Lust kennt kein Tabu
1. KAPITEL
„Wow, was ich da höre, glaube ich einfach nicht. Du servierst mich heute Abend ab? Wegen eines Kerls ?“
Zienna Thomas hörte, dass ihre Freundin Alexis lächelte, während sie sprach. Nun fühlte sie sich nicht mehr ganz so schuldig, weil sie das geplante Dinner in letzter Minute absagen musste.
„Tut mir leid.“ Seit sie Mitte zwanzig gewesen war, hatte sie keine einzige Freundin mehr wegen eines Mannes versetzt. „Aber Nicholas hat gesagt, heute Abend müsste er mich wirklich sehen. Jetzt bin ich schon auf dem Weg zum Treffpunkt. Es geht um das beste Essen für sein neues Restaurant. Das soll ich kosten, bevor er seine Inspiration verliert. Du kennst Nicholas. Wenn er sich aufregt, verhält er sich wie ein bissiger Hund, der seinen Knochen verteidigt. Also darf ich ihn nicht im Stich lassen.“
„Vielleicht nicht. Allerdings hättest du ihm erklären können, dass auch deine beste Freundin mit ausgezeichneten Geschmacksknospen auf der Zunge geboren wurde …“
„Ja, sicher“, stimmte Zienna zu. „Aber er will sein neues Restaurant vor der großen Eröffnung testen, und dabei soll ihm nur eine einzige Person helfen …“
„Schon gut, ich wollte dich nur ein bisschen ärgern“, fiel Alexis ihr ins Wort. „Ich weiß, wie Nicholas ist. Wenn er drauf besteht, dass nur du seine neuen kulinarischen Kreationen probierst, wäre er stinksauer, wenn ich auftauchen und ebenfalls einen vollen Teller verlangen würde.“
„Da hast du recht.“ Grinsend dachte Zienna an Nicholas’ Launen. Was seine Geschäfte anging, befolgte er strenge Regeln. Seit fünf Monaten waren sie zusammen, und er hatte sofort entschieden, sie müsste alle seine neuen Speisen beurteilen, bevor er sie der Öffentlichkeit präsentierte. Für ihn zählte nur ihre Meinung – er wollte keine andere hören. „Außerdem“, fuhr sie fort, „ich habe so ein komisches Gefühl …“ Ihre Stimme erstarb. Plötzlich fand sie den Gedanken albern.
„Was für ein Gefühl?“, fragte Alexis.
„Also, ich weiß nicht recht … Die Art, wie er betont hat, ich müsse ihn heute treffen, nicht morgen … Und vor ein paar Tagen erwähnte er, dass sein bester Freund in die Stadt zurückkommen würde. Keine Ahnung, warum – jedenfalls wäre ich nicht überrascht, wenn er mich heute mit ihm bekannt machen würde.“
„Wow, dann wird’s ernst!“, jubelte Alexis.
„Wohl kaum.“ Zienna spürte ein Kribbeln im Bauch. „Oder vielleicht doch? Aber er will mich ja nicht seinen Eltern vorstellen.“
„Sein bester Freund ist genauso wichtig. Offenbar mag er dich.“
„Und ich ihn“, seufzte Zienna. Ihr Herz schlug höher.
„Das habe ich gut gemacht, nicht wahr?“
Zienna konnte sich das breite Lächeln ihrer Freundin vorstellen. „Oh ja.“ Alexis hatte Nicholas in seinem Restaurant kennengelernt und beschlossen, ihn mit Zienna zu verkuppeln.“ Anscheinend läuft’s besser, als ich’s erwartet habe.“
„Amüsiere dich mit deinem Liebsten. Natürlich verzeihe ich dir, dass du mir einen Korb gibst. Sorg dich nicht um mich, ich werde einfach einsamauf meiner Couch dahinsiechen …“
„Sieh’s doch positiv. Du solltest dir endlich die letzte Staffel von ‘Criminal Minds’ anschauen.“
„Autsch. Kennst du denn gar kein Mitleid?“
„Es gibt Schlimmeres, als einen Abend mit Shemar Moore zu verbringen.“
„Stimmt. Könnte ich ihn doch bloß nach Chicago holen, damit er mein gebrochenes Herz kittet …“
Zienna schwieg, während sie ihr Auto auf den Parkplatz von Reflections on the Bay steuerte, dem Restaurant, das ihr Freund demnächst eröffnen würde.
Vor Kurzem war Alexis’ Beziehung nach zwei Jahren zu Ende gegangen. Aber sie hatte die Verlobung gelöst und Elliotts Herz gebrochen. Er sei zwar toll, hatte sie behauptet, aber irgendwas habe in der Beziehung gefehlt. Die Verlobung habe ihr klargemacht, sie dürfe sich nicht mit einem Mann begnügen, der nur gerade gut genug für sie war.
„Hör mal, Alex, jetzt bin ich beim Restaurant angekommen. Ich rufe dich später wieder an, okay?“
„Ja, natürlich.“ Hastig fügte Alexis hinzu: „Hey, wenn Nicholas’ Freund aufkreuzt und sexy ist, gib ihm meine Nummer.“
„Sicher.“ Zienna lachte. „Wolltest du nicht auf dem Sofa dahinsiechen?“
„Du solltest mich eigentlich ermutigen, mit einem Fremden ins Bett zu hüpfen, um meinen Liebeskummer zu überwinden!“
„Bis später, Alex.“
„Dann musst du mir alles erzählen!“
Kopfschüttelnd
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