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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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sah ihm die Anspannung an, als er die liebevolle Umklammerung über sich ergehen ließ.
    Die Eingangshalle war nicht groß, und die Anwesenheit der anderen drängte Emma vorübergehend in die Öffnung der Eingangstür. Während sie sie beobachtete, glättete sie unruhig ihre langen raschelnden Röcke. Jane hatte darauf bestanden, dass sie sich wochenlang auf diese bedeutsame Heimkehr vorbereitete, und sie hatte ihr dabei geholfen, dieses extravagante Kleid sowie neue Nachtkleider auszusuchen.
    Sie hatten den Tag zusammen verbracht, um sicherzugehen, dass sie so perfekt wie möglich aussah, um ihren Ehemann zu begrüßen, in der Nacht, in der sie frischgebackene Eltern werden sollten. Emma hatte es nicht übers Herz gebracht, ihrer Schwester zu erklären, dass sie versuchte, einen Diamanten aus einem Kieselstein zu schleifen. Denn während Jane hübsch war und es verstand, ihre Schönheit noch zu betonen, war Emma eher unscheinbar und verschwendete nur wenig Mühe auf ihre Erscheinung.
    Das prächtige Taftkleid, das sie trug, war mit kunstvollen Spitzen am Saum und zierlichen venezianischen Glasperlen am Ausschnitt besetzt. Es war erst in dieser Woche geliefert worden und stammte vom besten Damenschneider in ganz Florenz. Ein geriffeltes Band durchwob die braunen Locken ihres sorgfältig gebürsteten und zurechtgemachten Haares.
    Alles für die Rückkehr ihres Ehemanns. Alles für einen Mann, der sie nicht liebte und nur als Mittel betrachtete, um ihm zu Nachkommen zu verhelfen.
    »Willkommen, Carlo!« Die tiefe Männerstimme gehörte zu Janes Ehemann Nicholas, der sich zu ihnen gesellt hatte. Seine jüngeren Brüder Raine und Lyon und deren Ehefrauen Jordan und Juliette folgten ihm. Die ganze Familie hatte sich heute Nacht hier versammelt, um ihnen alles Gute für die Nacht zu wünschen, in der ihr erstes Kind geboren würde. Die drei Paare wohnten in den ursprünglichen
castelli
des Gutes, was gegenseitige Besuche einfach machte.
    Emma ließ sich beiseiteschieben, als alle in die Halle drängten. Es war nur natürlich, dass sie alle aufgeregt waren, denn sie sahen Carlo nur selten. Er war schon so lange im Krieg und kam nur zeitweise nach Hause, um mit ihr zu schlafen, mit der Regelmäßigkeit, in der sein Satyrblut danach verlangte.
    Ihr letztes Zusammenkommen lag einen Monat zurück. Es war eine Vollmondnacht gewesen. Der Mond hatte hell und schwer am Himmel gehangen wie eine reife Frucht. So, wie es auch heute Nacht wieder der Fall wäre.
    In jener schrecklichen Nacht vor vier Wochen war Carlo erst spät, gegen Mitternacht, in ihr Bett gekommen und hatte sie geweckt. Der Mond war schon seit Stunden am Himmel gewesen, und Emma hatte sich bis dahin längst in der Annahme in den Schlaf geweint, er hätte eine andere Frau gefunden, um seine Leidenschaft zu teilen, und würde nicht zu ihr kommen. Denn mit Einsetzen der Abenddämmerung einer Vollmondnacht begannen Rituale, die Verstand und Körper eines Satyrs jenseits aller Vernunft fesselten.
    Weil sie es aufgegeben hatte, auf ihn zu warten, war sie nicht vorbereitet gewesen, und er hatte …
    Nein, daran wollte sie nicht denken – nicht jetzt.
    Als sie am Morgen danach erwacht war, mit Blutergüssen bedeckt an Stellen, die ihre Familie nicht zu sehen bekam, war er bereits wieder in die Anderwelt zurückgekehrt.
    Aber sie war nicht allein gewesen. Er hatte sie schwanger zurückgelassen. Es würde ihr erstes Kind sein, und es würde bei Sonnenaufgang geboren werden.
    Emma wollte die Tür schließen, ließ sie jedoch angelehnt, als sie sah, dass Carlos Tasche noch immer dort auf der Veranda lag, wo er sie fallen gelassen hatte. In genau diesem Moment bewegte sich das Kind in ihr, und sie fühlte das seltsame Flattern, das ihr in den letzten Tagen so vertraut geworden war. In einer schützenden Geste legte sie eine Hand über ihren Bauch.
    Die langen Schatten des späten Nachmittags, die auf die Treppenstufen fielen, regten sich unnatürlich und zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich.
    Dort draußen stand ein Mann und beobachtete sie.

3
    Z wei Punkte aus leuchtendem Quecksilber funkelten Emma aus der Dunkelheit heraus an, wie die Augen eines Raubtiers auf der Jagd – eine einsame Bestie, die in der Dämmerung lauerte, während andere, zivilisiertere Wesen mit Einbruch der Abenddämmerung längst das wärmende Herdfeuer ihres Heims aufsuchten.
    Als sie erschrocken aufkeuchte, schritt der ungebetene Beobachter über die Schwelle und lenkte damit sofort jedermanns

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