Der unsichtbare Killer
sagt die Polizei«, entgegnete Fuller. »Du glaubst diesen Mist doch nicht wirklich, oder?«
Lulu zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht.«
Luther Katzen, ihr Team-Supervisor, hatte mit den Wachen gesprochen. Jetzt winkte er ihnen dankend zu und kehrte zu der NECatering-Services-Gruppe zurück. »Kommen Sie. Ich habe Ihre Zuteilung für die Unterbringung heute Nacht. In einer Stunde, wenn auch alle anderen hier sind, findet eine Besprechung statt.«
Leise vor sich hingrummelnd und verwirrte Blicke austauschend, nahm das kleine Team seine Reisetaschen und folgte Luther.
»Wollen wir uns ein Zimmer teilen?«, fragte Lulu ihre neue Kameradin Madeleine.
»Klar«, sagte Rebka. »Aber ich wette, dass mehr als nur zwei in einem Zimmer schlafen.« Sie starrte auf die düstere Betonfront des Gebäudes mit den schmalen, dunklen Fenstern. »Das hier ist nicht gerade ein Hotel.«
Lulu kicherte. »Ich bin schon an schlimmeren Orten gewesen, Schätzchen. Abgesehen davon geht’s nach St Libra, noch dazu im Winter. Ist das nicht toll? Wie bezahlter Urlaub. Richtig tropisch und heiß, während die anderen hier alle frieren.« Sie klopfte glücklich auf ihre längliche Tasche. »Ich habe mir einen neuen Bikini gekauft, damit ich ordentlich braun werde. Meine Freunde werden richtig neidisch werden.«
»Gute Idee«, meinte Rebka. Lulu war Anfang Zwanzig und immerzu fröhlich, und der Gedanke, dem Mädchen ein bisschen Vernunft beizubringen, war verführerisch. So etwas hätte allerdings nicht zu dem konstruierten Charakter von Madeleine gepasst, für die ebenfalls alles neu war und die keinen rechten Fokus im Leben besaß. Also hielt sie sich zurück. Vielleicht sollte sie Lulu vor dem Verschiffen noch auf eine kurze Shopping-Tour durch Last Mile mitnehmen, und das Mädchen überreden, ihre Tasche lieber mit Dingen zu füllen, die fürs Überleben nützlich waren.
Rebka hatte recht, es gab keine Zimmer. Sämtlichen Beschäftigten von NECatering Services wurde ein einziger Schlafsaal zugewiesen.
Lulu stieß Rebka sanft an. »Zusammen mit den Kerlen«, grinste sie süffisant. »Zumindest können wir einen Blick riskieren und schauen, ob sich was lohnt.«
Rebka schloss ihre Tasche im Nachtschrank ein und wartete. Sie plauderte mit den übrigen, während die nächsten zwei Busladungen zukünftiger Kollegen und Kolleginnen eintrafen.
Gegen Mittag kam ein HDA-Lieutenant herein und klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Also schön, Leute, es ist folgendermaßen: Meine Aufgabe ist es, Ihnen mitzuteilen, dass Sie hier sind, weil die HDA eine Expedition in Brogal auf St Libra durchführt, um die genetische Varianz zu messen. Wir versuchen, den Wahrheitsgehalt des Gerüchtes über eine bis jetzt noch nicht klassifizierte, empfindungsfähige außerirdische Spezies abzuklären, die tief im Dschungel leben soll. Zu diesem Zweck werden wir eine Reihe von Außenlagern errichten, von denen die Wissenschaftsteams aus operieren werden. Da dies eine gemeinschaftliche militärische und wissenschaftliche Mission ist, werden Sie auf der zivilen Seite sein und für Essen und generellen internen Support sorgen. Um sechzehnhundert Uhr erhalten Sie der Umgebung angemessene Kleidung. Morgen gehen Sie durch das Gateway; von da aus begeben wir uns sofort nach Abellia. Bitte verlassen Sie die Basis nicht. Dies würde unseren Zeitplan durcheinanderbringen und schwere finanzielle Strafen für Sie und Ihre Firma nach sich ziehen. Falls Sie irgendwelche Fragen haben, benutzen Sie bitte Ihre E-I, um sich mit der Basis-KI in Verbindung zu setzen. Diese ist mit einer FAQ-Funktion ausgestattet, die innerhalb der nächsten Stunde in Betrieb sein wird. Unternehmens-Supervisoren werden um neunzehnhundert Uhr bei der NCO-Besprechung in Block D, Raum 629, spezielle Details zu den organisatorischen Bedingungen erfahren. Verspäten Sie sich nicht. Danke.«
Er ging hinaus. Ein paar Augenblicke lang herrschte Stille, dann sprachen alle auf einmal.
»Scheiße«, rief Lulu. »Was ist Brogal eigentlich?«
»Der Nordkontinent von St Libra«, sagte Rebka. »Ah, Schätzchen, ist das nicht dort, wo Brinkelle North lebt?«
»Ja, das könnte sein.« Und obwohl Rebka sich ihrer Tarnung bewusst war, konnte sie ein langsames, zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken.
Auf der Basis herrschte eine derart hektische Aktivität, dass Rebka herumlaufen konnte, wo sie wollte, ohne angehalten zu werden – sofern sie nur nicht versuchte, einen der
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