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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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und rutschte kniend über den Boden, wobei das Requisit jetzt wenigstens als Sichtschutz gegenüber dem FBI-Mann diente.
    Wieder eine Pause. Wechselte Chip erneut die Stellung, um näher heranzukommen? Warum schoss er nicht einfach? Er konnte nicht weiter als fünf bis zehn Meter entfernt sein.
    Dann hörte Metcalfe etwas Metallisches auf den Betonboden klirren und erkannte das Geräusch einer ausgeworfenen Patrone. Chip musste nachladen! Metcalfe war mit einem Sprung auf den Beinen und spurtete den nächsten Gang hinunter, ohne einen Blick nach hinten zu riskieren. So war er binnen Sekunden zwölf bis fünfzehn Meter entfernt; er wusste, dass Nolans Pistole nur auf Entfernungen unter zehn Metern zielsicher schoss. Während er weiterrannte, begann er Haken zu schlagen, sodass er fast an einen Betrunkenen erinnerte, was jedoch nur logisch war: Er wusste, dass ein Ziel, das unberechenbare Richtungsänderungen vornahm, vor allem bei wachsender Entfernung sehr schwer zu treffen war. Als er sich jetzt kurz umsah, hatte Chip wieder seine Schussposition eingenommen und versuchte, den Bewegungen des Flüchtenden mit der Pistole zu folgen, um einen gezielten Schuss abgeben zu können.
    Als Nolan erkannte, was Metcalfe tat, ließ er die Waffe sinken und nahm die Verfolgung auf. Metcalfe wurde zu spät auf ein drei Meter hohes Modell des von dem bayrischen König Ludwig II. erbauten berühmten Schlosses Neuschwanstein aufmerksam. Er war schon zu nahe daran; er konnte nicht mehr rechtzeitig genug bremsen, um einen Zusammenprall zu verhindern. Die Sperrholzkonstruktion erzitterte, Gipsbrocken fielen herab, und einer der Türme brach ganz weg. Dann kippte das Schloss mit einem lang gezogenen Knarren nach vorn und krachte vor dem heranstürmenden Chip auf den Boden.
    Der Trümmerhaufen aus Gips und Sperrholz stoppte Chip, was für Metcalfe einen wertvollen Zeitgewinn von einigen Sekunden bedeutete. Er warf sich herum, zielte sorgfältig und gab einen einzelnen Schuss ab und hörte einen gutturalen Aufschrei. Er hatte Chip getroffen!
    Er drückte erneut ab, aber diesmal fiel kein Schuss.
    Das Magazin war leer.
    Metcalfe griff in seine Tasche, um eine Hand voll Patronen herauszuholen, aber auch die Tasche war leer. Die Patronen mussten herausgefallen sein. Er hatte keine Munition mehr!
    Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Heil in der Flucht zu suchen. Metcalfe sah sich nach einem Ausweg um und entdeckte im nächsten Gang eine Stahltür, die er für echt hielt, auch wenn das aus größerer Entfernung schwer zu beurteilen war.
    Der Weg zum nächsten Gang war durch eine lange Reihe aufgestapelter Holzkisten versperrt. Dieses Hindernis war zu hoch, als dass Metcalfe es hätte überspringen können, aber direkt davor stand ein hölzerner Arbeitstisch, der niedrig genug war, um als Zwischenstufe zu dienen. Er sprang auf den Tisch ... der unter ihm zusammenbrach. Scheiße! Das Ding war ein Requisit aus Balsaholz: ein vermutlich von irgendeiner Slapstickkomödie übrig gebliebener Tisch, der bei der geringsten Belastung zusammenbrechen sollte.
    Seine Knie knallten schmerzhaft auf den Betonboden. Jetzt durchzuckten Schmerzen seinen Körper von den Knien bis zum Schlüsselbein hinauf. Er atmete keuchend und hatte das Gefühl, nicht mehr genug Luft zu bekommen. Und er spürte, dass sein Hemd mit Blut getränkt war: Offenbar hatte er ziemlich viel Blut verloren.
    Dann kam wieder Nolans Stimme. »Ich hab das Klicken gehört«, sagte Chip, der ebenfalls keuchend atmete.
    »Munition alle. Pech gehabt, Freundchen. Das darf einem nicht passieren. Wieder eine dieser Lektionen, die Sie ein bisschen zu spät lernen, was?«
    Metcalfe gab keine Antwort.
    »Heute sterben Sie, Metcalfe. Damit sollten Sie sich abfinden. Aber Sie müssen auch die positive Seite sehen. Das ist zugleich das Wertvollste, was Sie jemals tun werden. Ohne Sie ist die Erde garantiert viel sicherer.«
    Als Metcalfe sich aufrappelte, fiel sein Blick in eine der fast brusthohen Holzkisten, deren Deckel fehlte.
    Sie war voller Waffen.
    In der Kiste lagen alte Maschinengewehre, manche noch mit wassergekühlten Läufen und hoffnungslos veraltet. Dazu Karabiner, Maschinengewehre MG-34, Maschinenpistolen MP-38, Pistolen und Stielhandgranaten. Alles Requisiten für die vielen in den Brandenburg-Studios gedrehten Kriegsfilme.
    Metcalfe griff lautlos in die Waffenkiste und holte eine Walther P 38 heraus. Diese 9-mm-Pistole war natürlich nicht geladen - aber sie wirkte authentisch.

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