Der unsichtbare Killer
brummend zum Leben und versuchten, mit der staubigen Luft fertig zu werden. Sid ging am zweiten Regal vorbei und überprüfte die ordentlich aufgestapelten Kisten. Es gab eine Menge Lücken, wie er erheitert bemerkte. Die meisten Beamten oberhalb von Rang zwei wussten, wie man in die Einrichtungen mit mittlerer Sicherheitsstufe kam.
Er fand die Kisten, die er wollte, auf dem dritten Regal; schwarze Aluminium-Rechtecke, dreißig auf zwanzig Zentimeter, zehn Zentimeter dick. Abermals lieferte seine E-I dem Inventar-Verwaltungs-Netz des Tresorraums die Codes von Brannagh. Er zog drei Kisten aus dem Regal und wandte sich um, um zu gehen.
»N’Abend, Boss«, sagte Abner 2North.
Sid zuckte zusammen. Er hatte nicht gehört, wie Abner hereingekommen war, und natürlich hatte Ian die Meshes abgestellt, sodass er sie auch selbst nicht nutzen konnte, um zu überprüfen, ob er allein war. Da war nichts zu machen, er musste es mit einem Bluff versuchen. Er lächelte Abner an. »N’Abend. Ich hole nur ein paar Mikrokopter für einen Fall. Wonach suchen Sie?«
»Boss, das war furchtbar. Sie sind jetzt Leiter der Vertragsabwicklung. Sie haben keine Fälle, bei denen man einen Mikrokopter braucht. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, werde ich den Schwachsinn weglassen, ich habe ja schon gesehen, dass Sie die Mesh-Logs abgestellt haben. Ian lässt eine ganze Reihe von verdeckten Überwachungsprogrammen laufen, bei denen er die Autorisierungs-Codes von Vance Elston benutzt. Nun führen Sie, er und vermutlich Eva irgendeine Operation aus, die nicht in den Logs steht. Darüber mache ich mir keine großen Sorgen; das machen wir doch alle. Aber es war mein Bruder, der ermordet wurde. Ich glaube, ich habe das Recht, es zu erfahren, wenn Sie wissen, wer ihn umgebracht hat.«
»Klar, Scheiße nochmal«, brummte Sid. Er nahm an, er hätte wissen müssen, dass es früher oder später jemandem auffallen würde, vor allem einem Polizisten mit Abners forensischer Ausbildung. »Wem haben Sie es erzählt?«
»Niemandem.«
»In Ordnung. Aber machen wir das nicht hier, wir müssen gehen.«
»Klar. Lassen Sie sich hiermit von mir helfen.«
Sid zögerte, als Abner eine Hand ausstreckte, seinen Gesichtsausdruck hielt er dabei bemüht nichtssagend. Dieses Gesicht …
Sid erinnerte sich daran, dass es auf dem Untersuchungstisch des Leichenhauses weiß und unbewegt gewesen war; bei Augustine zornig und entschlossen; bei Aldred so ruhig und berechnend. Es war wirklich wahr, die Norths waren überall in Newcastle, auf die eine oder andere Weise.
Er seufzte, als er diese einfache Realität zur Kenntnis nahm, und reichte Abner eine der Kisten. »Danke.«
»Brannagh, was? Gute Wahl.«
Sid zuckte die Schultern. »Ach, was will man machen? Jenson San ist schon weg.«
Dieses eine Mal musste Ian auf die Meshes der Treppe, die zur Tür seiner Wohnung führte, zugegriffen haben. Er war nicht überrascht, als Abner mit Sid hereinkam, nur nervös. Es blieb an Eva, dem North einen besorgten Blick zuzuwerfen.
»Er hat die Überwachungsprogramme aufgespürt«, sagte Sid zur Erklärung.
»Oh, Scheiße«, murmelte Ian, der wütend die Lippen verkniff. »Tut mir leid, Boss, ich hätte vorsichtiger sein sollen.«
»Was also jetzt?«, fragte Eva.
»Ich will herausfinden, wer meinem Bruder ermordet hat«, erwiderte Abner.
»Die Antwort auf diese Frage gefällt Ihnen vielleicht nicht«, ließ Sid ihn wissen.
»Machen Sie es deswegen inoffiziell?«
»Ja.«
»Okay, sehen Sie, ich werde Sie nicht an Milligan oder Aldred verpfeifen. Aber ich muss mich daran beteiligen. An was also …?« Er blickte sie nacheinander an.
»Das wird nicht sehr angenehm werden«, sagte Sid vorsichtig zu ihm.
»Was geht denn nun vor?«
Sid wusste, dass er keine Wahl hatte, die hatte er nicht mehr gehabt, seit Abner ihn im Lager erwischt hatte. Wahrscheinlich schon lange vorher, wenn er ehrlich zu sich war. »Wir haben herausgefunden, weshalb Ihr Bruder in diesem Apartment in St James ermordet wurde.«
»Oh?«
»Tallulah Packer hatte letztes Jahr eine Affäre mit Aldred. Er war im Besitz der Codes für ihre Türen.« Sid wartete auf eine Erwiderung, aber Abner sagte nichts, daher erzählte er ihm, was das Schlimmste an allem war. Dass Aldred Marcus Sherman kannte, dass das alles irgendein Konzernmanöver war, dass vermutlich Norths gegen Norths kämpften. Wie sie Shermans Leute und Aldred verwanzt hatten.
»Was haben Sie durch die Downloads herausgefunden?«, fragte Abner
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