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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unmöglich sein«, erwiderte der Junge kühl, »aber das hat sie getan. Daigian hat uns erzählt, was Eben gesagt hat, und sie konnte nicht das Geringste fühlen, nicht einmal, als die Frau die Macht lenkte. Es muss Saidin gewesen sein.«
    Abermals ertönte der leise Gong in Romandas Hinterkopf, und sie wusste wieder, wo sie den Namen Cabriana Mecandes gehört hatte. »Wir müssen sofort die Festnahme von Delana und Halima anordnen«, sagte sie.
    Natürlich musste sie das erklären. Nicht einmal der Amyrlin-Sitz konnte ohne Erklärung die Festnahme einer Sitzenden anordnen. Die Ermordung von zwei Schwestern mit Hilfe von Saidin, die enge Freundinnen Cabrianas gewesen waren, eine Frau, mit der Halima angeblich ebenfalls befreundet gewesen war. Eine Verlorene, die die männliche Hälfte der Macht lenkte. Die anderen waren nicht überzeugt, vor allem nicht Lelaine, nicht bevor eine gründliche Durchsuchung des Lagers keine der Frauen zum Vorschein brachte. Man hatte gesehen, wie sie zum Reisegrund gingen, Delana und ihre Dienerin mit schweren Bündeln und hinter Halima her eilend, aber sie waren weg.

KAPITEL 7
 
Honig im Tee
    Egwene hatte von Anfang an gewusst, dass ihre seltsame Gefangenschaft schwierig werden würde, aber sie hatte geglaubt, dass der einfachste Teil darin bestehen würde, den Schmerz so zu umarmen, wie es die Aiel taten. Schließlich hatte sie heftige Prügel bekommen, als sie den Weisen Frauen das toh bezahlte, das sie für ihre Lügen auf sich geladen hatte. Sie war von einer nach der anderen mit dem Riemen geschlagen worden, also hatte sie Erfahrung. Aber den Schmerz zu umarmen bedeutete nicht, sich ihm einfach nur zu ergeben, statt dagegen anzukämpfen. Man musste den Schmerz in sich hineinziehen und ihn als Teil seiner selbst willkommen heißen. Aviendha sagte, man müsste lächeln und vor Freude lachen und singen können, während einen der Schmerz noch immer festhielt. Das war nicht so einfach.
    Am ersten Morgen vor Sonnenaufgang tat sie in Silvianas Arbeitszimmer ihr Bestes, während die Oberin der Novizin ihren blanken Hintern mit der harten Sohle eines Halbschuhs bearbeitete. Sie gab sich keine Mühe, das Schluchzen zu unterdrücken, als es kam, oder später ihr wortloses Gebrüll. Als ihre Beine treten wollten, ließ sie sie zappeln, bis die Oberin sie unter eines ihrer Beine klemmte - was wegen Silvianas Röcken gar nicht so einfach war -, und dann ließ sie ihre Zehen auf den Boden trommeln, während ihr Kopf wild zuckte. Sie versuchte den Schmerz in sich hineinzuziehen, ihn wie Atemluft aufzusaugen. Schmerz war genauso ein Teil des Lebens wie das Atmen. So sahen die Aiel das Leben. Aber, beim Licht, es tat weh!
    Als sie schließlich wieder nach einer scheinbar unendlich langen Zeit aufstehen durfte, zuckte sie zusammen, als Unterhemd und Kleid mit der Haut in Berührung kamen. Die weiße Wolle schien so schwer wie Blei zu sein. Sie versuchte, die lodernde Hitze willkommen zu heißen. Aber es war schwer. So schwer. Doch es kam ihr so vor, als würde das Schluchzen bald von selbst aufhören, und der Tränenstrom trocknete schnell. Weder heulte noch jammerte sie. Sie musterte sich in dem Spiegel an der Wand mit seiner verblassenden Vergoldung. Wie viele Tausende von Frauen hatten im Lauf der Jahre in diesen Spiegel geblickt? Die, die in diesem Raum diszipliniert wurden, mussten danach immer ihr Spiegelbild studieren und darüber nachdenken, warum sie bestraft worden waren, aber aus diesem Grund tat sie es nicht. Ihr Gesicht war noch immer gerötet, und doch erschien es bereits… ruhig. Trotz der qualvollen Hitze auf ihrem Hintern fühlte sie sich tatsächlich ruhig. Sollte sie singen? Vielleicht besser nicht. Sie zog ein weißes Leinentaschentuch aus dem Ärmel und trocknete sich sorgfältig die Wangen.
    Silviana musterte sie mit zufriedenem Blick, bevor sie den Halbschuh wieder in dem schmalen Schrank gegenüber dem Spiegel verstaute. »Ich glaube, ich habe von Anfang an Eure Aufmerksamkeit erregt, oder ich hätte fester zugeschlagen«, sagte sie trocken und überprüfte den Haarknoten am Hinterkopf. »Ich bezweifle, dass ich Euch so bald wiedersehe. Vielleicht interessiert Euch, dass ich Fragen gestellt habe, so wie Ihr gewünscht habt. Melare hat sich bereits erkundigt. Die Frau ist Leane Sharif, auch wenn das Licht allein weiß, wie…« Sie verstummte, schüttelte den Kopf, zog den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch zurück und setzte sich. »Sie hat sich große Sorgen um Euch gemacht,

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