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Der ungeladene Gast

Der ungeladene Gast

Titel: Der ungeladene Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jones
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mit einem bestickten Kissen ausgepolstert, dort mit einer Stola, und abgedeckt mit Charlottes Umschlagtüchern oder mit Läufern aus den Zimmern.
    »Es ist das Beste, was wir für sie tun konnten«, sagte Patience.
    »Einen Moment«, rief Emerald und lief los, um eine Decke glatt zu ziehen.
    »So«, rief Florence, als auch das letzte Bett fertig war. »Ich denke, das war’s.«
    Und die Mitglieder des Haushalts geleiteten jeden der müden Reisenden zu einem Bett, ergriffen Arme, hielten Hände, überwanden ihren natürlichen Abscheu vor den völlig erschöpften, schmutzigen Gestalten, die müde zu ihren Ruhestätten trotteten.
    »Danke«, sagten sie.
    »Danke für Ihre Freundlichkeit.«
    »Danke.«
    »Nein, wir waren nicht freundlich«, sagte Emerald im Gedanken an all die Unannehmlichkeiten und ihre widerwillige Dienstbarkeit.
    »Doch, das waren Sie, das waren Sie, zum Schluss«, antworteten sie.
    Einer nach dem anderen, Stück für Stück, fanden die zerlumpten und abgestumpften Passagiere ihre Plätze und legten sich zur Ruhe. Mütter drückten Kinder an ihre Brust, Ehemänner betteten sich neben ihre Frauen. Es gab keine Klagen mehr, nur eine gewaltige, alles umfassende Erleichterung, als jeder Einzelne, mit Seufzern wohliger Ruhe, feststellte, dass kein Federbett, kein herzögliches Sofa, keine breite Matratze irgendeiner Art sich mit diesen harten Lagerstätten vergleichen ließ, diesen an Särge gemahnenden Portalen zu ihrem lang währenden Frieden.
    In Reihen ausgestreckt, ruhig die Glieder reckend – sofern sie noch welche hatten –, kreuzten alle die Hände auf der Brust, taten ihren letzten, leichten Atemzug und fielen in tiefen, tiefen Schlaf. Und wurden befreit.
    Alles im alten Haus war absolute menschliche Stille, unter den Lebenden und den Toten.
    Charlotte, Emerald, Smudge, Patience, Florence, Ernest, Clovis und John standen nebeneinander am Loch in der Wand, das in das kleine Schlafzimmer führte, und betrachteten die Liegenden. Der Gestank, der das Haus erfüllt und allen angehaftet hatte, ließ nach, verblasste, hob sich und war, ganz plötzlich, nicht mehr vorhanden. Die Luft war lebendig und jung. Ihr Gewissen, das sich seit der Ankunft der Fremden wie Blei angefühlt hatte, wurde leichter, wurde frei. Es gab nichts mehr zu tun.
    »Ich glaube, es ist auch für uns an der Zeit, uns auszuruhen«, sagte Charlotte, und alle zogen sich zurück.
    Aufgeregt, fiebrig, im Glauben, dass sie niemals Schlaf finden würden, wurden alle, einer nach dem anderen, von schierer Erschöpfung eingeholt – und vielleicht vom Nachlassen irgendeiner Wachsamkeit, die sie bisher angetrieben hatte –, bis sie schließlich wie die zufriedenen Passagiere in tiefsten Schlaf sanken.
    Emerald, in einen Paisley-Schal und ähnliche Dinge gehüllt, hielt Smudge in den Armen. Ihr gemeinsamer Atem war süß und gleichmäßig, wie der Atem aller anderen im Haus auch, denn in den wenigen Stunden vor Anbruch der Morgendämmerung fanden sie den Frieden einer langen Nacht. Keiner von ihnen verfügte über die Laken und Decken, die eigentlich in ihre Zimmer gehörten, oder überhaupt über Laken und Decken. Sie alle schliefen aufs Geratewohl, in unorganisierter Behelfsmäßigkeit. Ernest schlief in seinem Mantel und sah sehr würdevoll aus. Clovis, einen Arm weit von sich gestreckt, lag quer über seinem Bett wie ein Hündchen, und die Spaniels Nell und Lucy ergänzten den Wurf. Patience, sogar im Schlaf adrett, hatte sich in ihren Schrankkoffer gekuschelt und lag da wie ein Goldring in seinem Kästchen. Florence – ah, Florence Trieves: Sie bot in dieser Nacht ein völlig anderes Bild als sonst. Sonst schlief sie wachsam, fast im Stehen, wie Tiere auf dem Feld es tun, misstrauisch dem Leben gegenüber. Aber in dieser Nacht waren ihre Glieder locker, ergaben sich tiefem, tiefem, erholsamem, vertrauensvollem Schlaf – Seite an Seite mit John Buchanan, der Wärme wegen.
    Charlotte lag auf ihrem Fenstersitz, in Ermangelung von Bettzeug zugedeckt mit ihrer Unterwäsche und anderen Kleidungsstücken, und hielt Ausschau nach ihrem Ehemann. Der Kater Lloyd schlief, Levi und das Pony Lady in ihren Boxen schliefen, der Spürhund Forth, die Spaniels Lucy und Nell, Tenterhooks und sogar die Mäuse. Alle schliefen.

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