Der Traum des Wolfs
Andra -, und wir könnten …«
»Wir bleiben auf diesem Weg«, sagte Lan.
»Aber Südmettier ist eine so viel bessere Straße!«
»Und darum herrscht dort auch viel mehr Betrieb, Bulen.«
Bulen seufzte, hielt dann aber den Mund. Der Hadori auf seiner Stirn stand ihm, und er hatte sich als überraschend fähig mit dem Schwert erwiesen. Ein Schüler mit einem Talent, wie es Lan schon lange nicht mehr erlebt hatte.
Es war dunkel - wegen der Berge brach die Nacht hier früh herein. Verglichen mit den Gebieten in der Nähe der Großen Fäule war es auch recht kühl. Leider war das Land hier ziemlich bevölkert. Tatsächlich kamen sie eine Stunde nach der Kreuzung zu einer Herberge, in deren Fenster noch Licht brannte.
Bulen betrachtete sie sehnsüchtig, aber Lan ritt weiter. Er ließ sie hauptsächlich nachts reiten. So verhinderte man, gesehen zu werden.
Vor der Herberge saßen drei Männer, die in der Dunkelheit ihre Pfeifen rauchten. Der würzige Rauch verbreitete sich in der Luft und wehte an den Fenstern der Herberge vorbei. Lan schenkte ihnen keine große Aufmerksamkeit, bis sie aufhörten zu rauchen - alle gleichzeitig. Sie banden Pferde von dem Zaun neben der Herberge los.
Großartig, dachte Lan. Straßenräuber, die auf den nächtlichen Wegen nach müden Reisenden Ausschau hielten. Nun, drei Männer sollten sich nicht als zu gefährlich erweisen. Sie trabten hinter Lan her. Angreifen würden sie erst, wenn die Herberge ein Stück hinter ihnen lag. Lan lockerte das Schwert in der Scheide.
»Mein Lord«, sagte Bulen drängend und schaute über die Schulter. »Zwei der Männer tragen den Hadori.«
Lan fuhr so schnell herum, dass sein Umhang wallte. Die drei Männer kamen näher und hielten nicht an. Sie strebten auseinander und ritten an Bulen und ihm vorbei.
Lan schaute ihnen nach. »Andere?«, rief er. »Was glaubt Ihr eigentlich, was Ihr da macht?«
Einer der drei - ein schlanker, gefährlich aussehender Mann - warf einen Blick zurück über die Schulter. Der Hadori hielt sein langes Haar zurück. Es war Jahre her, dass Lan Andere gesehen hatte. Anscheinend hatte er endlich seine Kanndori-Uniform abgelegt; unter seinem tiefschwarzen Umhang war lederne Jagdkleidung zu sehen.
»Ah, Lan«, sagte Andere, und die drei Männer zugehen die Pferde. »Ich habe Euch gar nicht bemerkt.«
»Natürlich nicht«, sagte Lan. »Und Ihr, Nazar. Ihr habt Euren Hadori als junger Bursche abgelegt. Jetzt tragt Ihr ihn?«
»Ich kann tun, was ich will«, sagte Nazar. Er wurde alt - er musste sein siebzigstes Jahr schon hinter sich haben -, aber an seinem Sattel hing ein Schwert. Sein Haar war weiß geworden.
Der dritte Mann, Rakim, war kein Malkieri. Er hatte die schrägen Augen eines Saldaeaners, und er sah Lan schulterzuckend an und schien peinlich berührt zu sein.
Lan hob die Finger zur Stirn und schloss die Augen, während die drei vorausritten. Was für ein albernes Spiel war das denn schon wieder? Egal, dachte Lan und öffnete die Augen wieder.
Bulen wollte etwas sagen, aber Lan brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Er bog nach Süden von der Straße auf einen kleinen, abgenutzten Pfad ab.
Es dauerte nicht lange, und hinter ihm ertönten gedämpfte Hufschläge. Mit zusammengebissenen Zähnen zügelte Lan Mandarb. »Ich hisse den Goldenen Kranich nichtl«
»Das haben wir auch nie behauptet«, sagte Nazar. Die drei ritten wieder um ihn herum und ließen ihn zurück.
Lan stieß Mandarb die Fersen in die Flanken und schloss zu ihnen auf. »Dann hört auf, mir zu folgen.«
»Als ich mich das letzte Mal dafür interessierte, waren wir vor Euch«, sagte Andere.
»Ihr seid hinter mir auf diesen Weg abgebogen«, beschuldigte Lan ihn.
»Die Straßen gehören nicht Euch, Lan Mandragoran«, sagte Andere. Er sah Lan an, das Gesicht in der Nacht von Schatten verhüllt. »Falls es Euch nicht aufgefallen sein sollte, ich bin nicht länger der Junge, den der Held von Salmara vor so langer Zeit ausgeschimpft hat. Ich wurde Soldat, und Soldaten werden gebraucht. Also reite ich auf diesem Weg, wenn ich das will.«
»Ich befehle Euch, umzudrehen und zurückzukehren«, sagte Lan. »Findet einen anderen Weg nach Osten.«
Rakim lachte, nach all den Jahren war seine Stimme noch immer heiser. »Ihr seid nicht länger mein Hauptmann, Lan. Warum sollte ich Euren Befehlen gehorchen?« Die anderen kicherten.
»Einem König würden wir natürlich gehorchen«, sagte Nazar.
»Ja«, sagte Andere. »Sollte er uns einen Befehl
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