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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Wärme leben können.«
    »Darf ich erfahren, wo du lebst? Wir haben niemals irgendwelche Hinweise auf empfindungsfähiges Leben gefunden. Hätten wir es getan, hätten wir uns dort niemals niedergelassen.«
    Der Aldred-Avatar im Empfangszimmer neigte den Kopf ein paar Grad nach hinten, als würde er auf ein merkwürdiges Geräusch lauschen. »Constantine, ich denke, wir wissen beide, dass das nicht ganz stimmt. Es war von Anfang an klar, dass ich nicht auf St Libra geboren wurde.«
    »Du sprichst vom Dschungel und den Pflanzen? Wir haben angenommen, dass St Libras Biosphäre gestaltet wurde, ja.«
    »Du sprichst nur vom Körperlichen, vom Individuellen. Ich bin darüber hinaus.«
    »In welcher Weise genau?«
    »Die Pflanzen – meine Pflanzen – sind meine biologische Komponente. Ich wohne in ihnen.«
    Constantine stellte fest, dass sein Mund zu einem sanften Lächeln des Erstaunens erstarrt war. »Die Pflanzen haben ein kollektives Bewusstsein? Wir haben nie irgendwelche Zellen gefunden, die als Äquivalent von Neuronen dienen könnten.«
    »Es gibt auch keine. Wie ich schon sagte, die Pflanzen sind meine biologische Komponente. Ich habe viele Facetten, aber über die biologische bin ich hinausgewachsen. Die Pflanzen sind meine Wurzeln, die in diese Quantenrealität hineinreichen.«
    »Also hat sich das Leben auf deinem Heimatplaneten zu einem einzigen Bewusstsein entwickelt?«
    »Ja. So, wie ihr danach strebt, eure Maschinen auf den Gipfel zu führen, damit sie zu euren Göttern und Sklaven werden, zu der Singularität, nach der ihr euch sehnt, so waren meine Ahnen zufrieden damit, das Leben seiner Bestimmung entgegenfließen zu lassen. Wie du dir vorstellen kannst, ist dieser Weg länger, aber letztlich auch sicherer. Ich glaube, dass jene Ahnen in ihrer tierischen Gestalt nicht so kurzlebig waren wie ihr; sie besaßen nie eure verständliche Ungeduld.«
    »Ein Gaia-Singularitäts-Ereignis«, sagte Constantine voller Ehrfurcht.
    »Ein angemessener, wenn auch etwas plumper Ausspruch. Ja, ich glaube, wir haben mich nach euren Begriffen definiert. Glückwunsch.«
    Constantine verzog das Gesicht; er fühlte sich plötzlich müde und niedergeschlagen, als ihm die Implikationen klar wurden. »Und seit wir dort angekommen sind, waren wir damit beschäftigt, deine Umgebung zu vergiften. Dich zu verseuchen.«
    Der Aldred-Avatar ging zur Wand der Kammer und berührte mit der Spitze eines Klingenfingers sanft die Oberfläche, ließ sie daran hinuntergleiten. Die Geste war fast zärtlich. »Ihr macht das mit jeder Welt, die ihr bewohnt. Wieso wählt ihr mich für eure Gewissensbisse aus?«
    »Weil du anders bist, und das weißt du. Du weißt, wie wir reagiert hätten, wenn wir von deiner Existenz gewusst hätten. Wieso hast du es uns nicht gesagt? Wieso schickst du diesen Avatar neunzig Jahre, nachdem wir das Gateway geöffnet haben?«
    »Ihr seid so schnell, so rasch in diesem winzigen kleinen Tierkörper. Könnt ihr euch nicht vorstellen, dass es auch eine andere Sichtweise als eure gibt? Ich nehme nicht so wahr wie ihr, ich denke nicht mehr mit dieser Geschwindigkeit, ich reagiere nicht im nächsten Moment auf etwas. Ich habe mich ausgestreckt, als ich gespürt habe, dass die Pflanzen vergiftet werden und sterben, als ich wahrnahm, dass neue Zellen nach St Libra gekommen waren, die mich nicht aufgenommen haben. Ich habe mich gesammelt und die stärksten fremden Gedanken gefunden. Eure, die der North. So viele ähnliche geistige Ausformungen wurden von mir als ein einziger Geist interpretiert. Ich habe in den Spiegel gesehen, um dich zu finden und mich zu dir in deiner Gestalt zu machen. So etwas hatte ich noch nicht oft zuvor getan. Der erste Avatar, den ich hervorgebracht habe, war nicht gänzlich gelungen. Er war über seine eigene Existenz verwirrt und hat nicht richtig verstanden, was er war. Meine Gedanken und seine originären menschlichen Gedanken waren miteinander in einem schrecklichen Konflikt, und so wurde er auf sehr menschliche Weise handgreiflich, wie es der Form entsprach, die er angenommen hatte.«
    »Das Massaker in Bartrams Herrenhaus«, flüsterte Constantine bestürzt.
    »Ja: das Monster. Die Gestalt zu wechseln, den Zustand zu ändern, ist für mich etwas Intuitives, eine uralte Fähigkeit, mit der ich das Spiegelkonstrukt erfülle. Es hat gewählt, was es sein wollte. Es ist ein Teil von dir: North. Was du vor dir siehst, ist ein Monster, das aus deinem eigenen Unbewussten geboren

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