Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
eines Tages Mela und Lona ersetzen wollte, würde es mehr als genug Ersatz geben.
Ihm war es recht, wenn nur genug getrunken wurde. Die beiden Frauen würden einige raue und anzügliche Bemerkungen abbekommen, so wie immer, aber das war ihm egal. Es gab wahrlich Schlimmeres in Boram. Viel Schlimmeres.
Sein Blick fiel auf Brom, der lässig am Rand der Theke stand und gelangweilt schien. Frerin hatte sich schon oft über seine aufreizende Art geärgert, dennoch war er froh, ihn in seinen Diensten zu haben. Brom, der ein unglaublich grobschlächtiges Gesicht besaß, verfügte über eine außergewöhnliche Körperkraft und war als Aufpasser schlichtweg unbezahlbar. Frerin hatte längst aufgehört zu zählen, wie viele betrunkene Männer, die auf Ärger aus waren, er schon verprügelt und hinausgeworfen hatte. Auch wenn er es sich nur ungern eingestand, so gab es ihm doch ein Gefühl der Sicherheit, dass Brom in der Schenke war, und daher ertrug er dessen Launen notgedrungen.
Noch während er in diese Gedanken versunken war, tauchten auch schon die ersten Männer auf, nickten ihm grüßend zu und suchten sich die erst besten Tische aus. Frerin kannte sie alle, die meisten kamen schon her, seit er seine Schenke eröffnet hatte, betranken sich und krochen dann nach Hause oder blieben irgendwo draußen in den Gassen liegen. Allerdings nur, um am nächsten Abend erneut hier aufzutauchen.
Da war Heptran, ein Tagelöhner, der grundsätzlich alles vertrank, was er an Münzen besaß. Daneben Poldor Merit, zuständig für den Warenverkehr mit den Händlern und damit ein wichtiger Mann, den zu kennen es sich lohnte. Merit war bestechlich, so wie die meisten Männer in Boram, und das nutzte Frerin so gut es ging aus. Er prostete ihm zu.
Auch Fedor Posta war da, der die Äcker der Stadt beaufsichtigte und dem er einiges an Münzen zahlte, um in den Genuss einiger ganz besonderer Spezialitäten zu kommen. In Gedanken ging Frerin die Namen aller Männer durch, die er sah, und lächelte zufrieden.
Lona und Mela, die die Männer ebenfalls beobachtet hatten, nickten ihm unmerklich zu und waren bereits eifrig dabei, sie mit Schrabat zu versorgen. Frerin genoss es, den Männern zuzuschauen und sich auszumalen, wie es ihnen am nächsten Tag gehen würde. Es waren letztlich alles Verzweifelte, die sich hier herumtrieben und wenigstens für ein paar Stunden Ablenkung von ihrem tristen Dasein suchten. Und genau das sorgte dafür, dass seine Kasse stetig anwuchs.
Nach und nach füllte sich der Schankraum immer mehr, die Stimmen wurden lauter und der Geruch nach Schrabat überdeckte allmählich alles andere, sogar den Gestank nach Schweiß, den die meisten Männer mit sich hereingebracht hatten.
Es war fast Mitternacht und Frerin wurde zusehends schläfriger, als plötzlich ein neuer Gast in der Tür auftauchte, dort verweilte und seinen Blick prüfend über die anwesenden Männer schweifen ließ. Er war groß gewachsen, seine pechschwarzen Haare hingen ungebunden herab und verdeckten teilweise sein Gesicht, das mit seiner auffallend blassen Farbe einen starken Kontrast zu seinen Haaren bildete. Die Kleidung des Mannes war fast völlig zerrissen, so als wäre sie von Tieren zerfetzt worden, erinnerte dabei entfernt an eine Art von Rüstung. Stellenweise schimmerte sein Mantel, der fast bis zum Boden reichte, rötlich und es gehörte keine große Kunst dazu, zu erahnen, um was es sich dabei handelte.
Für einen Augenblick wurde es still in der Schenke, denn alle Augen hatten sich ihm zugewandt. Doch schnell war die erste Neugierde gestillt und die Männer tranken weiter.
Woher bei den Göttern kam dieser Kerl? Frerin kratzte sich interessiert an der Wange, die von einem schlecht geschnittenen Bart verunstaltet wurde, was ihm jedoch gleichgültig war. Er bemerkte den fragenden Blick Broms, der ebenfalls auf den Fremden aufmerksam geworden war und jetzt auf eine Geste Frerins wartete, ihn hinauszuwerfen. Offenbar gefiel auch Brom das Äußere des Neuankömmlings nicht sonderlich, oder aber er wollte sich einfach nur prügeln.
Frerin zögerte; normalerweise wollte er Männer in dieser Aufmachung nicht in seinem Gasthaus haben, denn meist hatten sie kaum genug Münzen, sich den Schrabat leisten zu können, andererseits schien der Kerl von außerhalb der Stadt zu kommen, was nicht allzu häufig geschah und schon allein deshalb ein gewisses Interesse mit sich brachte. Er überlegte noch kurz, was er tun sollte, dann aber siegte seine
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