Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
zurückzugewinnen.«
    »Gut«, sagte Egwene.
    »Und gib ihnen bloß keine sinnlosen Arbeiten«, fuhr Nynaeve fort. Sie hatten den Saal der Burg verlassen und spazierten durch die Gänge. »Sie müssen sich daran gewöhnen, dass du Befehle gibst, aber sorg dafür, dass es gute Befehle sind. Sorg dafür, dass sie dich nicht umgehen. Meiner Meinung nach könnte es ihnen viel zu leichtfallen, sich an den Sitzenden oder den Anführerinnen der Ajahs zu orientieren statt an dir; die Frauen in Emondsfelde fingen an, sich an den Frauenkreis zu wenden statt an mich.
    Solltest du entdecken, dass die Sitzenden Entscheidungen treffen, die dem ganzen Saal hätten vorgetragen werden müssen, musst du deswegen großen Lärm schlagen. Vertrau mir. Sie werden sich darüber beklagen, dass du viel zu viel Theater wegen Nebensächlichkeiten machst, aber sie werden zweimal darüber nachdenken, bevor sie etwas Wichtiges über deinen Kopf hinweg tun.«
    Egwene nickte. Es war ein guter Rat, auch wenn er natürlich durch Nynaeves Weltsicht getrübt war. »Ich glaube, das größte Problem liegt darin, dass ich so wenig überzeugte Anhänger habe.«
    »Du hast mich. Und Elayne.«
    »Tatsächlich?« Egwene blieb stehen und sah Nynaeve an. »Bist du das wirklich?«
    Die ehemalige Dorfseherin blieb ebenfalls stehen. »Natürlich. Sei nicht albern.«
    »Und wie wird es aussehen, wenn die, die mich am besten kennen, meine Autorität ignorieren? Bei anderen den Eindruck erwecken, dass es etwas gibt, von dem sie nichts wissen? Eine Schwäche, die nur meine Freunde kennen?«
    Nynaeve erstarrte. Plötzlich kniff sie die Augen zusammen, und ihre Ehrlichkeit verwandelte sich in Misstrauen. »Es ging gar nicht darum, mich um Rat zu fragen, oder?«
    »Doch, natürlich«, sagte Egwene. »Nur eine Närrin würde den Rat derjenigen ignorieren, die sie unterstützen. Aber wie hast du dich in diesen ersten Wochen als Dorfseherin gefühlt? Als dich alle die Frauen, die du doch führen solltest, lediglich als das Mädchen betrachteten, das sie von früher kannten?«
    »Schrecklich«, sagte Nynaeve leise.
    » Und war es falsch von ihnen, sich so zu benehmen?«
    »Ja. Weil ich zu etwas anderem geworden war. Es ging nicht nur mehr um mich persönlich, es ging um meine herausragende Stellung.«
    Egwene hielt den Blick der älteren Frau fest, und sie tauschten ein Einverständnis aus.
    »Beim Licht«, sagte Nynaeve. »Da hast du mich wirklich erwischt, oder?«
    »Nynaeve, ich brauche dich«, sagte Egwene. »Nicht nur, weil du in der Macht so stark bist, nicht nur, weil du eine kluge entschlossene Frau bist. Nicht nur, weil du so erfrischend unberührt von der Burgpolitik bist, und nicht nur, weil du zu den wenigen Menschen gehörst, die Rand kannten, bevor das alles hier begann. Sondern weil ich Leute brauche, denen ich uneingeschränkt vertrauen kann. Wenn du einer davon sein kannst.«
    »Ich müsste vor dir knien«, sagte Nynaeve. »Dir den Ring küssen.«
    »Und? Hättest du das für eine andere Amyrlin getan?«
    »Es hätte mir nicht gefallen.«
    »Aber du hättest es getan.«
    »Ja.«
    »Und bist du der ehrlichen Auffassung, dass eine andere besser für diese Aufgabe geeignet wäre als ich?«
    Nynaeve zögerte, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Warum ist es dann so bitter für dich, der Amyrlin zu dienen? Nicht mir, sondern der Stellung?«
    Nynaeve sah aus, als hätte sie etwas sehr Bitteres getrunken. »Das wird mir nicht… leichtfallen.«
    »Ich wüsste nicht, dass du jemals einer Aufgabe aus dem Weg gegangen bist, weil sie schwierig war.«
    »Die Stellung. In Ordnung. Ich versuche es.«
    »Dann könntest du damit anfangen, mich Mutter zu nennen. « Egwene hielt einen Finger hoch, um Nynaeves Einwand im Keim zu ersticken. »Damit du dich selbst daran erinnerst. Das muss nicht immer sein, zumindest nicht privat. Aber du musst anfangen, mich als Amyrlin zu betrachten.«
    » Schon gut, schon gut. Du hast mich mit genug Dornen gestochen. Ich komme mir schon so vor, als hätte ich den ganzen Tag Windsatter getrunken.« Sie zögerte. Dann fügte sie hinzu: »Mutter.« Sie schien fast an dem Wort zu ersticken.
    Egwene lächelte ermutigend.
    »Ich werde dich nicht auf die Weise behandeln, wie die Frauen mich nach meiner Ernennung zur Dorfseherin behandelten«, versprach Nynaeve. »Beim Licht! Schon komisch, sich wie sie zu fühlen. Egal, sie waren trotzdem Närrinnen. Ich werde besser sein; du wirst sehen. Mutter.«
    Dieses Mal klang es etwas weniger gezwungen. Egwenes

Weitere Kostenlose Bücher