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Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ritter
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zurück, als hätten sie nie existiert. Doch sie alle wussten nur zu gut, dass sie wirklich da waren und darauf lauerten, auch sie vernichten zu können.
    Fast genauso schlimm waren die Toten, die auf den Gassen lagen und an denen sie sich vorbei quälen mussten. Sie schienen ihnen eine stumme Drohung zuzurufen, die sich in ihren Köpfen einnistete und den Verstand vergiftete. Hoffnungslosigkeit und das Versprechen eines baldigen Todes sprach aus ihnen.
    Doch noch war Orcard nicht bereit aufzugeben, noch hatte er einen Funken Hoffnung und Lebenswillen und er richtete seine ganze Kraft darauf, ihr Ziel zu erreichen.
    Sie waren etwa eine Stunde unterwegs, als sich vor ihnen etwas Großes aus dem Nebel schälte und sie abrupt stehen blieben.
    »Das Tor!«, rief Hendran und Orcard nickte aufmunternd, als er die Hoffnung in seinen Worten heraushörte.
    Das mächtige Tor war geschlossen, davor lagen zahllose Menschen, die hier Zuflucht gesucht hatten, doch gefunden hatten sie nur den Tod. Die Frauen schluchzten bei dem Anblick der Leichen und drängten sich eng zusammen, aber auch die Wächter wirkten bedrückt.
    »Wir müssen es öffnen!« Orcards Stimme klang rau und er schaute sich nervös um.
    »Das ist gefährlich«, entgegnete Hendran.
    »Nichts ist gefährlicher als hier zu verharren und auf den Tod zu warten!«
    Hendran nickte, wenn auch nach kurzem Zögern. »Mel! Du kommst mit mir, wir gehen rein und werden das Tor öffnen.«
    Der junge Wächter musterte ihn ängstlich, trat dann aber zu ihm und die beiden verschwanden im Torzugang, hinter dem der Schließmechanismus verborgen war.
    Orcard postierte ihre kleine Gruppe derweil vor dem Zugang, damit die beiden in Ruhe arbeiten konnten. Die Frauen drängten sich an die Torwand und schienen aus der Berührung mit dem Holz Kraft zu ziehen, denn die fast übermächtige Angst in ihren Augen verblasste zumindest ein wenig. Plötzlich schienen selbst sie an Rettung zu glauben.
    Von drinnen waren leise Flüche zu hören, dann knackte es laut und erst langsam, dann immer schneller begann sich das Tor zu heben.
    Gespannt wartete Orcard, bis das Tor oben war, dann trat er mit bebendem Herzen vor den Ausgang. Vor ihm lag die Straße nach Westen, mehrere Schritt breit und – was das Wichtigste war – frei von Nebel!
    Er atmete aus und dankte in Gedanken den Göttern. Ihre letzte Hoffnung, dass die Sicheren Wege noch existierten, hatte sich tatsächlich erfüllt. Orcard wusste nicht, was er hätte tun sollen, wenn es anders gewesen wäre. Vielleicht, dachte er, hätte er dann einfach aufgegeben und sich seinem Schicksal ergeben. Vielleicht.
    Ein spitzer Schrei ließ ihn herumfahren und riss ihn unsanft auf seinen bitteren Gedanken. Zwei Dunkle hatten sich ihrer kleinen Gruppe genähert und umkreisten sie. Tergos hielt seine Fackel nach vorne, doch seine Hand zitterte. Wenn er jetzt die Fackel fallen ließe – es wäre sein Tod gewesen.
    Orcard sprang zu ihm. »Hendran! Heraus – sofort!«
    Hinter ihnen ertönten Schritte, dann waren die beiden Wächter bei ihnen und rissen ebenfalls ihre Fackeln nach vorne, um die Dunklen auf Distanz zu halten.
    »Wir müssen zur Straße!«, rief Orcard und Hendran nickte.
    Er griff die Frauen an den Armen und zog sie zum Ausgang, immer darauf bedacht, die Torumrandung im Rücken zu haben, um die Dunklen sehen zu können. Orcard und Mel wichen inzwischen langsam zurück, umschwärmt von den Dunklen, doch das Feuer hielt sie zurück.
    Orcard hörte ihre kalten, tödlichen Stimmen in seinem Kopf, doch alles was jetzt noch zählte, war das Erreichen der Straße. Dann, eine scheinbare Ewigkeit später, hatten sie es geschafft und erschöpft ließen sich alle bis auf Orcard auf den Boden sinken.
    Er aber stellte sich an den Rand der Straße und betrachtete die Dunklen, die ihm jetzt fast Angesicht zu Angesicht gegenüber standen. Er spürte ihren Hass, spürte ihren unbändigen Wunsch zu töten, doch die Straße vermochten sie nicht zu betreten. Etwas, das mächtiger war als sie, versperrte ihnen den Weg.
    »Was tust du?«, rief Hendran, als er Orcard unmittelbar vor den Dunklen stehen sah. »Willst du dich umbringen?«
    Doch Orcard winkte ab. »Sie können uns hier nichts tun, dieser Weg ist ihnen versperrt.«
    Dann, als hätten sie verstanden was Orcard gesagt hatte, waren die Dunklen mit einem Male verschwunden und der Druck, der schwer auf Orcard gelastet hatte, war ebenfalls verflogen. Er atmete auf. Den ersten Schritt zu ihrer Rettung

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