Der Ultimative Ratgeber Für Alles
die destruktiven Tendenzen der Zeit nicht mit aller Kraft bekämpfen?
Die Lage ist prekär! Neuere Forschungen haben ergeben, dass sich der Mensch sowohl im sozialen als auch im kognitiven Bereich immer mehr seiner ursprünglichen, also vorkulturellen Verfassung annähert, also seinem Zustand zu der Zeit, als er gerade erst begann, aufrecht zu gehen und Bananen vor dem Verzehr zu schälen.
Der Mensch befindet sich evolutionstechnisch auf dem Weg zurück auf den Baum, der allerdings im Zeitalter der Elektronisierung virtuell ist. Der Sitzplatz auf dem Ast ist dem Platz vor elektronischen Unterhaltungsgeräten gewichen, wo der Homo sedens (der sitzende Mensch) den Anbruch des neuen Tages in Bewusstlosigkeit erwartet.
Ein iPod mit diesem Text in gelesener Form könnte ihm dabei unterhaltsam zur Seite stehen. Kein schlechter Zustand: Man sitzt in phlegmatischer Absenz und nimmt den Rhythmus der Worte in sich auf, ohne den Sinn auch nur ansatzweise zu begreifen. Die Welt erscheint dem bildungsfernen Trottel wie ein buntes Allerlei. Farben, Formen und Geräusche prasseln durch Körperöffnungen ins Gehirn, und der Strom der Sinneseindrücke löst Neuronenstürme aus. Der Mensch wird zurückgeworfen auf sein ursprüngliches Dasein als Reiz-Reaktions-Maschine.
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MENSCH UND TIER
Hoppla! An dieser Stelle fällt mir auf, dass die vorstehenden Gedanken möglicherweise menschenfeindlich oder abschätzig erscheinen könnten, ja, den Menschen zu dem degradieren, was er ist: ein gehobener Halbaffe. Dabei bin ich doch Humanist! Man nennt mich nicht umsonst den Erasmus vom Rhein oder auch den Philipp melanchthon der Comedy.
Ich sehe den Menschen durchaus als Krone der Schöpfung, aber man muss auch feststellen: Unter den Blinden ist der Einäugige König. Und wer sich mit Schalentieren, Wirbellosen oder Erdmännchen misst, wird auch als krasser Volldepp geistig ganz weit vorne mit dabei sein.
Nichts gegen Erdmännchen! Putzige Gesellen! Jeder Einzelne! Und vom existentialistischen Standpunkt aus gesehen sind die Viecher dem Menschen teilweise gleichwertig. Sie errichten architektonisch anspruchsvolle Bauten, lassen sich tagsüber die Sonne auf den Bauch scheinen, sehen einfach cool aus und organisieren sich in Gruppen gegen ihre natürlichen Feinde, sind also jeder Hip-Hop-Gang ebenbürtig.
Dennoch beansprucht der Mensch den Titel »Höchstes aller lebenden Wesen« zu Recht! Nicht nur, dass er das erste und einzige Wesen ist, das diesen Titel anstrebt, er ist auch der Einzige, der ihn aufschreiben kann (oder wenigstens jemanden kennt, der dazu in der Lage wäre).
Außerdem hat der Homo sapiens Feuerwaffen erfunden, um seinen Führungsanspruch auf diesem Planeten argumentativ zu untermauern - notfalls Mann gegen Mann! Oder Mann gegen Erdmann! Sollen sie doch kommen, um uns den Titel »Krone der Schöpfung« streitig zu machen! Wir werden uns zu wehren wissen!
Wir Menschen sind immer noch die Größten! Löwen gelten zwar auch nicht als zimperlich, wenn es darum geht, den vorderen Platz in der Nahrungskette zu verteidigen. Dennoch kommen nur wenige Wildkatzen nach Deutschland auf Safari, um den Menschen in freier Wildbahn zu beobachten. Der Mensch ist also zumindest touristisch die Nummer eins im Tierreich. Außerdem ist er besser rasiert.
Was uns vom Tier unterscheidet, ist aber nicht nur, wie bereits mehrfach stolz erwähnt, die fehlende Behaarung, sondern auch unsere Geschichte, unsere Kultur und unsere Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge so weit zu verdrehen und zu vereinfachen, dass sie zwar nichts mehr mit der Realität zu tun haben, aber den Eindruck vermitteln, wir wüssten Bescheid. Diesen Vorgang nennt man »Wissenschaft« oder, wenn die Realität zudem noch gefälscht, fehlinterpretiert und wild fantasierend verdreht wird, »Religion«. Tiere sind zu solchen Dingen nicht in der Lage.
Tiere werden auf ihr bloßes organisch-chemisches Sein als Zellmasse zurückgeworfen, wenn sie uns in Wurstform erscheinen. Während der Mensch seinen Sinn im Leben selbst sucht, lebt das Tier unbeschwert und erfährt erst nach dem Tod, dass der Grund seines Daseins in der postbiologischen Verwurstung liegt. Eine Beerdigung belegt die ganze Sinnlosigkeit der humanen körperlichen Existenz, weil durch sie der Körper funktionslos entsorgt wird. Der tierische Kadaver aber wird durch seine Verwendbarkeit zum postmortalen Lebenszweck. Guten Appetit!
Den höchsten Titel, den wir Tieren zugestehen könnten, ist
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