Der Untergang der Shaido
ich wusste, dass Ihr das früher oder später tun würdet, aber warum jetzt? Ich mag Euch, vielleicht ist da sogar mehr, und es hat mir gefallen, Euch zu küssen…« - er glaubte, Karede grunzen zu hören - »… aber Ihr habt Euch nicht wie eine verliebte Frau benommen. Die eine Hälfte der Zeit seid Ihr eiskalt und den größten Teil vom Rest ärgert Ihr mich.«
»Liebe?« Tuon klang überrascht. »Vielleicht werden wir uns ineinander verlieben, Matrim, aber ich habe immer gewusst, dass ich heiraten werde, um dem Kaiserreich zu dienen. Was habt Ihr damit gemeint, Ihr wusstet, dass ich die Worte sagen würde?«
»Nennt mich Mat.« Nur seine Mutter hatte ihn Matrim genannt, wenn er Ärger hatte, und seine Schwestern, wenn sie Geschichten weitererzählten, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen.
»Euer Name ist Matrim. Was habt Ihr damit gemeint?«
Er seufzte. Die Frau wollte nie viel. Nur ihren Kopf durchsetzen. Also genau wie jede andere Frau, die er jemals kennengelernt hatte. »Ich bin durch ein Terʹangreal an einen anderen Ort gegangen, vielleicht in eine andere Welt. Die Menschen dort sind eigentlich keine richtigen Menschen, sie sehen wie Schlangen aus, aber sie beantworten einem drei Fragen, und ihre Antworten werden immer wahr. Eine der Antworten lautete, dass ich die Tochter der Neun Monde heiraten würde. Aber Ihr habt meine Frage nicht beantwortet. Warum jetzt?«
Ein feines Lächeln umspielte Tuons Lippen, und sie beugte sich im Sattel nach vorn. Und schlug ihm hart mit den Knöcheln auf den Kopf! »Euer Aberglaube ist schlimm genug, Matrim, aber ich toleriere keine Lügen. Eine amüsante Lüge, das schon, aber trotzdem eine Lüge.«
»Beim Licht, es ist die Wahrheit«, protestierte er und stülpte sich den Hut auf den Kopf. Vielleicht würde ihn das etwas schützen. »Ihr könntet Euch selbst davon überzeugen, wenn Ihr Euch überwinden könntet, mit einer Aes Sedai zu sprechen. Sie könnten Euch von den Aelfinn und den Eelfinn erzählen.«
»Es könnte die Wahrheit sein«, mischte sich Edesina ein, als wäre sie hilfreich. »Soweit ich weiß, können die Aelfinn durch ein Terʹangreal im Stein von Tear erreicht werden, und angeblich sind ihre Antworten die Wahrheit.« Mat warf ihr einen finsteren Blick zu. Sie war schon eine großartige Hilfe mit ihrem »soweit ich weiß« und »angeblich«. Tuon starrte ihn weiter an, als hätte Edesina kein Wort gesagt.
»Ich habe Eure Frage beantwortet, Tuon, also gebt mir auch eine Antwort.«
»Ihr wisst, dass Damane die Zukunft vorhersagen können?« Sie sah ihn streng an, wartete offensichtlich darauf, dass er das Aberglauben nannte, aber er nickte nur knapp. Aes Sedai konnten die Zukunft vorhersehen. Warum also nicht auch Damane? »Ich habe Lidya gefragt, bevor ich in Ebou Dar an Land gegangen bin. Sie hat Folgendes gesagt.
›Hütet euch vor dem Fuchs, der den Raben fliegen lässt, denn er wird Euch heiraten und fortbringen. Hütet Euch vor dem Mann, der sich an Falkenflügels Gesicht erinnert, denn er wird Euch heiraten und befreien. Hütet Euch vor dem Mann der roten Hand, denn ihn werdet Ihr heiraten und keinen anderen.‹ Es war Euer Ring, der meine Aufmerksamkeit erregt hat.« Unbewusst strich er mit dem Daumen über den Ring, und sie lächelte. Ein schmales Lächeln, aber immerhin ein Lächeln. »Ein Fuchs, der anscheinend zwei Raben aufscheucht und neun Mondsicheln. Ein deutlicher Hinweis, findet Ihr nicht? Und gerade jetzt habt Ihr den zweiten Teil erfüllt, also wusste ich mit Sicherheit, dass Ihr es seid.« Selucia gab einen leisen Laut von sich, und Tuon signalisierte ihr etwas mit den Fingern. Die vollbusige kleine Frau gab es auf, richtete das Kopftuch, aber der Blick, den sie Mat zuwarf, hätte von einem Dolch in ihrer Hand begleitet werden sollen.
Er lachte humorlos. Blut und verdammte Asche. Den Ring hatte er einfach nur so anprobiert und auch nur gekauft, weil er ihn nicht mehr vom Finger bekam; diese Erinnerungen an Falkenflügels Gesicht würde er zusammen mit allen anderen alten Erinnerungen mit Begeisterung aufgeben, solange er dafür nur die verdammten Schlangen aus dem Kopf bekam; und doch hatten diese Dinge ihm eine Ehefrau verschafft. Ohne diese alten Erinnerungen an Schlachten hätte es die Bande der Roten Hand nie gegeben.
»Anscheinend beeinflusst mich taʹveren zu sein genauso wie alle anderen auch.« Einen Augenblick lang glaubte er, sie würde ihm noch eine Knopfnuss geben. Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln.
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