Der Traum des Highlanders
ebenfalls zu tun.
»Ich muss kurz mit dir reden, Robbie«, meinte Daar, während er mit seinem Stock die Hühner auseinandertrieb. »Es gibt da eine Sache, bei der du mir helfen musst.«
»Falls es um die neue Pumpe für den Brunnen geht, die habe ich bereits bestellt«, erwiderte Robbie in der Hoffnung, dass sich der alte Priester, der eine kleine Hütte auf dem Tar Stone bewohnte, damit abspeisen ließ. »Sie müsste morgen kommen, dann bauen die Jungs und ich sie gleich nach der Schule ein.«
Daar aber schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht wegen der Pumpe hier.« Er trat einen Schritt näher und senkte seine Stimme auf ein leises Flüstern, als Rick aus dem Haus gelaufen kam. »Es geht um etwas Wichtigeres.«
»Peter hat den Trockner mal wieder zu voll gestopft, und jetzt schlagen Flammen aus dem Ding«, brüllte Rick von der Veranda. »Wo ist der Feuerlöscher?«
Robbie rannte Richtung Haus und ließ den Priester einfach zwischen den aufgescheuchten Hennen stehen. Es hätte ihm gerade noch gefehlt, dass der alte Hof von seiner Mutter, der immerhin vier Generationen von Sutters überstanden hatte, von einem Teenie abgefackelt wurde, für den Haushaltsgeräte in Wahrheit Dämonen waren, die versuchten, ihn in die Unterwelt zu ziehen.
Erst vor einem knappen Monat hatte der fünfzehnjährige Peter das letzte Feuer ausgelöst.
Damals hatte er den Toaster und mit ihm die Vorhänge und einen Teil des Küchenschranks in Brand gesetzt, der Geruch des Feuers hing noch immer überall im Haus.
Robbie schnappte sich den Feuerlöscher, der an einem Haken keinen Meter hinter Rick befestigt war, rannte in die Waschküche, löschte die Flammen, die bereits in Richtung Decke züngelten, kehrte zurück in die Küche, wischte sich den weißen Schaum aus dem Gesicht und blickte auf die jungen Männer, die ihm mit großen Augen entgegensahen, als lägen ihre Schicksale in seiner Hand. Was auch tatsächlich so war.
Vier Jungen, die das Jugendamt in seine Obhut gegeben hatte. Oder zumindest drei. Gunter nämlich war seit seinem achtzehnten Geburtstag vor sechs Wochen frei. Doch er hatte es offenbar nicht eilig, von hier fortzugehen.
Robbie hatte nichts dagegen, wenn er noch ein wenig blieb. Solange Gunter keinen anderen Platz im Leben hätte, böte er ihm weiterhin ein Heim.
Auch wenn die zuständige Richterin damit nicht wirklich einverstanden war.
Martha Bailey sah es nicht gern, dass die drei anderen Jungs, vor allem der fünfzehnjährige Peter, mit einem bekannten Streithammel zusammenlebten, der bereits an drei Bezirksgerichten und auch in diversen Jugendstrafanstalten unangenehm aufgefallen war. Deshalb hatte sie das heutige Treffen anberaumt.
»Du Idiot!« Rick boxte Peter gegen den Arm. »Willst du etwa, dass man uns wieder in irgendeine Pflegefamilie schickt?«
»Und wo zum Teufel sind wir jetzt?« Peter rieb sich den schmerzenden Arm und starrte seinen älteren Bruder böse an.
»Das hier ist keine Pflegefamilie«, schnauzte Rick ihn an. »Vor allem ist es hier ja wohl besser als im Heim. Verdammt, ich gehe hier bestimmt nicht deinetwegen weg.« Er holte aus, um seinen Bruder noch einmal zu boxen, Robbie aber griff nach seiner Faust und hielt sie fest.
»Außer in die Schule geht ihr heute nirgends hin«, erklärte er dem Jungen sanft. »Und wenn das Haus in Schutt und Asche liegt, ziehen wir einfach in die Scheune um. Ihr alle bleibt so lange hier, bis ihr selbst zu dem Ergebnis kommt, dass ihr lieber woanders leben wollt.«
»Es wäre alles einfacher, wenn du endlich eine neue Haushälterin finden würdest«, stellte Cody fest, während er seinen halb verbrannten Toast aus dem nagelneuen Toaster zog.
»Wir haben deshalb keine Haushälterin mehr, weil ihr die letzten drei vertrieben habt«, erinnerte Robbie ihn.
»Die haben alle nicht das kleinste bisschen Spaß verstanden«, erklärte Cody schnaubend und kratzte über der Spüle das Schwarze von seinem Brot.
»Ich werde daran denken, auch das in der Stellenanzeige zu erwähnen.« Robbie stellte den leeren Feuerlöscher neben der Haustür ab, damit er daran dächte, ihn wiederauffüllen zu lassen, wenn er zu dem Treffen mit Richterin Bailey fuhr. Dann ging er ins Bad, wusch sich Gesicht und Hände und rief durch die offene Tür: »Ihr müsst heute den Schulbus nehmen. Gunter, du fährst mit dem Pick-up in den Wald.« Da er kein Handtuch finden konnte, trocknete er seine Hände einfach am Saum seines Flanellhemds ab und ging wieder in den Flur. »Aber du
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