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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Betterton fort, »was nützen dann die vollkommenen wissenschaftlichen Hilfsmittel? Man wird mich schließlich liquidieren.«
    »Nein, nein!«
    »O doch. Hier ist man nicht sentimental. Was mir bis jetzt eine Galgenfrist verschaffte, ist diese Gesichtsoperation. Ich musste mich von Zeit zu Zeit einer Nachbehandlung unterziehen, denn sie gehen sehr langsam und vorsichtig zu Werke. Und von einem Menschen, an dem solche Eingriffe vorgenommen werden, kann man keine Konzentration erwarten. Aber jetzt ist die Sache abgeschlossen.«
    »Aber zu welchem Zweck hat man das überhaupt gemacht?«
    »Als Schutzmaßnahme für mich. Das ist üblich bei steckbrieflich Gesuchten.«
    »So werden Sie steckbrieflich gesucht?«
    »Ja, wussten Sie das nicht? In den Zeitungen haben sie es natürlich nicht veröffentlicht. Vielleicht wusste nicht einmal Olivia davon. Aber ich bin ihnen wichtig genug.«
    »Sie meinen, weil Sie etwas verraten haben? Haben Sie Atomgeheimnisse verkauft?«
    Er wich ihrem Blick aus.
    »Ich habe nichts verkauft, sondern aus freiem Willen meine wissenschaftlichen Forschungsergebnisse mitgeteilt. Ob Sie es nun glauben oder nicht. Es gehört zu einem Bestandteil der Abmachung, dass diese Ergebnisse zur Verfügung gestellt werden. Verstehen Sie?«
    Ja, das begriff sie. Sie dachte an Andy Peters, der sicher ebenso handeln würde. Sie sah Ericsson vor sich mit seinen fanatischen Träumeraugen, der aus reiner Begeisterung dazu fähig sein würde, sein Vaterland zu verraten. Betterton aber war halb daran zu Grunde gegangen. Sie stellte sich den hoffnungsfrohen Menschen vor, der er bei seiner Ankunft gewesen sein musste, und verglich ihn mit dem gebrochenen, nervösen, unfähigen Mann, der da vor ihr saß.
    Als sie so weit mit ihren Gedanken gekommen war, sagte Betterton, nervös um sich blickend:
    »Die anderen sind alle schon gegangen. Wir können nicht länger allein hier oben bleiben.«
    Sie stand auf. »Aber dabei kann man doch bei unserer augenblicklichen Situation nichts finden, sondern man wird es für ganz natürlich halten.«
    Müde bemerkte er: »Ja, wir müssen nun schon so weitermachen – ich meine, auch weiterhin Mann und Frau spielen.«
    »Selbstverständlich!«
    »Wir müssen im selben Zimmer schlafen und dergleichen. Aber Sie brauchen nicht zu befürchten, dass ich…« Er brach verwirrt ab.
    Wie schön er doch ist, dachte Sylvia und musterte sein tadelloses Profil, und wie wenig wirkt diese Schönheit auf mich…
    »Darüber brauchen wir gar nicht weiter zu reden«, sagte sie heiter. »Hauptsache, wir kommen hier wieder lebendig raus.«

14
     
    I n einem Zimmer des Hotels Mamounia in Marrakesch unterhielt sich Jessop mit Miss Hetherington. Sie glich wenig jener Engländerin, die Sylvia in Casablanca und Fes kennen gelernt hatte. Zwar war ihr Äußeres ziemlich unverändert geblieben – dieselbe Kleidung, dieselbe unschöne Frisur. Aber ihr Auftreten war ein anderes. Diese entschlossene und selbstsichere Frau schien um Jahre jünger zu sein, als ihr Aussehen vermuten ließ.
    Die dritte Person im Zimmer war ein dunkler, untersetzter Mann mit klugen Augen. Er trommelte leise mit den Fingern auf die Tischplatte und summte eine Melodie.
    »… und soviel Sie in Erfahrung bringen konnten«, fuhr Jessop fort, »hat Olivia Betterton sonst mit niemandem in Fes gesprochen?«
    »Da war zum Beispiel diese Mrs Calvin Baker«, antwortete Miss Hetherington, »die wir schon in Casablanca getroffen hatten. Ich muss ehrlich sagen, ich wusste nicht recht, was ich von ihr halten sollte. Olivia und mir zuliebe änderte sie ihren ursprünglichen Reiseplan. Aber Sie wissen ja, dass Amerikaner sehr gesellige Leute sind und sich gern irgendjemandem anschließen.«
    »Das hört sich ja alles ziemlich harmlos an«, sagte Jessop.
    »Und außerdem«, fuhr Miss Hetherington fort, »war sie ja auch in dem bewussten Flugzeug.«
    »Sie glauben, dass das Flugzeugunglück beabsichtigt war? Was meinen Sie dazu, Leblanc?«
    Der kleine Mann hörte auf zu summen. »Es mag sein, dass es sich um einen Sabotageakt handelte«, sagte er, »aber das wird nie herauskommen. Denn das abgestürzte Flugzeug ging in Flammen auf, und alle an Bord waren tot.«
    »Und der Pilot?«
    »Alcadi? Tadelloser Junge. Schade um ihn. Er war übrigens schlecht bezahlt.«
    Jessop sagte: »Wollen Sie damit sagen, er wäre geneigt gewesen, für jemand anders zu arbeiten? Aber er war doch wohl kein Selbstmordkandidat?«
    »Es waren sieben Leichen«, erwiderte Leblanc,

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