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Der Traumkicker - Roman

Der Traumkicker - Roman

Titel: Der Traumkicker - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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Angehörigen auf behelfsmäßigen Bahren, im Rollstuhl oder auf Handkarren herschaffen lassen. Manche behaupten, sogar Bruder Zacarías Ángel sei mit der Bibel in der Hand zum Sportplatz gekommen, um das Spiel zu sehen, und dass Cachimoco Farfán ihn erspäht und das lauthals in sein Büchsenmikrophon gebrüllt habe. Angeblich hatte der Prediger sich erst hinten im Publikum rumgedrückt, damit ihn der Rest seiner Gemeinde (vollständig anwesend) nicht sah, sich am Ende aber für die Mannschaft die Seele aus dem Leib geschrien und wie ein Irrer gegen den Schiedsrichter gewettert, wenn der ein Foul von uns pfiff, wo keins gewesen war, oder gegen den Linienrichter, wenn der die Fahne nicht hob, wo er klar und deutlich ein Abseits erkannt hatte. »Wie kann dieser Philister so blind sein! Diese Ausgeburt des großen Tiers!«
    Wegen des Singens der Nationalhymne und der Begrüßungsreden begann das Spiel mit vierzig Minuten Verspätung. Und entwickelte sich exakt wie erwartet: ein Hauen und Stechen. Unser Kapitän verlor den Münzwurf, und die anderen durften die Seite wählen. Und begannen mit dem Wind im Rücken. Sie wollten auf Nummer sicher gehen und uns sofort in Grund und Boden spielen. Aber wir stemmten uns mit aller Macht dagegen. Da der Tagesbefehl lautete, Pata de Diablo möglichst früh zu massakrieren, hielten unsere von Anfang an drauf. Aber der Tyrannosaurus war nicht totzukriegen. Jeden Schlag, jeden Tritt, jeden Kopfstoß beantwortete er mit zwei Schlägen, zwei Tritten, zwei Kopfstößen, und vor allem hielt er sich ohne Erbarmen an Tuny Robledo schadlos, der an diesem Nachmittag, noch berührt vom Zauber der Liebe, das beste Spiel seines Lebens machte. »Das, meine Damen und Herren, ist das beste Spiel, das Tuny Robledo je gespielt hat!«, brüllte Cachimoco Farfán. »Sein rechtes Bein, das bewegt sich ja wie die Hand eines Magiers, sehen Sie nur, wie er den Ball verschwinden lässt, wie er ihn wieder hervorzaubert, ihn wieder verschwinden lässt, und wie die Staubfresser nicht begreifen können, was zum Teufel da vor sich geht, das ist großer Hokuspokus, was der junge Hüpfer da mit dem Leder vollführt!«
    Und was unser Kommentator herausposaunte war die reine Wahrheit, denn der Ball tauchte an Tuny Robledos Fuß auf und verschwand wieder wie das weggehexte Tuch eines Zauberers, so dass den gefoppten Abwehrspielern der Kopf schwirrte und sie hart einstiegen. »Aber nach diesen Zauberschritten, meine Damen und Herren, liegen die Ärmsten kreuz und quer am Boden wie Strandliegestühle und puhlen sich mit einem Stäbchen das wächserne Sekret ihrer Talgdrüsen aus den stinkenden Gehörgängen; weil Tuny Robledo nämlich heute von niemandem zu bremsen ist, weil er heute Morgen nämlich aufgewacht ist, so flutschig wie ein feuchter Furz, meine Damen und Herren, so leicht wie ein Baiser, und all das, liebe Patienten an den Radios, weil der junge Mann endlich die Pipette versenkt und seine Milchzähne verloren hat, weil er endlich keine Jungfrau mehr ist!«
    Die Nachricht von der Entjungferung seines Freundes hatte Choche Maravilla an Cachimoco Farfán weitergegeben. Was ihm selbst mit der schielenden Dicken passiert war, behielt er dagegen hübsch für sich. Davon erfuhren wir erst geraume Zeit später. Die Staubfresserin entpuppte sich nämlich als wirklich ausgekocht, ein geiles und lüsternes Biest, das ihn in der Nacht auf dem Platz zweimal kommen ließ, noch bevor sie fünf Meter vom Elfmeterpunkt bis zum Torraum zurückgelegt hatten; und für den dritten Fick, den sie kreischend und kratzend von ihm forderte, schwang das Ungetüm sich auf ihn und schleifte ihn unter sich ins Tor.
    Die erste Halbzeit endete null zu null. In der Pause rührte sich das Publikum nicht vom Fleck, und die beiden Fanblocks schmissen sich fünfzehn Minuten lang begeistert Schmähungen und Beleidigungen an den Kopf.
    Die zweite Halbzeit begann wie gehabt: Dauerfeuer. Jetzt mit dem Wind im Rücken, spielten wir um unser Leben, wollten unbedingt ein Tor, und die anderen stiegen ein und zerstörten, was ihnen vor die Flinte kam. Vor allem Pata de Diablo, der sich wenig um den Ball kümmerte und hemmungslos austeilte. »Dieses rasende Kiemengesicht, meine Damen und Herren, ist gefährlicher als Tetanus«, tobte Cachimoco Farfán. Wie die meisten Schiedsrichter bekam es auch der »alte Stinkwurz« (so nannte unser Block den Schiri aus Pedro de Valdivia mittlerweile) bei diesem Abkömmling King-Kongs mit der Angst zu tun und

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