Der Traum des Wolfs
nicht herumschubsen lassen würde. Das war vorbei. Zuerst Gaebril, dann Valda und jetzt Perrin Aybara? Man würde Tallanvor einen schlechten Dienst erweisen, bekäme er eine Frau, die ihn heiratete, weil man es ihr befahl.
Sie musterte Perrin, der errötete. Sie mäßigte ihren Ton. »Ihr macht das noch nicht lange, also gebe ich Euch einen Rat. Es gibt Dinge, um die sich ein Lord kümmern sollte, aber aus anderen sollte er sich immer heraushalten. Ihr werdet den Unterschied im Laufe der Zeit lernen, aber verzichtet freundlicherweise darauf, solche Forderungen wie gerade eben zu stellen, bevor Ihr Euch zumindest mit Eurer Frau beratschlagt habt.«
Mit diesen Worten machte sie einen Knicks - noch immer mit allen Teetassen - und zog sich zurück. Sie hätte nicht auf diese Weise mit ihm sprechen dürfen. Nun, dann hätte er nicht einen solchen Befehl geben sollen! Anscheinend hatte sie ja doch noch etwas Feuer in sich. Sie hatte sich nicht mehr so energisch oder selbstbewusst gefühlt seit… nun, kurz bevor Gaebrils Ankunft in Caemlyn! Allerdings würde sie Tallanvor suchen müssen und seinen Zorn beschwichtigen.
Sie brachte die Tassen zu einem Spülstand in der Nähe und begab sich dann auf die Suche nach Tallanvor. Um sie herum gingen Diener und Arbeiter fleißig ihren Beschäftigungen nach. Viele der ehemaligen Gai’schain verhielten sich noch immer so, als wären sie bei den Shaido, verneigten sich und dienerten, sobald man sie bloß ansah. Die aus Cairhien waren die schlimmsten; sie waren am längsten in Gefangenschaft gewesen, und Aiel waren sehr gut in ihren Lektionen.
Natürlich gab es auch ein paar echte Aiel-Gai’schain. Welch seltsamer Brauch. Soweit es Morgase verstanden hatte, waren einige der Gai’schain von den Shaido gefangen genommen und in Maiden befreit worden. Sie trugen weiterhin das Weiß, und das bedeutete, dass sie ihren eigenen Verwandten und Freunden als Sklaven dienten.
Man konnte jedes Volk verstehen. Aber sie musste zugeben, dass man bei den Aiel vermutlich länger als bei anderen dafür brauchen würde. Zum Beispiel diese Gruppe aus Töchtern, die durch das Lager liefen. Warum mussten sie jeden zur Seite stoßen, der ihnen im Weg stand? Dafür bestand doch gar kein…
Morgase zögerte. Diese Töchter eilten direkt auf Perrins Pavillon zu. Sie sahen aus, als brächten sie schlechte Nachrichten.
Ihre Neugier war einfach zu stark, und sie folgte ihnen. Die Töchter stellten zwei Wachen an den Zelteingang, aber das Gewebe gegen Lauscher war entfernt worden. Sie umrundete das Zelt und versuchte auszusehen, als wäre sie mit etwas anderem beschäftigt als mit Lauschen, verspürte dabei aber eine gewisse Scham, weil sie Tallanvor seinem Schmerz überließ.
»Weißmäntel, Perrin Aybara«, drang Sulins energische Stimme nach außen. »Eine große Streitmacht von ihnen befindet sich direkt vor uns auf der Straße.«
KAPITEL 7
Leichter als eine Feder
N achts erschien die Luft ruhiger, obwohl der Donner Lan noch immer warnte, dass längst nicht alles in Ordnung war. In den Wochen seiner Reise mit Bulen schien der Sturm über ihnen finsterer geworden zu sein.
Nach dem Ritt gen Süden ging es nach Osten weiter; sie waren irgendwo in der Nähe der Grenze zwischen Saldaea und Kandor, auf der Lanzenebene. Um sie herum ragten gewaltige verwitterte Hügel in die Höhe, deren steile Hänge an Festungen erinnerten.
Vielleicht hatten sie die Grenze verfehlt. Diese Straßen im Hinterland hatten oft keine Grenzsteine, und den Bergen war egal, welche Nation sie für sich beanspruchte.
»Meister Andra«, sagte Bulen hinter ihm. Lan hatte ihm ein Reitpferd besorgt, eine weiße Stute. Er führte noch immer sein Lastpferd Späher.
Bulen holte ihn ein. Lan bestand darauf, als »Andra« angesprochen zu werden. Ein Anhänger war schlimm genug. Wenn niemand wusste, wer er war, konnte auch niemand darum bitten, ihn zu begleiten. Im Grunde war er Bulen für die Warnung, was Nynaeve getan hatte, zu Dank verpflichtet. Dafür schuldete er dem Mann etwas. Allerdings redete Bulen gern.
»Meister Andra«, fuhr Bulen fort. »Falls ich einen Vorschlag machen darf, wir könnten an der Kreuzung von Berndt doch nach Süden abbiegen, nicht wahr? Ich kenne dort eine Herberge, die großartige Wachteln serviert. Auf der Straße nach Südmettier könnten wir dann wieder nach Osten reiten.
Ein bedeutend leichterer Weg. An dieser Straße hat mein Cousin einen Bauernhof - er ist ein Cousin mütterlicherseits, Meister
Weitere Kostenlose Bücher