Der Ultimative Ratgeber Für Alles
ist.
Soll das Leben dauern, muss man seinen Körper pfleglich behandeln, im Grunde wie ein Auto: Ab und zu waschen, polieren und Öl nachkippen reicht. Einzige Ausnahme: Der menschliche Körper braucht zusätzlich Tabletten. Wenn Sie nicht wissen welche, fragen Sie Ihren Arzt, dem fällt schon etwas ein.
Aber das gefühlte Lebensalter ist subjektiv, auch wenn das objektive bereits die Auswahl einer geeigneten Liegestätte nahelegt. Ich erledige jedenfalls viele Dinge des täglichen Lebens noch selbst. Auch die Verdauung gibt wenig Anlass zur Sorge. Und meine seelische Kraft reicht allemal noch aus, einem Handwerker nach getaner Arbeit zu sagen, was ich von ihm halte und dass er gefälligst den Schutt nicht in die Biotonne werfen soll, die Drecksau! So betrachtet bin ich als Ratgeber ein Naturtalent.
Für jede Aufgabe gibt es eine Lösung, und ich wäre kein guter Onkel, wenn ich sie nicht wüsste. Deshalb habe ich mich für Sie schlaugemacht. Das hat vielleicht gedauert, aber es war nicht ganz vergeblich.
Zu den grundsätzlich-existenziellen Streitfragen, die es in einem ultimativen Ratgeber zu klären gilt, gehören die Fragen: Was soll ich tun? Wer zahlt? Und: Kann ich noch fahren? Diese Fragen werden weiter hinten beantwortet. Ich sage aber nicht wo, sonst blättern Sie einfach dorthin, um nachher im prahlerischen Gespräch unter Männern damit hausieren zu gehen, Sie hätten auf alles eine Antwort. Das könnte Ihnen so passen! Hier geht’s der Reihe nach. Also: Natürlich sollte zunächst geklärt werden, warum ich ausgerechnet mich selbst für kompetent genug halte, der Welt als Ratgeber zur Seite zu stehen. Nun: Als öffentlichrechtlich anerkannte Witzfigur und vom privaten Konsumfernsehen geadelter Humorexperte darf man am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Das führt leicht zu charakterlichen Verformungen und Allmachtsfantasien. Plötzlich erhält man Einladungen zu Filmpremieren, wird kostenfrei mit Markenkleidung ausgestattet und bekommt in der Metzgerei wieder Wurstscheiben angeboten. In der Folge glaubt man an die eigene Wichtigkeit, eine fatale Fehleinschätzung.
Tatsache ist: Wenn Künstler bei wichtigen Themen mitreden, geht das oft in die Hose. Warum sollte das bei Künstlern auch besser klappen als beim Rest der Bevölkerung? Der Kulturschaffende ist weder per se besser informiert noch genetisch besser ausgestattet, weder unten herum noch im Oberstübchen.
WARUM ICH?
Natürlich dürfen sich auch Künstler zu Problemen der Allgemeinheit äußern, aber ihr Wort sollte zunächst einmal nicht mehr gelten als das von Bürgern, Betroffenen oder Verwaltungsfachangestellten. Die Gedanken des Artisten sollten nicht höher bewertet werden als die des Schlachters von nebenan oder des ortsansässigen Teufelsaustreibers. Jede Meinung zählt. Überhaupt sollte jeder zu allem seinen Senf dazugeben! Das ist wichtig, denn wenn man nur noch über Dinge redet, von denen man etwas versteht, ist schnell Stille im Lande.
Warum man aber der Meinung eines Einzelnen mehr Gewicht geben sollte, bloß weil er auch in dunklen Räumen mit Sonnenbrille singt, eine Gitarre halten kann oder einer Fernsehserie sein Antlitz leiht, ist nicht begreifbar. Wer seinen öffentlichen Status missbraucht, um Meinungshoheit zu erringen, zu allem seine Meinung bekannt zu machen, Aufrufe, Pamphlete, ja sogar Bücher zu schreiben, ist mir zunächst einmal suspekt. Es muss dann im Einzelfall entschieden werden, ob der Künstler seine Kompetenz überschreitet.
Meinen eigenen Fall habe ich dementsprechend ausgiebig geprüft und bin zu dem Ergebnis gekommen, mir in Sachen öffentlicher äußerungen, also auch im Fall meiner Buchautorenschaft, Absolution zu erteilen. Glück gehabt. Dieses Buch ist demnach von meiner eigenen Hand genehmigt worden. Das kommt zwar nicht einer amtlichen Aufforderung gleich, ist aber dennoch ein gutes Gefühl, vor allem weil ich es ja selbst verfasst und auf einen Geisterschreiber verzichtet habe. Geister machen mich nervös.
Gesellschaftliches Engagement hat bei Künstlern oft etwas mitleiderregendes. Dennoch sollte man es gutheißen! Gut gemeint ist zwar nicht immer gut gemacht, aber doch meistens gut beabsichtigt! Selbst armselige Parteinahme ist oft von gutem Willen getragen, auch wenn sie der Komplexität des Problems eigentlich unangemessen ist. Man darf nicht vergessen, dass eine differenzierte Haltung zu den Fragen der Zeit vom Publikum selten goutiert wird. Gefragt sind Bestätigung der eigenen
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