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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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er, »St. Ives bedeutet Niemandsland. Die Reise ins Unbekannte.«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon, und Leblanc nahm den Hörer ab. »Hallo, was gibt’s? O ja, schick sie herauf.«
    Er wandte sich wieder an Jessop. Sein Gesicht hatte sich plötzlich verändert. »Einer meiner Leute hat angerufen«, sagte er, »sie haben etwas gefunden. Mein lieber Herr Kollege, es ist möglich – mehr sage ich nicht –, es ist möglich, dass Sie mit Ihrem Optimismus recht behalten.«
    Kurze Zeit danach traten zwei Männer ein. Der eine glich Leblanc. Sie schienen Landsleute zu sein. Er trug europäische Kleidung, und sein Anzug war staubbedeckt und voller Flecken. Offensichtlich war er soeben von einer Reise zurückgekommen. Neben ihm stand ein Eingeborener in der üblichen weißen Tracht. Er trug eine würdevolle Haltung zur Schau, die den Bewohnern einsamer Gegenden eigen ist. Er sah sich verwundert im Zimmer um, während der andere in schnellem Französisch erklärte:
    »Die Nachricht von der Belohnung machte die Runde unter den Leuten. Und dieser Mann da, seine Familie und seine Freunde haben bei der Suche geholfen. Ich habe ihn mitgenommen, damit er Ihnen seinen Fund selbst zeigen und eventuell Ihre Fragen beantworten kann.«
    Leblanc wandte sich an den Berber.
    »Du hast gute Arbeit geleistet«, redete er ihn in dessen Muttersprache an, »du hast Falkenaugen, mein Freund. Zeige uns nun, was du entdeckt hast.«
    Der Mann zog aus einer Falte seines Gewandes einen kleinen Gegenstand, trat vor und legte ihn auf den Tisch. Es war eine rosafarbene Similiperle.
    »Sie ist genau wie die, die man mir und den anderen gezeigt hat«, sagte er stolz, »sie ist kostbar, und ich habe sie gefunden.«
    Jessop streckte die Hand aus und nahm die Perle. Dann zog er aus seiner Tasche eine andere von derselben Farbe und verglich beide miteinander. Er ging ans Fenster und betrachtete beide Perlen durch die Lupe.
    »Ja«, sagte er triumphierend, »das Zeichen ist bei beiden vorhanden.«
    Er kam wieder an den Tisch. »Braves Mädel«, sagte er, »braves Mädel. Sie hat’s geschafft.«
    Leblanc unterhielt sich in äußerst schnellem Arabisch mit dem Mann. Dann wandte er sich wieder an Jessop.
    »Ich beglückwünsche Sie, lieber Kollege. Diese Perle wurde nahezu eine halbe Meile von den Flugzeugtrümmern entfernt gefunden.«
    »Was beweist«, ergänzte Jessop, »dass Olivia Betterton das Unglück überlebte und dass, obwohl sieben Menschen Fes in dem Flugzeug verließen, zum Mindesten keine der sieben verkohlten Leichen die ihrige sein kann.«
    »Wir werden die Suchaktion nun noch weiter ausdehnen«, entschied Leblanc. Er sagte wieder etwas zu dem Berber, was ein glückliches Lächeln auf dessen Gesicht zauberte. Er verließ dann das Zimmer mit dem Mann, der ihn hergebracht hatte.
    »Er wird fürstlich belohnt werden, wie ich es ihm versprochen habe«, sagte Leblanc, »und man wird nun durch die ganze Gegend Jagd auf die Perlen machen. Sie haben wirklich Falkenaugen, diese Leute, und wenn sie erfahren, dass man hoch belohnt wird, falls weitere Anzeichen entdeckt werden, so wird das auf sie wirken wie starker Wein. Ich glaube, ich glaube, mein lieber Kollege, wir sind jetzt auf der richtigen Spur. Wenn man sie nur nicht allzu sehr verwischt hat.«
    Jessop schüttelte den Kopf. »Es ist doch eine ganz unverdächtige Sache. Eine Frau zerreißt aus Versehen ihre Halskette, sammelt mit Mühe die zerstreuten Perlen auf und steckt sie in die Tasche. Wenn die Tasche ein kleines Loch hat, was kann sie dafür? Und außerdem, warum sollten sie sie beargwöhnen? Sie ist ja Olivia Betterton, die Sehnsucht nach ihrem Mann hat.«
    »Wir müssen den Fall von einem anderen Blickpunkt aus betrachten«, sagte Leblanc und zog die Passagierliste zu sich heran. »Olivia Betterton und Dr. Barron« – er versah beide Namen mit einem Häkchen, »also zwei, die sich nach dem unbekannten Ziel aufgemacht haben. Die amerikanische Dame Mrs Baker – von der wissen wir nichts. Torquil Ericsson – Fehlanzeige. Andrew Peters – der Amerikaner, der seinem Pass nach Nahrungsmittelchemiker ist. Die Nonne – die ist vielleicht verkleidet. Also eine ganze Anzahl Menschen, die von verschiedenen Punkten aus zu diesem Flugzeug dirigiert wurden. Dann geht diese Maschine in Flammen auf, und man findet sieben verkohlte Leichen. Wie haben sie das nur angestellt? Das wüsste ich gern. Jedenfalls ist es genial eingefädelt.«
    »Ja«, gab Jessop zu, »es ist sehr überzeugend

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