Der unsichtbare Killer
als würde man die Gunners Manchester United mit fünf zu null vom Platz fegen sehen.
»Also, was haben Sie?«, fragte O’Rouke.
»Rein gar nichts bis jetzt. Noch nicht mal einen Namen. Aber ich hab unsere Lieblings-Norths darauf angesetzt, ihn herauszufinden. Ich dachte mir, das ist am ungefährlichsten.«
»In Ordnung, aber die sind nicht bloß zur Show hier. Setzen Sie sie ein und fassen Sie sie nicht mit Glacéhandschuhen an. Sie werden bei Augustine Zeugnis davon ablegen, wie effektiv und engagiert meine Truppe dabei ist, den Sausack, der das hier getan hat, zu finden.«
»Richtig …«, sagte Sid vorsichtig.
»Was denn?«
»Die Umstände. Er war nackt und die Wunde wirklich sehr seltsam. Das war kein Raubüberfall, der danebengegangen ist.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
»Nur, dass es unangenehm werden könnte.«
»Was Sie nicht sagen, Sie Genie.«
»Was ist, wenn wir Dinge herausfinden, von denen die Norths nicht möchten, dass die Leute sie über sie wissen?«
»Dann dürften Sie wohl ziemlich sauer sein, und zwar auf Sie , mein Bester, nicht wahr?«
Sid schaute O’Rouke lange in das vom hohen Blutdruck gerötete Gesicht, dessen zerfurchte Züge nun ein angriffslustiger, bösartiger Ausdruck dominierte. Herausfordernd. Provokativ. Der gleiche Weitpisswettbewerb wie immer.
»Ich wär mal mit einer Beförderung dran«, sagte Sid.
»Sie sind gerade aus der Suspendierung zurück.«
»Schon, aber ich halte bei dieser Sache meinen Kopf für Sie hin. Das gibt’s nicht für lau. Ich will Dienstgrad fünf oder ich gehe.«
»Bitte, Reisende soll man nicht aufhalten.«
Sid drehte sich um und ging zur Tür. Kalkuliertes Risiko …
»Sie bleiben auf der Stelle stehen, Sie mickriges kleines Arschloch«, blaffte O’Rouke.
Sid grinste, bevor er sich wieder zu dem Chief Constable umwandte.
»Falls Sie diesen Fall nicht lösen, und damit meine ich, dafür sorgen, dass der Scheißkerl verurteilt wird, werde ich persönlich Ihre Eier rösten und sie den Norths zum Frühstück servieren«, sagte O’Rouke.
»Abgemacht.«
O’Rouke stieß einen seiner Wurstfinger in Richtung Sids Nase. »Und dass das klar ist, keine Absonderlichkeiten, keine Perversitäten, keine Beteiligung von Drogen, nichts, das einen Kübel voll Jauche über die Familie North auskippen würde. Das Opfer war ein ehrbarer Mann, der von gesellschaftlichem Abschaum ermordet worden ist.«
»Das ist meine Annahme. Eben das wollen wir beweisen.«
»Dann wären wir uns ja einig, Sie und ich kriegen beide, was wir wollen. Halten Sie mich alle zwei Stunden auf dem Laufenden.« O’Rouke warf ihm noch einen letzten warnenden Blick zu, bevor er die Tür öffnete. Chloe Haley und Jenson San hielten sich dicht in seinem Kielwasser, als er ohne ein weiteres Wort Office3 wieder verließ.
Alle Blicke richteten sich auf Sid. Der Ausdruck in den Gesichtern der anderen rangierte von neugierig bis zu fasziniert. Er ging zu der Abteilungstür hinüber und machte sie sorgfältig zu, wartete, bis sich das blaue Rahmenlicht einschaltete.
»Also schön«, sagte Sid zu ihnen. »Fassen wir zusammen: In der letzten Nacht wurde aus dem Fluss die Leiche eines Mannes gezogen, den wir vorläufig als einen North identifiziert haben. Er hatte eine Wunde in der Brust und war nackt, was den Fall als einen Eins-Null-Eins klassifiziert. Worauf wir uns heuten Morgen konzentrieren, ist, seine definitive Identität festzustellen sowie aufzuklären, von wo aus er in den Tyne geworfen worden ist. Detective Dobson, was wissen wir über den Flussverkehr in der vergangenen Nacht?«
»Wir haben drei Kandidaten ermittelt«, erwiderte sie. »Die Wasserschutzpolizei hat sie allesamt gestoppt und kontrolliert.«
»Gute Arbeit«, sagte Sid.
»Danke. Der erste war die Menthanine : Firmencharterboot, einwandfreie Papiere, hat eine Gruppe von vier Geschäftsleuten auf einer Angeltour befördert. Laut Aussage des Kapitäns hatten sie sich schon seit dem späten Nachmittag an Bord mit Rauschmitteln vollgepumpt, und er wollte sie über Nacht zu den schottischen Inseln rausbringen, damit sie, wenn sie wieder wach und nüchtern waren, sofort mit dem Angeln loslegen konnten.«
»Ein Streit unter Drogeneinfluss mit bösem Ausgang?«, fragte Ian.
»Die Tour war für fünf Wochen gebucht«, entgegnete Dobson. »Sie waren die einzigen aufgeführten Passagiere, und die Crew bestätigt, dass sich sonst niemand an Bord befunden hat. Aber die Menthanine hat vom Dunston-Bootshafen
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