Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
sehr er den Kaf vermisst hatte. Nachdem die erste Tasse geleert war, schenkte Loune nach.
    »Ihr wolltet mir von den Schwierigkeiten erzählen«, drängte Karede ihn, nachdem eine Unterhaltung nicht mehr unhöflich sein würde. Er versuchte immer höflich zu sein, selbst bei Männern, die er tötete, und hier würde Unhöflichkeit den Mann verstummen lassen.
    Loune stellte die Tasse ab und stützte die Fäuste auf den Tisch, starrte die Karte stirnrunzelnd an. Kleine rote Keile mit winzigen Papierbannern standen darauf verstreut, markierten seanchanische Streitkräfte, die in Bewegung waren, und rote Sterne zeigten Streitkräfte, die eine Stellung hielten. Kleine schwarze Scheiben, die Kampfhandlungen symbolisierten, lagen überall verstreut, aber seltsamerweise gab es keine weißen Scheiben für den Feind. Überhaupt keine.
    »Im Verlauf der letzten Woche«, sagte Loune, »gab es vier Zusammenstöße von beträchtlichem Ausmaß und fast sechzig Hinterhalte, Geplänkel und Überfälle, von denen einige recht groß waren, alle im Umkreis von dreihundert Meilen.« Das schloss fast die ganze Karte ein. Seine Stimme war steif. Es war klar, hätte er die Wahl gehabt, hätte er Karede nichts gesagt. Aber der geringfügig höhere Rang ließ ihm keine.
    »Auf der anderen Seite müssen sechs oder acht verschiedene Heere darin verwickelt sein. Die Nacht nach dem ersten großen Gefecht sah neun große Überfälle, jeder vierzig oder fünfzig Meilen von dem Schlachtfeld entfernt. Es waren auch keine kleinen Heere, jedenfalls nicht, wenn man sie zusammenzählt, aber wir können sie nicht finden, und niemand hat auch nur eine Idee, wo sie herkommen. Wer auch immer sie sind, sie haben Damane dabei, diese Aes Sedai, vielleicht auch diese verfluchten Ashaʹman. Männer sind von Explosionen zerrissen worden, die laut unseren Damane nicht von der Macht verursacht wurden.«
    Karede trank seinen Kaf. Der Mann dachte nicht nach.
    Wenn der Feind über Aes Sedai und Ashaʹman verfügte, konnten sie sich mit der Fähigkeit namens Reisen mit einem Schritt so schnell bewegen, wie sie wollten. Aber wenn sie das konnten, warum hatten sie sie nicht dazu benutzt, ihren kostbaren Preis mit einem Schritt in Sicherheit zu bringen? Vielleicht konnten ja nicht alle Aes Sedai und Ashaʹman Reisen, aber das warf eine andere Frage auf. Warum hatten sie nicht die geschickt, die es beherrschten? Vielleicht waren die einzigen Aes Sedai ja die Damane, die aus dem Tarasin-Palast gestohlen worden waren. Berichten zufolge wusste von denen aber keine, wie dieses Reisen funktionierte. Das ergab einen Sinn. »Was sagen die Gefangenen, wer hat sie geschickt?«
    Lounes Lachen war bitter. »Bevor man augenlose Gefang ene hat, braucht man einen augenlosen Sieg. Wir hatten bloß eine Reihe augenloser Niederlagen.« Er nahm die Tasse und trank einen Schluck. Seine Stimme lockerte sich, als hätte er die Farben von Karedes Rüstung vergessen. Jetzt war er bloß ein Soldat, der über sein Handwerk sprach. »Vor zwei Tagen glaubte Gurat, ein paar von ihnen zu haben. Er hat vier Banner Pferde und fünf Infanterie fast bis auf den letzten Mann verloren. Nicht alle tot, aber die meisten Verwundeten sind es beinahe. Gespickt mit Armbrustbolzen. Hauptsächlich Taraboner und Amadicianer, aber das soll ja keine Rolle spielen, nicht wahr? Müssen zwanzigtausend oder mehr Armbrustmänner sein, um so viele auszuschalten. Vielleicht dreißigtausend. Und doch schaffen sie es, Sich vor den Moratʹraken zu verbergen. Ich weiß, dass wir ein paar getötet haben, zumindest behaupten das die Berichte, aber sie lassen ihre Toten nicht zurück. Ein paar Narren flüstern schon, dass wir gegen Geister kämpfen.« Möglicherweise hielt er sie für Narren, aber die Finger seiner linken Hand machten ein Zeichen zur Abwehr des Bösen. »Ich will Euch etwas sagen, Karede. Ihre Kommandanten sind sehr gut. Sehr, sehr gut. Jeder Mann, der sich ihnen entgegengestellt hat, ist niedergekämpft worden, völlig ausmanövriert und überwältigt.«
    Karede nickte nachdenklich. Er hatte spekuliert, dass die Weiße Burg eine ihrer Besten mit der Entführung der Hochl ady Tuon beauftragt hatte, aber er hatte nicht in die Richtung gedacht, was die Menschen auf dieser Seite des Ozeans als Große Hauptmänner bezeichneten. Vielleicht lautete Thom Merrilins richtiger Name ja Agelmar Jagad oder Gareth Bryne. Er freute sich darauf, den Mann kennenzulernen, und ihn vor allem zu fragen, woher er gewusst hatte, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher