Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
Drachen. Bei ihrem Anblick verzog sich sein Gesicht; es war deutlich, dass er sich in ihrer Umgebung mehr als unwohl fühlte. »Und was jetzt?«
Eneas holte tief Atem und legte beide Hände gegen die Schriftzeichen. Sofort spürte er ein Ziehen, das sich gegen seine Runen richtete, als wollte sein ganzer Körper Teil der Wand werden. Es war vertraut und er wusste, was zu tun war. Es zog sein Bewusstsein förmlich hinein – und er ließ es willig geschehen.
»Du hast es also geschafft.« Die Stimme war kühl und beherrscht, als hätte sie nichts anderes erwartet.
»Ich bin hier.«
»Du sprichst, als wärst du unzufrieden.«
»Ich bin hier, aber das Beryllyion ist nicht in meinem Besitz. Sie wird es mir nicht aushändigen.«
»Du darfst dich jetzt nicht aufhalten lassen. Du wirst es brauchen, wenn du nicht untergehen willst.«
»Der Drache würde es nicht zulassen, wenn ich es mir mit Gewalt nähme.«
»Du solltest die Drachen zurücklassen. Sie gehören in die kresh kallaan. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist viel zu groß. Das war schon immer so.«
»Sie werden mitkommen – das ist der Preis, damit das Beryllyion an meiner Seite bleibt.«
»Das ist ein Fehler! Du kannst sie nicht kontrollieren, dafür bist du nicht stark genug. Sie werden Angst und Schrecken verbreiten unter den Menschen.«
»Es spielt keine Rolle«, entgegnete Eneas entschieden. »Linan besitzt das Beryllyion und damit die Kontrolle. Die Drachen werden mit uns die kresh kallaan verlassen, und die Serapen werden einen Feind mehr haben, um den sie sich kümmern müssen.«
»Du begehst Fehler um Fehler, Eneas. Ich hätte dich besser vorbereiten müssen.«
»Du hast mich so vorbereitet, wie du es für richtig gehalten hast, alter Mann. Aber hier treffe ich meine eigenen Entscheidungen und daher sage ich es nochmals: sie kommen mit!«
Eine Zeit lang herrschte Schweigen. »Also gut. Sie können passieren, aber ich warne dich: versage nicht bei der Erfüllung deiner Aufgabe! Sie allein ist wichtig. Wenn du das nicht tust, dann wird auch dich die Rache und der Zorn der Alten Götter treffen!«
Die Wand vor ihnen begann zu flimmern, dann löste sie sich immer mehr auf, bis sie ganz verschwunden war und nur ein schwarzes Etwas übrig war. Eneas trat zur Seite und winkte den anderen zu.
»Es ist jetzt sicher.«
»Wo werden wir herauskommen?«, wollte Orcard wissen, dessen Hand wieder auf seinem Schwert lag.
»In einer Tempelanlage der Alten Götter, ähnlich der in Konduun. Und doch weit, weit entfernt.«
Orcard verzog das Gesicht, dann trat er als erster hindurch und war verschwunden. Als nächste kam Mela. Sie blickte Eneas direkt in die Augen und ging dann wortlos weiter. Übrig blieb nur noch Linan mit den Drachen.
»Du hältst also Wort und bringst sie in Freiheit?«
»Ich habe versprochen, sie aus den kresh kallaan zu bringen, und dieses Versprechen werde ich halten«, antwortete Eneas knapp. Von Freiheit sagte er nichts.
Linan musterte ihn misstrauisch. »Ich warne dich, mich zu hintergehen, Eneas!«
Ihre Augen bohrten sich in die seinen, doch in ihrer Schwärze sah sie nur ihr eigenes Spiegelbild. Dann trat sie durch die Öffnung und war fort.
Eneas wandte sich den Drachen zu:
»Ich bringe euch den Ausweg aus diesem Leben, zu dem ihr gezwungen worden seid. Denkt daran, wenn ihr in Freiheit seid! Und denkt an meinen Kampf gegen die Serapen, die euch so viel Schmerz bereitet haben!«
Die Drachen zeigten durch nichts, dass sie ihn verstanden hatten, sondern stampften mit dröhnenden Schritten an ihm vorbei direkt in die Öffnung. Der schwarze Drache war der letzte und verharrte direkt neben Eneas.
Eneas bewunderte seine Schönheit und die Runen auf seinem Kopf. Das alles war vollkommen und so viel größer als er selber. Er spürte instinktiv, dass dieser Drache etwas Besonderes darstellte. Nicht, weil er der größte und damit vielleicht der stärkste von ihnen war. Nein, da war etwas anderes, das er noch nicht ganz verstand. Er begriff, dass dieser Drache der Schlüssel war, um seine Ziele erreichen zu können.
Der Schwarze schnaubte und die Hitze seines Körpers schien zuzunehmen. Für einen Augenblick glaubte Eneas eine Stimme in seinem Kopf zu hören, aber dann war auch er verschwunden.
Eneas schaute sich um. Es war ein langer, harter Weg durch die Verbotenen Wege gewesen. Vier ihrer Gefährten waren tot, dazu noch der Häscher, der fast ihrer aller Verderben geworden wäre.
Wie anders hatte sich doch alles
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