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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jones
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zu weisen, aber die Tatsache, dass die Frau in einem Baumwollkleid singend ihrer Arbeit nachging, hatte sie auf der Stelle wenigstens zum Teil entwaffnet, und der Rest ihrer Abwehr fiel, als Florence sie in die Arme schloss – herzlich – und sie anlächelte – noch herzlicher – und sich entschuldigte, nicht beiläufig, sondern aus ganzem Herzen, nicht nur dafür, dass sie sie am Vorabend angeschrien hatte, sondern für jeden historischen Anfall schlechter Laune, an den das Mädchen sich erinnern konnte. Wer hätte da noch böse sein können? Gewiss nicht Myrtle. Allerdings machte sie trotzdem lieber einen weiten Bogen um Florence, nur für den Fall, dass Mrs Trieves’ gute Laune lediglich auf einen Anfall geistiger Verwirrung zurückzuführen war, dessen nächste Stufe Gewalttätigkeit heißen würde.
    Wenn wir über den Morgen hüpfen wie ein Kieselstein über Wasser, sehen wir Smudge, die in Emeralds Bett tief und fest schläft und schließlich aufsteht, um sich, spät, aber glücklich, an den Aktivitäten zu beteiligen. Eimer mit Wasser werden hochgehievt und schwappend herumgetragen, beliebig schlagende Uhren kennzeichnen mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten verbrachte Stunden, in denen sich das Haus allmählich dem hellen Tag darbietet.
    Im Verlauf des Morgens sehen wir, wie Emerald und Ernest, die sich nach Zeit sehnen, die sie allein miteinander verbringen können, um sich an ihren Ähnlichkeiten zu freuen, sich für eine halbe Stunde entschuldigen, um auf dem Dachboden nach dem staubigen Mikroskop zu suchen.
    Der Dachboden – was für Träume und Vergnügungen dort zu finden waren, zwischen den fleckigen Vorhängen und den wackligen Tischen, die darauf warteten, repariert zu werden. Vorsichtig stiegen die beiden über Balken hinweg und wateten durch Streifen hellen Sonnenlichts.
    »Weißt du, wo es ist?«, fragte Ernest.
    »Natürlich. Es ist da drüben.«
    Sie brauchten nicht zu suchen.
    Ernest kniete neben ihr, als sie die schwere Holzkiste, einem Sarg ähnlich, von ihrem Brett nahm. Klick, klick, klick öffnete sie die vertrauten Messingverschlüsse. Er öffnete die Schachtel mit den Objektträgern, nahm die Karte heraus (Alles Liebe von deiner Freundin Patience) und reichte ihr einen, damit sie ihn auswickeln konnte. Sie zog ihn aus dem Seidenpapier und legte ihn unter die Linse, sicherte ihn mit Fingern, die sich an alles erinnerten. Er fing an, unter den Sachen in ihrer Nähe herumzukramen, sah sich nach einem passenden Gegenstand für ihre Untersuchung um, während sie einen Platz frei räumte und das Mikroskop gerade hinstellte. Sie bewegten sich ganz selbstverständlich, aufeinander eingespielt, sich beide derselben praktischen Faszination bewusst, der sicheren Sympathie des jeweils anderen.
    »Spinne«, sagte er.
    »Groß?«
    »Nicht besonders.«
    »Sonst etwas?«
    »Feder?« Bei Ernest zu sein, während sie geschäftig im Durcheinander des Dachbodens herumsuchten, war, als hätte sie bei der millionsten Betrachtung des Wandteppichs im Speisezimmer ein neues Rudel Rehe entdeckt, das unter den Bäumen hervorkam, neue Trompeten, einen neuen Fleck gestickter Blumen. Sie sah zu ihm hoch. Das Licht fiel auf ihr Gesicht. Seins, das auf sie hinabblickte, lag im Schatten.
    »Welche Farbe haben deine Augen?«, fragte sie.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wieso?«
    Dann küssten sie sich.
    Zuerst verfehlten sich ihre Lippen, da keiner von ihnen so etwas je zuvor getan hatte, aber sie ließen sich dadurch nicht entmutigen und machten bald wundervolle Fortschritte. Sie küssten sich, bis sie keine Luft mehr bekamen und fürchteten, sich zu vergessen.
    Sie löste sich von ihm und sagte ein wenig unsicher: »Wir haben weder Schmetterlingsflügel noch Käferbeine. Gib mir eins von deinen Haaren.«
    Nur Charlotte war kein Teil der allgemeinen Fröhlichkeit. Nicht weil sie nicht helfen wollte (obgleich das zutraf), sondern weil sie vorsichtiger dabei war, die Ereignisse im Geist bis zu ihrer erfreulichen Vollendung zusammenzustückeln, und zu beschäftigt mit Fragen, um die Unannehmlichkeiten und Schrecken der Nacht zu vergessen.
    Als das Speisezimmer an der Reihe war, in Ordnung gebracht zu werden, ging sie als Erste hinein, blieb stehen und betrachtete das zersplitterte Glas und den Portweinfleck auf dem damastenen Tischtuch, der klar und deutlich von der Treibjagd sprach – dem Spiel, das ihr Untergang gewesen war. Und doch war sie unbeschadet daraus hervorgegangen. Gedankenverloren nahm sie

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