Der Traum des Wolfs
verändert. Sie hatte Tallanvor schmerzlich vermisst. Und dann war er zu ihrer Rettung geeilt, obwohl er sich nicht so einem Risiko hätte aussetzen sollen. Er war ihr mehr ergeben als Andor selbst. Und aus irgendeinem Grund war das genau das, was sie brauchte. Sie ging in seine Richtung und balancierte acht Tassen in der Armbeuge, während sie die Untertassen in der Hand hielt.
»Maighdin«, sagte Perrin, als sie den Pavillon verließ. Sie zögerte, drehte sich um. Bis auf Perrin und seine Frau waren alle weg.
»Kommt bitte her«, sagte Perrin. »UndTallanvor, Ihr könnt genauso gut reinkommen. Ich kann Euch da draußen herumlungern sehen. Also ehrlich.. Es ist ja nicht so, als würde sich jemand aus dem Himmel stürzen und sie stehlen, während sie in einem Zelt voller Weiser Frauen und Aes Sedai ist!«
Morgase hob eine Braue. Ihr war nicht entgangen, dass Perrin Faile in letzter Zeit fast genauso sehr hinterherlief.
Tallanvor schenkte ihr ein kurzes Lächeln, als er eintrat. Er nahm ihr ein paar Tassen ab, dann traten sie vor Perrin. Tallanvor verneigte sich förmlich, was sie ärgerte. Er gehörte noch immer der Königlichen Leibwache an - soweit sie wusste, das einzige loyale Mitglied.
»Als Ihr Euch uns damals angeschlossen habt, machte man mir einen Vorschlag«, sagte Perrin schroff. »Nun, ich glaube, es ist Zeit, dass ich ihn befolge. In letzter Zeit seid Ihr beide wie ein paar Halbwüchsige aus verschiedenen Dörfern, die einander in der Stunde vor dem Ende des Sonntags anschmachten. Es ist höchste Zeit, dass Ihr heiratet. Wir könnten Alliandre die Zeremonie durchführen lassen, ich könnte es vielleicht ebenfalls tun. Habt Ihr eine Tradition, die ihr befolgen möchtet?«
Morgase blinzelte überrascht. Sie verfluchte Lini, dass sie Perrin diese Idee ins Ohr gesetzt hatte! Plötzlich ergriff sie Panik, obwohl Tallanvor sie fragend ansah.
»Zieht Euch etwas Hübscheres an, wenn Ihr wollt«, sagte Perrin. »Holt alle zusammen, die Ihr als Zeugen dabeihaben wollt, und seid in einer Stunde wieder hier. Dann bringen wir diesen Unsinn hinter uns.«
Ihre Wangen wurden ganz heiß vor Zorn. Unsinn? Wie konnte er es wagen! Und dann noch auf diese Weise! Sie wie ein Kind loszuschicken, als wären ihm ihre Gefühle - ihre Liebe - lediglich lästig?
Er rollte seine Karte zusammen, aber als Faile ihm die Hand auf den Arm legte, schaute er auf und bemerkte, dass man seinem Befehl nicht gefolgt war. »Was?«, fragte er.
»Nein«, sagte sie. Sie hielt den Blick fest auf Perrin gerichtet; sie wollte die unausweichliche Enttäuschung und das Gefühl der Zurückweisung auf Tallanvors Gesicht nicht sehen.
»Wie bitte?«
»Nein, Perrin Aybara«, sagte sie. »Ich bin nicht in einer Stunde wieder da, um getraut zu werden.«
»Aber …«
»Wenn Ihr Tee serviert oder Euer Zelt gereinigt oder etwas gepackt haben wollt, dann ruft mich. Wenn Ihr Eure Kleidung gewaschen haben wollt, werde ich gehorchen. Aber ich bin Eure Dienerin, Perrin Aybara, und nicht Euer Untertan. Ich stehe loyal zur Königin von Andor. Ihr besitzt nicht die Autorität, mir diese Art von Befehl zu geben.«
»Ich…«
»Und nicht einmal die Königin selbst würde so etwas verlangen! Zwei Menschen zwingen zu heiraten, weil es Euch ermüdet, mit anzusehen, wie sie sich in die Augen schauen? Wie zwei Hunde, die Ihr züchten wollt, um dann den Wurf zu verkaufen?«
»So habe ich das bestimmt nicht gemeint.«
»Trotzdem habt Ihr es gesagt. Davon einmal abgesehen, wie könnt Ihr Euch der Absichten des jungen Mannes so sicher sein? Habt Ihr mit ihm gesprochen, ihn gefragt, wie es ein Lord in einer solchen Angelegenheit tun sollte?«
»Aber Maighdin«, sagte Perrin, »Er hat etwas für Euch übrig. Ihr hättet einmal sehen sollen, wie er sich nach Eurer Entführung benahm. Beim Licht, Frau, aber das ist doch alles offensichtlich!«
»Herzensangelegenheiten sind niemals offensichtlich.« Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und fühlte sich beinahe wieder wie eine Königin. »Wenn ich heiraten will, treffe ich diese Entscheidung selbst. Für einen Mann, der von sich behauptet, dass es ihm nicht gefällt, das Kommando zu haben, gebt Ihr aber ausgesprochen gern Befehle. Wie könnt Ihr Euch so sicher sein, dass ich die Zuneigung dieses jungen Mannes überhaupt will? Kennt Ihr mein Herz?«
Tallanvor erstarrte förmlich. Dann verneigte er sich steif vor Perrin und verließ das Zelt. Er war sehr gefühlsbetont. Nun, er musste wissen, dass sie sich
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