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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ein paar Tage lang schonen müssen, bevor sie wieder in der Lage waren, überhaupt eine Distanz zurückzulegen. Vanin richtete den finsteren Blick auf ihn. Andere sprachen ihn ja vielleicht als Lord oder Hoheit an, aber nicht Chel Vanin.
    Mat lachte und schlug ihm auf die Schulter, bevor er sich wieder in Pipsʹ Sattel schwang. Es war gut zu wissen, dass es jemanden gab, der ihn nicht für einen adligen Narren hielt oder dem es zumindest gleichgültig war, ob er einer war oder nicht. Er ritt zu den Aes Sedai, die jetzt im Sattel saßen.
    Blaeric und Fen, der eine auf einem braunen Wallach, der andere auf einem schwarzen, starrten ihn fast so finster an wie zuvor Musenge. Sie hatten noch immer den Verdacht, dass er etwas mit dem zu tun hatte, was Joline passiert war. Sollte er Fen sagen, dass sein kurzer Haarknoten albern aussah? Fen rutschte auf dem Sattel herum und strich über den Schwertgriff. Vielleicht lieber nicht.
    »… was ich Euch gesagt habe«, sagte Joline zu Bethamin und Seta und wackelte mahnend mit dem Finger. Ihr dunkelbrauner Wallach sah wie ein Schlachtross aus, war aber keines. Das Tier war schnell, aber sein Temperament war so sanft wie Milchwasser. »Wenn Ihr auch nur daran denkt, Saidar zu umarmen, werdet Ihr es bereuen.«
    Teslyn grunzte säuerlich. Sie tätschelte ihre kastanienbraune Stute mit dem weißen Gesicht, ein wesentlich lebhafteres Geschöpf als Jolines Reittier, und wandte sich an niemand Bestimmten. »Sie bildet Wilde aus und erwartet von ihnen, dass sie sich benehmen, sobald sie außer Sicht ist. Oder vielleicht glaubt sie, dass die Burg Novizinnen aufnimmt, die über das Aufnahmealter hinaus sind.« Farbige Flecken erschienen auf Jolines Wangen, aber sie sagte nichts. Wie gewöhnlich konzentrierte sich Edesina auf etwas anderes, wenn die beiden Streit bekamen, diesmal strich sie imaginären Staub von ihrem Reitrock. Da gab es genügend Spannungen, um daran zu ersticken.
    Plötzlich kamen Reiter zwischen den Bäumen am anderen Ende der Wiese hervor, in einem gewaltigen Strom, der zu einem Meer aus Lanzen wurde, als sie die Tiere zugehen, zweifellos überrascht von dem, was da vor ihnen lag. Anscheinend waren doch nicht so viele Pferde zusammengebrochen, wie Mat gehofft hatte. Er zog das Fernglas aus seinem Futteral, das an den Sattelknauf gebunden war, und hob es ans Auge. Die Taraboner waren leicht auszumachen mit ihren Kettenschleiern, die das Gesicht ab den Augen verbargen, aber die anderen trugen alle vorstellbaren Arten von Helmen, rund oder konisch, mit Visierstangen oder ohne. Er sah sogar ein paar mit Spitzen versehene tairenische Helme, obwohl das nicht bedeutete, dass Tairener dabei waren. Die meisten Männer nahmen die Rüstungen, an die sie herankamen. Nicht nachdenken, dachte er. Die Frau ist hier. Die hunderttausend Goldkronen warten. Nicht dumm sein…
    Ein schrilles seanchanisches Horn ertönte, leise durch die Entfernung, und die Reiter rückten im Schritttempo vor, breiteten sich bereits über die Ränder des Walls hinaus aus.
    »Rollt das Banner aus, Macoll«, befahl Mat. Also glaubten diese verfluchten Hurensöhne, sie könnten Tuon ermorden?
    »Diesmal werden wir sie wissen lassen, wer sie tötet. Mand evwin, Ihr habt das Kommando.«
    Mandevwin drehte seinen Braunen nach vorn. »Alle bereithalten!«, rief er, und die Unteroffiziere und Bannerträger reichten den Befehl weiter.
    Macoll zog die Lederhülle ab, befestigte sie sorgfältig an seinem Sattel. Das Banner entfaltete sich flatternd im Wind, ein mit roten Fransen versehenes weißes Rechteck mit einer großen, offenen roten Hand in der Mitte, und darunter die roten Worte Dovieʹandi se tovya sagain. Es ist Zeit, den Würfel zu werfen, übersetzte Mat in Gedanken. Und das war es. Er sah, wie Musenge sie betrachtete. Er schien ausgesprochen ruhig für einen Mann, auf den zehntausend Lanzen zukamen.
    »Aludra, bereit?«, rief Mat.
    »Natürlich bin ich bereit«, erwiderte sie. »Ich wünschte bloß, ich hätte meine Drachen!« Musenge richtete die Aufmerksamkeit auf sie. Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, sie musste auf ihre Worte achten! Mat wollte, dass diese Drachen ein Schock waren, wenn die Seanchaner das erste Mal mit ihnen konfrontiert wurden.
    Vielleicht zwölfhundert Schritte vor dem Wall verfielen die Lanzenreiter in den Trab, bei sechshundert fingen sie an zu galoppieren, aber nicht so schnell, wie sie es vielleicht gern getan hätten. Diese Pferde waren nach dem langen Ritt bereits

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