Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
wenig entschärfen, da sie nervtötend übereinstimmend waren: platte Nase, graublaue Augen, buschige Brauen, gerundetes Kinn. Gleich groß waren sie auch, und Kane war ganz offensichtlich einer von diesen beneidenswerten Menschen gewesen, die kein Fett ansetzten mit den Jahren. Die Stimme war ein einheitlich tiefer Bass, der einem grundsätzlich ein bisschen zu laut vorkam. Die gängigste Methode, ihr Alter (und somit einziges Unterscheidungsmerkmal) festzustellen, war eine rasche Sondierung des Halses, der bei den 2North dicker wurde im Laufe der Zeit, ein Phänomen, das Sid immer mit den Jahresringen eines Baumstamms verglich. Aber es war eine schnelle und praktische Möglichkeit zur Identifizierung; einige der älteren Norths, die er gesehen hatte, besaßen gar einen Halsumfang, der genauso groß war wie der ihres Kopfs.
    »Gentlemen«, begrüßte Sid sie ruhig.
    Abner lächelte angespannt. »Morgen, Boss. Schön zu sehen, dass Sie in dieser Sache die Leitung übernehmen.«
    »Danke. Sie sind demnach informiert, um wen es sich bei dem Opfer handelt?«
    »Ja«, erwiderte Ari.
    »Und das ist für Sie in Ordnung?«
    »Ja.«
    Abner legte Sid eine Hand auf die Schulter. »Keine Sorge. Befangenheit ist für uns ein Fremdwort. Dienstvorschrift ist das oberste Gebot, nicht wahr?«
    »Absolut und unbedingt«, bekräftigte Ari.
    Es war für Sid ein eigenartiges Gefühl, mit ihnen zu reden – das gleiche Gesicht hatte er vor acht Sunden bleich und erfroren gesehen. Es war ein so eigenartiges Gefühl, dass er sich unwillkürlich fragte, wie es um sein eigenes Urteilsvermögen stand. Und was die Frage betraf, wer auf die glorreiche Idee gekommen war, sie dem Fall zuzuteilen … nun, natürlich O’Rouke. »Also gut, wir haben seine Identität immer noch nicht, und die brauche ich. Wenn ich den Namen hab, sollte sich alles andere dann schon ergeben. Finden Sie ihn für mich heraus. Ziehen Sie alle Register.«
    »Wir haben noch nicht seinen Namen?«, fragte Abner. Er klang überrascht.
    »Es ist noch früh am Tag«, erwiderte Sid. Es war traurig, es zugeben zu müssen, aber er wusste nicht einmal, ob er ihnen wegen ihres Verlustes vielleicht sein Beileid aussprechen sollte. Immerhin hatte das Opfer ja zur Familie gehört, oder etwa nicht?
    In dem Moment betrat Lorelle Burdett die Abteilung, eine Allrounderin, die regelmäßig zu Sids Ermittlungsteams gehörte. Ihr folgte Royce O’Rouke auf dem Fuße, und Sid hörte auf, sich wegen Nichtigkeiten wie der Etikette bei Klon-Familienbanden Gedanken zu machen.
    Newcastles Chief Constable hatte sich an diesem Morgen in seine volle Uniform geworfen, deren dunkle Jacke mit einer beeindruckenden Zahl von farbigen Dienstbelobigungsbändern aufwarten konnte und mit jeder Menge goldener Litzen und Borten. O’Rouke war siebenundsechzig und ein Mann, der die Karriereleiter aufgrund seiner ansehnlichen Aufklärungsrate sowie einem außergewöhnlich schmutzigen politischen Geschick erklommen hatte. Entweder man spielte für ihn, zeigte absolute Loyalität und war auch mal bereit, als Sündenbock herzuhalten, oder man verbrachte seine gesamte berufliche Laufbahn damit, ein mutmaßlich unerlaubtes Abladen von Giftmüll nach dem anderen zu untersuchen.
    Hinter O’Rouke huschten zwei Berater in smarten dunkeln Anzügen herein; Chloe Healy, die Öffentlichkeitsreferentin der Behörde, und Jenson San, leitender Personalvertreter. Sid gab sich Mühe, sie nicht mit einem allzu geringschätzigen Blick anzusehen. Er konnte Typen ihrer Sorte einfach nicht riechen – Handlanger und Vollstrecker des obersten Etage –, und was ihre Fähigkeit betraf, Dinge im Interesse ihres finsteren Overlords falsch auszulegen und zu verdrehen, so war dies eine Kunst, die er niemals beherrschen würde, geschweige denn, dass er hoffen konnte, darin besser als sie zu werden.
    Sid wappnete sich. Dies würde der Moment sein, wo man ihn beiseitenahm und ihm seinen neuen Fallzuteilungsplan für diese Woche gab. Es war eine Schande – er hätte die Überstunden gut gebrauchen können.
    O’Rouke schüttelte ihm die Hand. »Wie geht’s voran, Detective?«
    »Die Übergabe von der Nachtschicht fast vollständig abgeschlossen, Sir. Die von mir angeforderten vorläufigen Daten sind heruntergeladen. Ich war eben im Begriff, die Vorgehensweisen, die ich für angebracht halte, zu erläutern und die Aufgabenbereiche abzustecken.« Er versuchte, einen nicht zu offensichtlichen Blick über O’Roukes Schulter zu werfen und zu

Weitere Kostenlose Bücher