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Der unbeugsame Papagei

Der unbeugsame Papagei

Titel: Der unbeugsame Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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braucht der Kopf ein bisschen Behandlung? Gläser haben wir.“
    Dobrynin setzte sich vom Bett an den Tisch hinüber und schob die Kiste mit den Flaschen ein Stück weit fort.
    „Wir stellen sie auf den Boden, damit wir Platz haben!“, sagte Petrow vergnügt, während er die Kiste vom Tisch herunter hob. „Oder wollen wir gleich zuerst … vor dem Tee? … Hm?“
    Von Waplachows Seite kam überhaupt kein Widerstand gegen diesen Vorschlag. Dobrynin schwieg gleichfalls, da zog Petrow eine volle Flasche aus der Kiste und leerte sie bis auf den Grund in die Tassen.
    „Also, willkommen!“, bellte er, schnaubte kurz auf russische Art und setzte energisch die Tasse an.
    ‚Er ist Russe!‘, dachte der Volkskontrolleur, während er den Funker aufmerksam betrachtete.
    Dann wiederholte er selbst die gleiche Prozedur, doch der Spiritus schaffte es nicht auf einen Schluck hinunter, Dobrynin verschluckte sich, hustete – und zum Glück klopfte ihm der Funker einmal kräftig auf den Rücken, gleich wurde ihm leichter.
    „Tee, schnell Tee!“, sagte Petrow dazu, während er bereits den Tee einschenkte.
    Waplachow trank den Spiritus langsam, als würde er nur jedes Mal nippen, doch als er die Tasse auf den Tisch stellte, war sie leer.
    Petrow musterte den Urku-Jemzen betreten, und etwas Ungutes huschte durch seinen Blick, lag in den schmalen, wie ständig zusammengenkniffenen Augen.
    Als er wieder zu sich gekommen war, wandte der Volkskontrolleur sich dem Tee und den Gesprächen zu.
    Vor allem fragte er nach den vorbereiteten Fellen.
    „Die Dokumente sind im Magazin“, antwortete Petrow darauf. „Die Felle sind auch da, die Jäger aber sind mit ihren Anführern vor zehn Tagen fortgefahren und kommen frühestens in einer Woche wieder.“
    Danach erklärte Petrow, dass die Felle einzeln überprüft würden und jedes seine eigene Nummer habe, die mit Spezialstift auf die Lederseite geschrieben sei, und man anhand dieser Nummer bestimmen könne, wer dieses Fell bearbeitet hatte und wann das gewesen war.
    Dobrynin überlegte kurz. Dann meinte er, seine Hauptaufgabe sei es, Menge und Qualität zu überprüfen, wer die Felle bearbeitet habe und wann, das interessiere ihn als Volkskontrolleur nicht.
    Waplachow trank keine zweite Tasse Tee, obgleich der Funker auch ihm einschenkte.
    Dem Urku-Jemzen ging es schlecht, nur mit Mühe hielt er den Kopf aufrecht, der sich aber zusehends weiter zur linken Schulter neigte.
    „Lieben Sie eigentlich Gedichte, Genosse Funker?“, fragte der schon recht betrunkene Dobrynin auf einmal.
    „Nein“, antwortete Petrow. „Ich liebe die Technik und das Funken, aber Gedichte – nein …“
    Da war im Kopf des Volkskontrolleurs etwas zusammen­gezuckt, und er wurde schlagartig ein wenig nüchterner. Die Antwort des Funkers war unerwartet gewesen. Und wie gern hätte Dobrynin doch in diesem Augenblick einem guten Gedicht gelauscht …
    Schwankend stand er vom Tisch auf, zog seinen Reisesack unter dem Bett hervor und begann darin zu wühlen, um das geschenkte Büchlein zu finden, betastete an seiner Statt aber eine Packung Kekse. Die zog er heraus, sah sie verwundert an und schlug sich im selben Augenblick gegen die Stirn: das hatte er doch Iwaschtschukin geben wollen!
    „Oh, Sie haben etwas zum Tee!“, freute sich Petrow. „Kommen Sie, kommen Sie, alles auf den Tisch!“
    Ungern legte Dobrynin seine „Oktoberkekse“ auf den Tisch.
    Wieder tranken sie Tee, doch ein Gespräch entspann sich nicht. Petrow schlug ständig vor, noch eine Flasche Trinkspiritus zu köpfen, aber Waplachow schlief bereits, den Kopf auf den Tisch gelegt, und Dobrynin lehnte schweigend, mit kaum merklichem Kopfschütteln, ab.
    Schließlich erhob sich Petrow, nachdem er seinen Tee ausgetrunken hatte, brummte zum Abschied etwas und ging hinaus.
    Mit großer Mühe schleppte der Volkskontrolleur seinen Gehilfen auf das Bett und legte sich danach auch selbst hin.
    Als er am nächsten Morgen erwachte, freute Dobrynin sich über seine eiserne Gesundheit, denn sein Kopf tat nicht weh und eigenartigerweise kam kein Wunsch in ihm auf, gleich wieder etwas gegen den Kater zu trinken. Waplachow hingegen ging es schrecklich. Er war gleichfalls aufgewacht und setzte sich im Bett hin, war aber außerstande aufzustehen, denn der Boden kam ihm sehr schwankend vor.
    Am Ende hatte Dobrynin Mitleid mit ihm und füllte ein halbes Glas mit Spiritus, worauf Dmitrij sein Gleichgewicht wiederfand und aufstand.
    Appetit hatte er keinen. Dobrynin

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