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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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seines Kameraden an ihr bemerkt, und es gefiel ihm nicht.
    Zwar fand Emma Carlos so untypisches Bedürfnis, seinen Besitzanspruch zu demonstrieren, seltsam, doch sie ließ es zu, dass er sie umarmte, und war froh über diese Bestätigung vor Dominics Augen, dass sie einem anderen gehörte. Während Carlo sie fest an seiner Seite hielt, verbarg sie ihr Gesicht an seiner Uniform, von dem großen Mann abgewandt.
    Geistesabwesend schob Carlo sie mit einer Schulterbewegung von sich, während er einen vorbeikommenden Dienstboten anwies, die Tasche, die Dominic in der Eingangshalle gelassen hatte, in sein Schlafzimmer zu bringen.
    Niemand bemerkte seine abweisende Geste, doch Emma spürte, wie Dominic hochinteressiert jede Kleinigkeit ihres Umgangs miteinander registrierte. Welche Schlussfolgerungen er daraus zog, war unmöglich zu erraten, denn von den leicht zu deutenden Gefühlen, die er noch vor einem Augenblick in der Eingangstür gezeigt hatte, war nun nichts mehr in seiner Miene zu erkennen.
    »Dominic wird über Nacht bei uns bleiben«, erklärte Carlo.
    »Natürlich«, stimmte sie zu und ging im Geiste die verfügbaren Zimmer durch.
    Ihr renoviertes Kutschenhaus war zwar nicht so luxuriös wie die
castelli,
in denen die anderen wohnten, doch groß genug, um ihnen Privatsphäre zu gewähren, wofür sie sehr dankbar war. Sie würde dafür sorgen, dass ihr Besucher so weit entfernt wie möglich von ihren Schlafzimmern untergebracht würde. Auf keinen Fall sollte er irgendwelche lustvollen Laute zu hören bekommen, die in der Nacht aus ihren Räumen dringen könnten. Bei dem Gedanken daran stieg ihr die Röte in die Wangen.
    »Nur wenn Ihr sicher seid, dass ich damit niemandem zur Last falle«, brummte Dominic, und zu ihrer Überraschung hörte sie einen fast unmerklichen Anflug von Humor in seiner Stimme, so als hätte er ihre Gedanken gelesen und amüsierte sich nun über ihre Sittsamkeit.
    »Jeder Freund meines Mannes ist mir höchst willkommen«, versicherte sie, während sie endlich das Speisezimmer betraten.
    »Grazie.«
Seine sündigen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und erneut durchfuhr sie ein blitzartiger Schauer.
    Was war nur mit ihr los?, fragte sie sich, während sie die Bediensteten anwies, ein zusätzliches Gedeck aufzulegen und mit dem Auftragen des Abendessens zu beginnen.
    Irgendetwas an Carlos Freund machte sie nervös, doch sie schüttelte das Gefühl ab. Es lag nicht an ihm, sondern an seiner Art. Charismatische Männer verursachten ihr immer Unbehagen. Er war zu groß. Zu selbstbewusst.
    Nun, das waren Nicholas, Raine und Lyon zwar auch, aber bei den dreien war das etwas völlig anderes. Sie kannte sie schon seit fünfzehn Jahren, seit Jane Nicholas geheiratet und sie mit hierhergebracht hatte, damit sie hier lebte. Sie waren ungezwungen und vertraut im Umgang mit ihr, wie Brüder.
    Vielleicht lag die Ursache für ihr Unbehagen ja einfach nur an ihrer bevorstehenden Mutterschaft, befand sie, als sie ihrem Ehemann und dessen Gast gegenüber am anderen Ende des Tisches Platz nahm.
    »Sagen Sie mir, Dominic, warum haben wir Sie nicht schon früher kennengelernt?«, fragte Nicholas, als sie alle saßen, und Emma vermutete, dass dies der Beginn einer langwierigen Befragung sein würde.
    »Oder wenigstens von Ihnen gehört?«, fügte Lyon hinzu.
    »Ich habe keine Ahnung«, lautete die unbefangene Antwort. Dominic spielte mit seinem Essen herum, und Emma fragte sich plötzlich, ob die Speisen vielleicht ungewohnt für ihn waren. Sie bedeutete den Dienern, ihm etwas von den anderen Platten und Tellern anzubieten.
    »Ihr müsst verstehen, dass unsere Arbeit heikel und notwendigerweise im Verborgenen zu erledigen ist«, beeilte Carlo sich zu erklären. »Als uns die Kämpfe heute in die Nähe des Tores geführt haben, wurden wir vorübergehend von unserem Regiment getrennt. Da ich ohnehin geplant hatte, heute zu Emma zu kommen, erschien es mir das Sicherste, Dom mitzubringen.«
    »Nur für heute Nacht«, bemerkte Dominic. »Morgen gehe ich.«
    »Kommt euch beiden Ärger hinterher?«, fragte Raine.
    »Ich blieb zunächst etwas zurück, um sicherzustellen, dass wir nicht verfolgt werden«, versicherte Dominic ihm.
    Als ihm die Suppenterrine dargeboten wurde, nahm er sie dem verdutzten Bediensteten aus den Händen und starrte dann auf ihren Inhalt, als wüsste er nicht recht, was er als Nächstes tun sollte.
    »Cristoforo, bitte schöpfe doch etwas Suppe in den Teller für den Signore«, bat Emma den

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