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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Fugen geraten war.
    »Furyk Karede«, sagte er kühl. Seine Hand wollte zum Schwert greifen. Reine Disziplin hielt sie an seiner Seite. Disziplin und Pflichtbewusstsein. Die Pflicht hatte ihn Schwertstöße ertragen lassen. Für sie konnte er auch Beleidigungen ertragen. »Ich möchte mit dem Kommandanten dieses Lagers sprechen.« Einen Augenblick lang dehnte sich die Stille aus.
    »Alles raus«, bellte schließlich ein Mann mit dem scharfen Akzent Dalenshars. Die anderen salutierten, nahmen die Helme von einem anderen Tisch und verließen nacheinander das Zelt. Nicht einer entbot Karede einen Salut. Seine rechte Hand zuckte einmal, er konnte förmlich den Schwertgriff auf der Handfläche fühlen, dann war er wieder ganz ruhig.
    »Gamel Loune«, stellte sich der schlanke Mann vor. Ihm fehlte der obere Teil des rechten Ohrs, und darüber zog sich ein weißer Streifen durch seine dichten schwarzen Locken; auch an anderen Stellen gab es graue Flecken. »Was wollt Ihr?« In den Worten lag ein Hauch von Misstrauen. Ein harter Mann. Mit viel Selbstkontrolle. Das würde er auch sein müssen, um die drei roten Federn zu verdienen, die den Helm auf seinem Schwertständer zierten. Schwache Männer ohne Selbstbeherrschung stiegen nicht zum Bannergeneral auf. Karede vermutete, dass Loune nur deshalb mit ihm sprach, weil sein Helm drei schwarze Federn aufwies.
    »Euch nicht in Euer Kommando reinreden.« Loune hatte Grund, das zu befürchten. Die Ränge in der Totenwache waren eine halbe Stufe höher als alle anderen. Er hätte sich falls nötig in das Kommando des Mannes einmischen können, allerdings hätte er sich später für seine Gründe verantworten müssen. Und es hätten gute Gründe sein müssen, um nicht den Kopf zu verlieren. »Wie ich gehört habe, gibt es seit kurzem in diesem Teil von Altara… Schwierigkeiten. Ich will wissen, wo ich da reinreite.«
    Loune grunzte. »Schwierigkeiten.‹ So kann man das auch bezeichnen.«
    Ein gedrungener Mann in einem einfachen braunen Mantel, von dessen Kinn ein schmaler Bart baumelte, betrat das Zelt mit einem üppig mit Schnitzereien verzierten Holztablett, auf dem eine Silberkanne und zwei stabile weiße Tassen von der Art standen, die bei einem Transport in einem Wagen nicht so leicht zerbrechen würden. Der Duft nach frisch aufgebrühtem Kaf erfüllte die Luft.
    »Euer Kaf, Bannergeneral.« Er stellte das Tablett auf dem Rand des Tisches mit der Karte ab und füllte vorsichtig eine Tasse mit der schwarzen Flüssigkeit, während er Karede aus dem Augenwinkel betrachtete. Er war irgendwo in den mittleren Jahren, trug zwei lange Messer am Gürtel, und seine Hände wiesen die Schwielen eines Messerkämpfers auf. Karede spürte eine nahe Verwandtschaft zu Ajimbura, wenn auch nicht im Blut, so doch im Geist. Diese dunkelbraunen Augen stammten niemals aus den Kaensadabergen. »Ich habe gewartet, bis die anderen gegangen waren, da noch kaum genug für Euch da ist. Ich weiß nicht, wann ich neuen bekomme, ich weiß es wirklich nicht.«
    »Möchtet Ihr einen Kaf, Karede?« Lounes Zögern war offensichtlich, aber er konnte sich kaum vor dem Angebot drücken. Eine so große Beleidigung hätte Karede gezwungen, ihn zu töten. Zumindest würde der Mann das denken.
    »Mit Vergnügen«, erwiderte Karede. Er stellte seinen Helm neben dem Tablett ab, zog die Panzerhandschuhe aus und legte sie daneben.
    Der Diener füllte die zweite Tasse, dann wollte er sich in eine Zeltecke zurückziehen, aber Loune sagte: »Das ist im Moment alles, Mantual.« Der gedrungene Mann zögerte und musterte Karede, bevor er sich vor Loune verbeugte, Augen und Lippen mit den Fingerspitzen berührte und ging.
    »Mantual übertreibt es mit meinem Schutz«, erklärte Loune. Offensichtlich wollte er es nicht erklären, aber er wollte auch nicht, dass es zu etwas kam, das man als offene Beleidigung interpretieren konnte. »Seltsamer Bursche. Hat sich mir vor Jahren in Pujili angeschlossen, hat nicht geruht, bis er mein Leibdiener wurde. Ich glaube, er würde auch dann bleiben, wenn ich ihn nicht mehr bezahlte.« Ja, ein naher Verwandter Ajimburas.
    Eine Weile tranken sie einfach ihren Kaf, balancierten die Tassen auf den Fingerspitzen und genossen die aromatische Bitterkeit. Das Gebräu schien eine reine Ijazmischung zu sein, und wenn dem so war, war es sehr teuer. Karedes Vorrat an den schwarzen Bohnen, die definitiv nicht aus den Ijazberg en gekommen waren, war schon vor Wochen ausgegangen, und es überraschte ihn, wie

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