Der unsichtbare Killer
hatte, stoisch durch das heftige Schneegestöber und das sich pausenlos verändernde Polarlicht. Der Legionär hielt den wettergeschützten Karabiner bereit und musterte die Umgebung so gut es ging. Seine Wange erholte sich unter der Schicht Nuskin, die ihre Magie wirkte. Mehrere Membranen schützten die Stelle vor den Elementen. Darüber trug er einige dünne Stoffschichten, die er sich wie einen Turban um Kopf und Gesicht gewunden hatte. Noch darüber befand sich eine Sturmmütze, die Angela ihm gestrickt hatte, sodass sein Schutzhelm nicht an seiner Wange rieb. Und dann hatte er sich seine besonders geformte Schneebrille aufgesetzt. Lieutenant Bodin war zwar der Meinung gewesen, dass er noch nicht wieder bereit war, auf Patrouille zu gehen, aber Omar hatte darum gebeten, und Vance hatte zugestimmt.
Niemand wollte jetzt noch nach draußen gehen. Es lag nicht nur an der Angst vor der Kreatur, die sie jagte; die Kälte wirkte wie ein schleichendes Gift auf ihren Geist und ihre Gesinnung und drückte die Stimmung. Es kostete schon Mühe, auch nur die richtige Kleidung anzuziehen, wenn sie vorhatten, nach draußen zu gehen. Dann wehte häufig der Wind und erschwerte ihnen selbst das Gehen. Sie konnten nur einige Meter weit sehen. Da war es weit besser, drinnen zu bleiben, sich nahe eines Heizelements zusammenzukauern und sich der Vorbereitung des Konvois zu widmen, ganz egal, wie untergeordnet die Arbeit auch sein mochte.
Wenn Omar sich die Einstellung des restlichen Lagers aus irgendeinem Grund nicht zu eigen machen wollte, hatte Vance nicht vor, das zu ignorieren. Sie brauchten bewaffneten Schutz mehr denn je.
Vance erhaschte schließlich einen Blick auf die Baracke vor ihm, eine nachgiebige Wand aus leuchtend orangefarbenem Material. Es war die schlichteste Hülle, die das Mikrofaktur-Team hervorbringen konnte, ein Ballon von fünfzehn Metern Durchmesser aus dickem Gewebe, unter Druck gehalten von Gebläsen, die übermäßige Hitze von einer Brennstoffzelle hineinbliesen. Schrecklich energieaufwendig, aber wirkungsvoll.
Der Schnee, der auf die Außenhülle fiel, verwandelte sich in Matsch und rutschte herunter, was dafür sorgte, dass nie übermäßig viel Gewicht auf ihr liegen blieb. Der Ring aus knisterndem Eis, der sich um den Rand gebildet hatte, wurde allmählich größer, aber Vance hoffte, dass sie ohnehin am Ende des Tages aufbrechen und daher kein Problem damit haben würden.
Sie gingen durch den kurzen Zugangstunnel und schlossen die äußere Stoffplane, bevor sie die innere öffneten, sodass kein Druck verlorenging. Ein Schwall warmer Luft wehte ihnen entgegen, die nach einem Gemisch aus Bioil, frischem Polymer und arbeitenden Menschen roch. Das Aroma stach Vance unverzüglich in die Nase, als er den bedruckten Schal abnahm, mit dem er sein Gesicht geschützt hatte. Die Schneekruste auf seinem Parka und seiner wasserdichten Hose begann zu tauen und tropfte auf den Boden. Er nahm Schutzbrille und Helm ab, aber sonst nicht mehr viel – so warm war es auch wieder nicht in der Baracke; die Temperatur lag knapp über dem Gefrierpunkt. Den größten Teil des zur Verfügung stehenden Raumes nahmen zwei der Tropics ein, angestrahlt von grellem Flutlicht. An ihnen arbeiteten jeweils vier bis fünf Leute. Vance musste enthusiastisch grinsen, als er die veränderten Fahrzeuge sah. Die neuen Reifen waren erstaunlich; sie reichten ihm bis zur Brust und waren genauso breit. Die Maschine war derart aufgemotzt, dass sein innerer Junge seine Freude daran hatte. Und das fernbedienbare Maschinengewehr auf dem Dach steigerte die Wirkung nur noch.
Jedes Fahrzeug des Konvois verfügte über so eine Waffe, weshalb die Vorbereitungen auch länger als geplant dauerten. Vance hatte darauf bestanden. Sie sollten nach den jüngsten Verlusten von Wukang der gedrückten Moral nach der jüngsten Katastrophe Auftrieb geben.
Seit Langem galt die Anweisung, dass niemand allein nach draußen gehen durfte. Mackay vom AAV-Team und Juan-Fernando, einer der Helikopter-Piloten, hatten diesen Befehl treu befolgt, als sie am letzten Donnerstag in den Schneesturm hinausgegangen waren, um die Abschussvorrichtungen für die Notruf-Comm-Rakete zu überprüfen. Sie hatten auch entsprechend der Vorschriften Seitenwaffen mit sich geführt, wie Davinia und Leif ausgesagt hatten, die in der gleichen Wohnkuppel untergebracht waren.
Keiner von beiden war zurückgekehrt.
Vance hatte die Vorschriften ändern müssen: Jetzt war befohlen, dass alle,
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