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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und starben.
    Die Stille schien ganz plötzlich einzutreten. Keine richtige Stille. Die Luft war vom Keuchen der Männer erfüllt, die die Winden so schnell bedient hatten, wie sie nur konnten. Und da war das Stöhnen der Verwundeten. Irgendwo wieherte ein Pferd. Aber Mat konnte zwischen dem Totenwall und Talmanes niemanden mehr auf den Füßen sehen, niemand saß mehr im Sattel außer Männer mit grünen Helmen und Harnischen. Männer, die Bögen und Schwerter gesenkt hatten. Die Aes Sedai falteten die Hände auf den hohen Sattelknäufen. Auch sie atmeten schwer.
    »Es ist vollbracht, Mat!«, ertönte Talmanesʹ Ruf. »Jene, die nicht tot sind, sterben. Nicht einer der Narren hat vers ucht zu entkommen.«
    Mat schüttelte den Kopf. Er hatte damit gerechnet, dass sie vor Goldgier halb verrückt geworden waren. Aber sie hatten völlig den Verstand verloren.
    Es würde nötig sein, tote Männer und Pferde wegzuschleifen, damit Mat und die anderen hier rauskamen, und Talmanes schickte die Männer an die Arbeit, befestigte Seile an Pferden, um sie wegzuschleifen. Darüber wollte niemand hinwegsteigen. Niemand bis auf die Ogier.
    »Ich will sehen, ob ich den Verräter finden kann«, sagte Hartha, und er und die anderen sechs Gärtner schulterten die Äxte und stiegen über die Leichen, als wären sie Erde.
    »Nun, wenigstens haben wir das geregelt«, sagte Joline und tupfte das Gesicht mit einem spitzenbesetzten Taschentuch ab. Ihre Stirn war schweißbedeckt. »Ihr schuldet uns etwas, Mat.
    Aes Sedai mischen sich grundsätzlich nicht in Privatkriege ein. Ich werde mir etwas einfallen lassen müssen, wie Ihr sie bezahlt.« Mat hatte eine ziemliche genaue Vorstellung, was sie sich einfallen lassen würde. Sie musste verrückt sein, wenn sie glaubte, dass er darin einwilligen würde.
    »Armbrüste haben das geregelt, Marathʹdamane«, sagte Musenge. Er hatte Helm, Harnisch und Mantel abgelegt, sodass einer der Wächter einen Verband anlegen konnte, wo ein Pfeil eingedrungen war. Der Ärmel war sauber abgetrennt, als wäre die Naht schwach gewesen. Er hatte einen Raben auf die Schulter tätowiert. »Armbrüste und Männer mit Mut. Ihr hattet nie mehr zur Verfügung, oder, Euer Hoheit?« Das war keine Frage. »Nur diese und welche Verluste auch immer Ihr erlitten habt.«
    »Ich habe es Euch gesagt«, entgegnete Mat. »Ich hatte genug.« Er würde dem Mann nicht mehr enthüllen, als unbedingt nötig war, aber Musenge nickte, als hätte er alles bestätigt.
    Als man eine Öffnung geschaffen hatte, damit Mat und die anderen hindurchreiten konnten, waren Hartha und die Gärtner zurückgekehrt. »Ich habe den Verräter gefunden«, sagte Hartha und hielt einen abgetrennten Kopf an den Haaren hoch.
    Beim Anblick des schwarzen, hakennasigen Gesichts schössen Musenges Brauen in die Höhe. »Sie wird sehr interessiert sein, das zu sehen«, sagte er leise. So leise, wie ein aus der Scheide gezogenes Schwert leise war. »Wir müssen ihn ihr bringen.«
    »Ihr kennt ihn?«, fragte Mat.
    »Wir kennen ihn, Euer Hoheit.« Musenges Miene, die plötzlich wie aus Stein gemeißelt schien, verriet, dass er nicht mehr zu dem Thema sagen würde.
    »Hört mal, könntet Ihr nicht aufhören, mich so zu nennen? Mein Name ist Mat. Und nach dem heutigen Tag habt Ihr ein Recht, ihn zu benutzen.« Mat überraschte sich selbst, indem er die Hand ausstreckte.
    Die steinerne Maske wich Erstaunen. »Das könnte ich unmöglich tun, Euer Hoheit«, sagte Musenge entsetzt. »Als sie Euch geheiratet hat, seid Ihr der Prinz der Raben geworden. Euren Namen auszusprechen würde meinen Blick für immer senken.«
    Mat nahm den Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er hatte jedem gesagt, der zuhören wollte, dass er keine Adligen mochte und auch keiner sein wollte, und er hatte es auch so gemeint. Er meinte es noch immer. Und jetzt war er verdammt noch mal selber einer! Er tat das Einzige, was er tun konnte. Er lachte, bis ihm der Bauch wehtat.

EPILOG
 
Bedenkt das alte Sprichwort
    Der mit roten Wänden versehene Raum, dessen Decke mit Vögeln und Fischen bemalt war, die zwischen Wolken und Wellen umhertollten, wimmelte vor braun gekleideten Schreibern, die zwischen den langen Tischen umhereilten. Niemand schien zuzuhören - die meisten sahen wie betäubt aus, und das mit gutem Grund -, aber Suroth verabscheute ihre Anwesenheit. Sie mussten einiges von dem mitbekommen, was gesagt wurde, und es waren potenziell schlimme Neuigkeiten. Aber Galgan hatte darauf

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