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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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aus den Erkundungsdaten der E-Rays und uralten Übersichtsaufnahmen zusammen, die – auf Konturen reduziert – die halbe Windschutzscheibe des MTJ-1 ausfüllten. Die Trägheitsnavigation verortete den Konvoi südlich des Dolce. Im echten Leben fuhr Angela immer noch den Lan entlang und suchte den größeren Fluss, mit dem er sich vereinigen sollte. Sie hatte inzwischen angefangen, das Navigationssystem zu hassen, so dumm und fehlerhaft war es.
    Den ganzen Vormittag waren beiderseits des Lan Nebelschwaden aus dem Dschungel gekrochen; ihre Farbe ein helleres Korallenpink, nicht das Karmesinrot des Schnees, über den der Konvoi mäanderte. Im Laufe des Tages näherten sich die Schwaden den Fahrzeugen des Konvois und bedeckten am Nachmittag schließlich den ganzen zugefrorenen Fluss. Der Schneepflug des MTJ verwirbelte das nasskalte Zeug kräftig, während er den Schnee vom Boden hob und seitlich davonschleuderte, um ihnen den Weg zu bahnen. Angela konnte sehen, wie sich hinter dem Fahrzeug eine Art sich zu beiden Seiten hin ausbreitendes Kielwasser bildete, als würde ein Ozeanriese den Fluss befahren.
    »Es kommen wieder Wolken auf«, sagte Paresh auf dem Beifahrersitz neben ihr. Er hatte am Tag zuvor mit Elston getauscht, nachdem sie Truck-2 zurückgelassen hatten und der Kommandant wieder ins Biolab-1 zurückkehren konnte.
    Angela war über Pareshs machohafte Harter-Bursche-Attitüde erschreckt gewesen. Doktor Coniff hatte den Tausch jedoch ermöglicht, indem sie erklärt hatte, dass seine gebrochenen Rippen gut heilten. Außerdem hatte er das Synthetikgel nie angerührt. Und statt sich auszuruhen und sich zu erholen, hatte er die Tage im Biolab-2 damit verbracht, mit seinem gesunden Arm den Kranken zu helfen.
    Sie warf einen schnellen Blick zum oberen Teil der Windschutzscheibe, wo sich nie verändernde, schmierige Kondensationsflecken hingen. Die kirschfarbenen Ringe waren hinter einigen hohen rotbraunen Wolken verschwunden, die von Süden herankamen. Fahlgrüne und indigofarbene an Farnwedel erinnernde Streifen aus Polarlicht winkten gleich unterhalb der zerknitterten Wolken. »Nicht dunkel genug für Schnee«, sagte sie. Ihre Vorhersage als Wetterexpertin.
    Paresh grinste. Sie musste sich Mühe geben, nicht darauf zu reagieren. Er war glücklicher, als er das Recht hatte, es zu sein; und doch war sie froh über seine Gesellschaft. Der einzige andere Mensch, den sie gern im MTJ gehabt hätte, war Madeleine.
    Sie waren seit der letzten Tankpause ein gutes Stück vorangekommen. Am Morgen hatte sie die Führung des Konvois eine Weile jemand anderem überlassen und nach dem Essen wieder mit dem MTJ-2 getauscht. Ihr einziges Problem an diesem Nachmittag waren die Steine, die sich unter dem Schnee und dem öligen Nebel versteckten und die das Radar nicht immer rechtzeitig erkannte. Darwin zufolge war allerdings ein Felsbrocken, der nicht über den Nebel hinausragte, nicht groß genug, um dem MTJ Schaden zufügen zu können. Nicht, dass sie den Wahrheitsgehalt dieser Aussage unbedingt überprüfen wollte.
    Während der Nebel sich mehr und mehr über die glatte Schneefläche des Flusses gelegt hatte, hatten sich die Uferhänge zu beiden Seiten davon aufgebaut. Jetzt, mitten am Nachmittag, fuhr der Konvoi auf dem Grund eines breiten, tiefen Tals entlang, das von dichtem Dschungel erdrückt wurde. Hätten sie nicht den Lan als Straße gehabt, hätten sie Meter um verzweifelten Meter weiterkriechen müssen, wie sie es an den ersten Tagen getan hatten. Entsprechend der allgemeinen Einschätzung würden sie bestenfalls die Hälfte ihres neuen Weges hinter sich haben, wenn sie auf den Dolce einbogen, und sie wusste, dass sie bereits mehr als die Hälfte ihres Treibstoffs verbraucht hatten. Den noch verbliebenen Truck ebenfalls zurückzulassen, würde ein guter Tausch sein; auf der einen Seite stand die Verringerung des Verbrauchs, auf der anderen die Tatsache, dass die Fahrer sich zusätzlich in die anderen Fahrzeuge quetschen mussten – aber dort war jetzt Platz, seit sie Luther und Mohammed verloren hatten. Und die weiter schrumpfenden Vorräte reduzierten das Gewicht, das die Fahrzeuge zu schleppen hatten. Angela nahm sich vor, Elston vorzuschlagen, noch einmal eine Comm-Rakete abzuschießen und Sarvar darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie Hilfe benötigten.
    Das steile U, das die Talwände bildeten, schien weiter vorn von einer dunklen kastanienbraunen Klippe eingerahmt zu sein, als würde der Fluss eine scharfe

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