Der unsichtbare Killer
leise.
Sid war beeindruckt. Er wusste, wenn man ihm erzählt hätte, dass seine Familie mit etwas so Schrecklichem in Verbindung gebracht wurde, dann hätte er es sicher nicht geschafft, so ruhig zu bleiben. Aber andererseits wusste Abner genau, wie sich seine Brüder verhielten. »Die Downloads haben nicht so viel erwischt, wie wir uns erhofft hatten. Es gibt eine Menge Unterhaltungen, von denen wir nur eine Seite haben. Aber nach allem, was wir uns bisher zusammengereimt haben, plant Shermans Team einen Überfall auf Trigval Molecular Solutions. Das ist eine absolute High-Tech-Firma aus Jarrow. Sie sind auf Molekülmontagekammern spezialisiert. Wir wissen nicht, wozu sie benutzt werden – diese Information gibt es nicht im Transnet, was an sich schon interessant ist. Aber sie sind eine Firma, die für Rüstungsaufträge freigegeben ist.«
»Ich habe von ihnen gehört«, sagte Abner leise.
»Wie das?«, fragte Eva.
»Sie sind wichtig für Northumberland Interstellar. Und ich wurde auf den neuesten Stand gebracht, was das Familiengeschäft angeht, ehe ich zur Polizei gegangen bin.«
»Wie wichtig?«, wollte Sid wissen.
»Die molekularen Systeme von Trigval können aktivierte Materie produzieren. Das ist eine Art Zwischenzustand oder Triggerzustand, um das Verhalten von negativer Materie zu beeinflussen. Was, wie Sie wissen, die Grundlage der Transraum-Verbindungs-Technologie darstellt.«
»Also könnte dieser Überfall letztendlich das Gateway betreffen?«, fragte Ian.
»Eigentlich nicht, oder zumindest nicht direkt. Es ist nicht so, dass aktivierte Materie selten ist. Es gibt eine Menge Firmen, die das Zeug produzieren. Und es kann deshalb dafür auch kaum einen Schwarzmarkt geben. Aktivierte Materie benötigt zum Beispiel schon einmal ein sehr spezielles Rohmaterial. Ich verstehe das nicht ganz.«
»Vielleicht ist es nur ein einfacher Technologie-Diebstahl?«, schlug Eva vor. »Sherman hat vielleicht auf den Fernwelten einen Käufer für die Technologie.«
»Und weshalb sollte Aldred daran beteiligt sein?«, fragte Abner. »Northumberland Interstellar besitzt ein Gateway. Wir haben die Technologie, wir müssen sie nicht stehlen.«
»Wegen irgendeiner anderen Sache, in die er verwickelt ist«, sagte Sid. »Das ist hier das ganze Problem – wir wissen nicht genau, was vorgeht.«
Abner schaute auf die kleine Kiste in seinen Händen hinab, als würde er ihrer jetzt erst zum ersten Mal gewahr. »Was also ist Ihr Plan?«
»Sie planen den Überfall immer noch«, unterrichtete ihn Sid. »Wir werden die Mikrokopter benutzen, damit wir volle Abdeckung haben. Diesmal werden wir sehen können, was sie vorhaben.«
»Diesmal?«, fragte Abner scharf.
»Sie sind schon in andere, ähnliche Aktivitäten verwickelt gewesen«, sagte Sid. »Eine Übergabe. Ein Gespräch über eine andere Beschaffung. Und wir sind sicher, dass sie diejenigen sind, die die Brandbombe in Reinerts Werkstatt gezündet haben. Wenn wir ihnen anschließend folgen können und herausfinden, wem sie dieses Zeug aushändigen, bekommen wir vielleicht eine bessere Vorstellung davon, was hier eigentlich vorgeht.«
Abner nickte langsam. »Und die Mikrokopter eignen sich ideal dafür. Okay, ich wurde ausgebildet, so einen zu fliegen. Ich werde Ihnen bei der Überwachung helfen.«
»Und danach?«, forderte ihn Eva heraus. »Wenn sich herausstellt, dass Aldred in den Mord verwickelt war. Was dann?«
»Ich werde Ihnen selbst bei seiner Festnahme zur Hand gehen«, sagte Abner. »Und ich werde sicherstellen, dass er sich für das verantworten muss, was er getan hat.«
»Sie sind der Gleiche wie er, genau wie alle Ihre Brüder«, sagte Sid. »Denken Sie, dass es Ihnen möglich ist, einen von ihnen zu töten?«
»Nein. Ich selbst könnte das nicht tun. Aber wir sind alle ein wenig unterschiedlich – es sind einzig die urbanen Märchen, die behaupten, dass wir alle identisch sind. Er wird einen Grund für das haben, was er getan hat. Ich freue mich darauf, zu hören, was es ist.«
Sonntag, 21. April 2143
Vance musste sich gegen den Wind stemmen, der die harten Eispartikel beinahe horizontal durch das Lager trieb. Er war froh, dass das Mikrofaktur-Team es schließlich geschafft hatte, ein paar anständige Schutzbrillen zu drucken. Die Partikel brannten schmerzhaft auf den wenigen kleinen, von keinerlei Stoff geschützten Hautpartien, doch die Kälte betäubte den Schmerz rasch.
Neben ihm schleppte sich Private Omar Mihambo, der gerade Geleitdienst
Weitere Kostenlose Bücher