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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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daran teilnehmen lassen sollte.
    »Keine Heldentaten, mein Lord«, stimmte Tallanvor zu.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit sah er eifrig aus. Sein Geruch zitterte förmlich vor Eifer. Aber da war auch ein Hauch von Vorsicht. Diese Vorsicht war der einzige Grund, dass er nicht ins Lager zurückgeschickt wurde. »Ich werde Maighdin nicht in Gefahr bringen. Oder Lady Faile. Ich will Maighdin bloß schneller sehen.«
    Perrin nickte und ließ ihn gehen. Er konnte das verstehen.
    Ein Teil von ihm wollte auch in den Aquädukt steigen. Um Faile schneller wiederzusehen. Aber jede Arbeit musste richtig erledigt werden, und auf ihn warteten noch andere Aufgaben. Davon abgesehen, wäre er tatsächlich in Maiden gewesen, hätte er nicht zu sagen vermocht, ob er es geschafft hätte, nicht nach ihr zu suchen. Sich selbst konnte er natürlich nicht riechen, aber er bezweifelte, dass jetzt irgendwelche Vorsicht in seinem Geruch lag. Die Windmühlennaben drehten sich erneut lautstark, als sich der Wind drehte.
    Wenigstens schien er hier oben nie einzuschlafen. Jede Behinderung des Wasserflusses zu diesem Zeitpunkt wäre verheerend gewesen.
    Auf dem Hügel wurde es nun eng. Zwanzig von Failes Anhängern warteten darauf, dass sie beim Aquädukt an die Reihe kamen, das waren alle bis auf die beiden, die Masema beobachteten. Die Frauen trugen Männerkleidung und hatten das Haar kurz geschnitten bis auf den Pferdeschwanz, der die Aiel imitierte, auch wenn kein Aiel wie sie ein Schwert getragen hätte. Viele der Tairener hatten sich die Barte geschoren, weil Aiel keine trugen. Hinter ihnen trugen fünfzig Männer von den Zwei Flüssen Hellebarden und Bogen ohne Sehnen; die Sehnen waren sicher in ihren Mänteln verstaut, und jeder trug neben dem Proviantbündel noch drei volle Köcher auf dem Rücken. Jeder Mann im Lager hatte sich freiwillig gemeldet, und Perrin hatte sie darum losen lassen. Er hatte darüber nachgedacht, die Zahl zu verdoppeln.
    Der ständige Strom der seanchanischen Soldaten floss weiter, sie schleppten volle Säcke nach oben und leere wieder nach unten. Sie waren diszipliniert. Wenn ein Mann im Schlamm ausrutschte und fiel, was mit einiger Regelmäßigkeit geschah, gab es keine Flüche, nicht einmal wütendes Gemurmel. Sie standen einfach wieder auf und machten weiter.
    Selande Darengil, die einen dunklen Mantel mit sechs horizontalen Farbstreifen auf der Brust trug, blieb stehen, um Perrin die Hand zu geben. Sie reichte ihm bloß bis zur Brust, aber Elyas behauptete, sie könnte mit dem Schwert am Gürtel ordentlich umgehen. Perrin hielt sie und die anderen nicht länger für Narren - nun, jedenfalls nicht immerweil sie versuchten, die Sitten der Aiel zu kopieren. Natürlich mit Abstrichen. Der dunkle Pferdeschwanz in Selandes Nacken wurde von einem dunklen Band zusammengehalten. In ihrem Geruch lag keine Furcht, nur Entschlossenheit.
    »Danke, dass Ihr uns erlaubt, daran teilzuhaben, mein Lord«, sagte sie mit ihrem präzisen cairhienischen Akzent. »Wir werden Euch nicht enttäuschen. Oder die Lady Faile.«
    »Das weiß ich«, sagte er und schüttelte ihr die Hand. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie darauf hingewiesen, dass sie Faile diente und nicht ihm. Er schüttelte jedem von ihnen die Hand, bevor sie in den Aquädukt stiegen. Sie alle rochen entschlossen. Wie auch Ban alʹSeen, der den Befehl über die Männer von den Zwei Flüssen hatte, die nach Maiden gingen.
    »Wenn Faile und die anderen kommen, verkeilt die Außentüren, Ban.« Perrin hatte ihm das schon einmal gesagt, aber er konnte es nicht vermeiden, sich zu wiederholen.
    »Seht, ob ihr sie in den Aquädukt schaffen könnt.« Die Festung hatte die Shaido beim ersten Mal nicht aufgehalten, und wenn etwas schiefging, würde sie sie auch diesmal nicht draußen halten. Er wollte nicht von seiner Abmachung mit den Seanchanern zurücktreten - die Shaido würden für das bezahlen, was sie Faile angetan hatten, und davon abgesehen, er konnte sie nicht zurücklassen und weiter das Land verwüsten lassen -, aber er wollte sie so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone bringen.
    Ban lehnte Bogenstab und Hellebarde gegen den Aquäd ukt und zog sich nach oben, um mit einer Hand hineinzureichen. Als er sich wieder auf den Boden hinabließ, wischte er sich die feuchte Hand am Mantel ab und rieb sich dann den ausladenden Nasenflügel. »Unter dem Wasser ist es mit etwas beschichtet, das sich wie Teichschleim anfühlt. Es wird sehr schwer sein, die letzte Schräge

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