolze«, wurde in aller Pracht im Kloster Cella Sanctae Mariae nahe Nossen beigesetzt – neben seinem Vater, mit dem er solch heftigen Streit gehabt hatte.
    Doch über diese Ironie des Schicksals verlor niemand ein Wort, ebenso wenig über die Untaten, die Albrecht während seiner Herrschaft begangen hatte, und über sein unrühmliches Ende. Es wurde – wie von Hedwig gefordert und von Markgraf Konrad sorgfältig vorbereitet – das Begräbnis eines mächtigen Fürsten von edlem Geschlecht, dem nun alle Sünden vergeben waren.
    Während die anderen Gäste der Trauerfeier am Morgen nach der Zeremonie wieder aufbrachen, um die Heimreise anzutreten, blieb Sophia im Gästehaus des Klosters. Sie hatte erklärt, der Tod ihres Mannes und die Schwangerschaft hätten sie zu sehr angegriffen, um jetzt reisen zu können. Sie müsse erst ein paar Tage ruhen, bevor sie wieder in den Sattel stieg.
    Wie erstarrt saß sie auf der Kante ihres Bettes, die Arme um den Körper geschlungen – genau so, wie sie gesessen und zugesehen hatte, als ihr Mann sich in Krämpfen am Boden wand und vergeblich versuchte, gegen das Gift anzukämpfen.
    Sie war nun Witwe.
    Sie war das Ungeheuer los, das sie in den endlos scheinenden Jahren ihrer Ehe erst mit Abscheu, dann mit Furcht erfüllt hatte.
    Und dennoch fühlte sie sich nicht befreit, spürte sie keine Erleichterung. Noch jung und von hohem Stand, wie sie war, würde man sie bald wieder vermählen, und dann ginge alles von vorn los.
    Jahre der Angst und Demütigungen hatten sie gebrochen, die langen Reisen und die anstrengende Schwangerschaft zermürbt. Und von allen Seiten setzten ihr Leute zu: ihr Schwager Konrad, der von ihr verlangte, künftig jede seiner Weisungen zu befolgen, ihr Bruder, der sie mit Vorwürfen überschüttete, weil sie sich nicht unter seine Vormundschaft gestellt hatte, sondern Konrad ihm zuvorgekommen war; ihre Schwiegermutter, die ihr Hilfe anbot. Aber sie mochte Hedwig nicht leiden, weil sie
das Ungeheuer
geboren hatte.
    Voller Widerwillen sah die junge Witwe auf ihren gerundeten Bauch. Wuchs da in ihrem Leib genauso ein Monstrum heran? Die Saat des Bösen? Schließlich – Albrecht hatte es in sie gepflanzt. Das Wesen, das da in ihr wucherte, bereitete ihr von Anbeginn an nur Übelkeit und Schmerzen. Wollte es sie töten?
    Sophia fröstelte, hastig schlug sie ein

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