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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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erstarrte.
    Im Glas unter der Flamme von Tar Valon befand sich ein großes Segment in der Form des Drachenzahns. Das war kein Teil des ursprünglichen Fensters. Egwene trat vor und musterte das Glas genauer.
    Neben dem Schöpfer und dem Dunklen König gibt es eine dritte Konstante, sagte Verin in ihrem pedantischen Tonfall, eine Erinnerung aus einer anderen Zeit. Es gibt eine Welt, die in jeder dieser anderen liegt, in ihnen allen gleichzeitig. Vielleicht umgibt sie sie auch. Die Gelehrten im Zeitalter der Legenden nannten sie Tel’aran’rhiod.
    Repräsentierte dieses Fenster eine dieser anderen Welten, eine Welt, in der der Drache und die Amyrlin Tar Valon Seite an Seite regierten?
    »Das ist ein interessantes Fenster«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Egwene zuckte zusammen und fuhr herum. Nynaeve stand dort in einem hellgelben Kleid mit grünem Besatz an Oberteil und Rock. Mitten auf der Stirn trug sie einen roten Punkt, und ihr Haar war zu dem charakteristischen Zopf geflochten.
    Egwene verspürte eine Woge der Erleichterung. Endlich! Es war Monate her, dass sie Nynaeve das letzte Mal gesehen hatte. Innerlich darüber verärgert, dass sie sich auf diese Weise hatte überraschen lassen, brachte sie ihre Züge unter Kontrolle und umarmte die Quelle, um Geist zu weben. Ein paar umgedrehte Gewebe halfen vielleicht dabei, sich nicht noch einmal überraschen zu lassen. Elayne sollte etwas später eintreffen.
    »Ich habe dieses Muster nicht gewählt«, sagte Egwene und sah wieder zum Rosenfenster. »Das ist Tel’aran’rhiods Interpretation.«
    »Aber das Fenster selbst ist real?«
    »Leider«, sagte Egwene. »Eines der Löcher, die die Seanchaner bei ihrem Angriff hinterließen.«
    »Sie haben angegriffen?«, fragte Nynaeve.
    »Ja.« Was du wissen würdest, hättest du je auf meine Rufe reagiert!
    Nynaeve verschränkte die Arme, und sie sahen sich quer durch den Raum an, getrennt von der Flamme von Tar Valon auf dem Boden. Das hier musste man sehr sorgfältig angehen; Nynaeve konnte kratzbürstiger sein als der schlimmste Dornbusch.
    »Nun«, sagte Nynaeve und klang entschieden unbehaglich, »ich weiß, dass du viel zu tun hast, und das Licht allein weiß, dass es mir genauso geht. Also sag mir, was ich deiner Meinung nach unbedingt wissen muss, damit ich wieder gehen kann.«
    »Nynaeve«, sagte Egwene, »ich habe dich nicht nur hergeholt, um dir Informationen zu geben.«
    Nynaeve packte ihren Zopf. Ihr war klar, dass sie einen Tadel verdient hatte, weil sie Egwene auf diese Art und Weise aus dem Weg gegangen war.
    »Eigentlich«, fuhr Egwene fort, »wollte ich dich um deinen Rat bitten.«
    Nynaeve blinzelte. »Einen Rat weswegen?«
    » Nun «, sagte Egwene und schritt langsam über die Flamme, »du bist eine der wenigen, die meiner Meinung nach in einer ähnlichen Situation wie ich waren.«
    »Amyrlin?«, fragte Nynaeve tonlos.
    »Eine Führerin, die alle für zu jung halten«, sagte Egwene, ging an Nynaeve vorbei und bedeutete ihr, sich ihr anzuschließen. »Die plötzlich in ihre Position erhoben wurde. Die weiß, dass sie die richtige Frau für die Aufgabe ist, trotzdem von den meisten in ihrer Umgebung nur widerwillig akzeptiert wird.«
    »Ja«, sagte Nynaeve und hielt mit Egwene Schritt, während ihr Blick in die Ferne zu schweifen schien. »Man könnte sagen, dass ich mich mit dieser Situation auskenne.«
    »Wie bist du damit umgegangen? Es kommt mir so vor, dass ich alles, was ich tun will, selbst tun muss - denn wenn ich es nicht mache, ignoriert man mich, sobald ich außer Sicht bin. Viele sind der Ansicht, dass ich Befehle gebe, nur um mich reden zu hören, oder sie nehmen mir meine übergeordnete Position übel.«
    »Wie ich damit umging, als ich Dorfseherin wahr?«, fragte Nynaeve. »Egwene, ich weiß nicht einmal, ob ich das überhaupt bewusst tat. Die meiste Zeit konnte ich mich kaum davon abhalten, Jon Thane eins auf die Ohren zu geben, und fang bloß nicht mit Cenn an!«
    »Aber am Ende respektierten sie dich.«
    »Man durfte sie nie vergessen lassen, welche Stellung ich bekleidete. Man durfte ihnen einfach nicht erlauben, dass sie mich weiterhin als junges Mädchen betrachteten. Etabliere deine Autorität schnell. Sei bei den Frauen in der Burg energisch, Egwene, denn sie werden gleich zu Beginn versuchen herauszufinden, wie weit man dich herumschubsen kann. Und wenn du zulässt, dass man dich auch nur eine Handbreit herumschubst, dann wird es dir unendlich schwerfallen, das verlorene Terrain

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