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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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es gab auch dunkle Flächen, abgestorbene Haut, welche die exotische Lichtkreatur befleckte. Parks, die Dächer der alten Gebäude außerhalb des Zentrums, RRD-Bezirke; Sid hatte nichts anderes erwartet, doch da waren außerdem noch andere, irritierendere Schattenbereiche. Straßen, die aufgetaucht und wieder verschwunden waren, sodass er die Lücken zwischen den Illuminationen aus dem Gedächtnis füllen musste; eine überraschend große Anzahl von Kreuzungen war nicht mehr zu sehen.
    Dennoch war die komplette virtuelle Reproduktion der Stadt beeindruckend. Sid und Ralph standen an der Seite des Immersionstheaters und in einiger Entfernung zu der wogenden Ansammlung von Gebäuden, zwei Sauriermonster in einem asiatischen Katastrophen-Zonedrama, bereit, die ahnungslose Metropole zu demolieren. Vor ihnen spielte sich der Sonntagabend ab. Zeit der Handlung: neun Uhr. Tausende von Spielzeugautos schoben sich dem Eis zum Trotz durch die Straßen, und Ameisenmenschen wuselten die Bürgersteige entlang.
    Sid konnte nicht widerstehen, er watete durch Schichten aus Licht, bis der Fenham-Bezirk seine Knie umschloss. Fast rechnete er damit, das seine Beine inmitten des glitzernden Bilds strömungsartige Wirbel aufwühlten, doch die Theaterprojektoren ignorierten seine Anwesenheit und fuhren damit fort, rings um ihn herum die virtuelle Reproduktion zu realisieren. Er richtete seinen Blick gerade nach unten und sah einen Bus, der den Fenham Hall Drive entlangkroch. Der löste sich in nichts auf, als er die Kreuzung mit der B1305 erreichte, die lediglich durch die strukturelle Stadtplanskizzierung dargestellt war, graue, geometrische Umrisse, welche die Memoryspeicher des Stadtplanungsamts als Ersatz für die vom Geflecht abgeleiteten Daten herbeigehext hatten.
    Auf der B1305 tauchte der Bus wieder auf und bewegte sich weiter nach Süden in Richtung Fluss. Sid schaute zu den langen Schlitzfenstern in der Wand des Immersionstheaters hinüber, hinter denen sich das Kontroll- und Bearbeitungscenter verbarg. Ari und Dedra saßen am Masterpult, während Ian, Eva und noch ein paar andere in dem schwach erleuchteten Raum zusammengepfercht waren, der sich an das Center anschloss. »Die Kreuzung da bitte vergrößern«, sagte Sid und deutete auf die grauen Linien.
    Sprunghaft expandierte die Stadt um ihn herum, in einer Weise, dass ihm einen Moment lang schwindelig war. Das Immersionstheater war so konstruiert, dass sie anhand der visuellen Logs derjenigen Person, die zuerst am Tatort gewesen war, ganze Räume neu erschaffen konnten und so ein unverdorbenes Rundumbild des gesamten Schauplatzes eines Verbrechens erhielten. Dieser ließ sich dann Pixel für Pixel nach Spuren und Beweisen absuchen, die später, nachdem die abgehetzten Sanitäter hereingestürmt waren und Agency-Constables herumgetrampelt hatten, unter Umständen zerstört sein konnten oder übersehen wurden. Nun studierte Sid leicht verärgert die Skizzierung der Kreuzung. »Wie viel Smartdust bedeckt diesen Bereich?«, fragte er.
    »Es liegt nicht an der Menge des Smartdust, es hat damit zu tun, wie die Partikel ineinandergreifen, und wenn der Abstand zwischen ihnen zu groß ist, können sie sich nicht verketten«, erwiderte Ari. »Die Stadt hat von diesen Wirbelstürmen Anfang Dezember ganz schön einen auf die Hucke gekriegt; die Dinger haben ganze Schwärme von Partikeln aus ihren Positionen gefetzt. Und dann ist da noch unser hundsmiserabler Wartungsplan, von purem Vandalismus erst gar nicht zu reden. Man braucht nur genug Sprayfarbe oder Leuchtglibber auf einen Partikel zu kleistern, und Sie können dessen Sensorfähigkeit und den Solarenergie-Input vergessen – das kleine Kerlchen ist dann definitiv tot.«
    »Was ist mit vorsätzlicher Sabotage?«, fragte Ralph und kam herüber, um die Kreuzung zu begutachten.
    »Das auch«, meldete sich Dedra. »Wir haben zahlreiche Rips bezüglich letztem Wochenende identifiziert.«
    »Okay, wir haben hier also keine volle Straßengeflecht-Abdeckung«, konstatierte Sid. »Wie wär’s, wenn Sie mir eine Visualisierung der Verkehrsleit-KI von dem Bus da zeigen? Lassen Sie das hier ein paar Minuten lang in Schleife laufen, ich will sehen, wie die Netzwerkdarstellung des Busses durch die Kreuzung verläuft.«
    Die gesamte virtuelle Reproduktion kehrte sich um und Fahrzeuge fuhren im Zeitraffer rückwärts. Grüne und violette Symbole, die das Verkehrsleitsystem der Stadt verwendete, um jedes Fahrzeug zu kennzeichnen, tauchten auf,

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