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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Minze. Eher die Erinnerung an Minze als der Geschmack selbst. Ihre erste Tasse hatte sie kurz nach dem Aufwachen erhalten, die diensthabende Rote Schwester hatte es eilig, die Abschirmung zu lösen und sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Katerine hatte die Stunde etwas überzogen, aber sie bezweifelte, dass sie die Macht hätte lenken können. Jedenfalls nicht mit genug Stärke, dass es ihr irgendwie genutzt hätte.
    »Ich will nicht zu spät zu meiner ersten Klasse kommen«, sagte sie und gab die Tasse zurück. Katerine nahm sie, allerdings schien es sie zu überraschen, dass sie sie entgegengenommen hatte. Egwene rauschte hinter den Novizinnen her, bevor die Schwester Einwände erheben konnte. Oder bevor ihr einfiel, sie zu rügen, weil sie keinen Knicks gemacht hatte.
    Die erste Klasse, ein einfacher, fensterloser Raum, in dem zehn Novizinnen auf Holzbänken für dreißig oder mehr gedachte Schülerinnen saßen, war genau das Desaster, das sie erwartet hatte. Allerdings kein Desaster für sie, ganz egal, wie es endete. Die Lehrerin war Idrelle Menford, eine Frau mit harten Augen, die bereits Aufgenommene gewesen war, als Egwene das erste Mal die Burg betreten hatte. Sie trug noch immer das weiße Kleid mit den sieben Farbstreifen an Saum und Ärmelaufschlägen. Egwene suchte sich einen Platz am Ende der Bank, wieder ohne an ihre empfindliche Kehrseite zu denken. Es war besser geworden, wenn auch nicht sehr. Trinke den Schmerz.
    Idrelle stand auf einem kleinen Podium an der Vorderseite des Raums und sah mit mehr als nur einem Funken Zufriedenheit, dass Egwene wieder Weiß trug. Es schien fast ihr ständiges Stirnrunzeln zu mildern. »Ihr seid alle über die Erschaffung einfacher Feuerbälle hinaus«, sagte sie zu der Klasse, »aber wollen wir doch mal sehen, was unser neues Mädchen kann. Ihr müsst wissen, sie war einst sehr von sich überzeugt.« Ein paar der Novizinnen kicherten. »Macht einen Feuerball, Egwene. Macht schon, Kind.« Ein Feuerball? Das war eines der ersten Dinge, die Novizinnen lernten. Was hatte sie vor?
    Egwene öffnete sich der Quelle und umarmte Saidar, ließ es in sich hineinschießen. Die Spaltwurzel erlaubte nur ein Tröpfeln, ein Faden, wo sie an Ströme gewöhnt war, aber es war die Macht, und ob ein Tröpfeln oder nicht, es brachte das ganze Leben und die Freude Saidars, das erhöhte Bewusstsein ihrer selbst und des sie umgebenden Raums. Erhöhtes Bewusstsein ihrer selbst bedeutete, dass ihr brennender Hintern sich sofort frisch verprügelt anfühlte, aber sie rührte sich nicht. Atme den Schmerz ein. Sie konnte den schwachen Duft der Seife von der Morgentoilette der Novizinnen riechen, sah eine kleine Ader auf Idrelles Stirn pochen. Ein Teil von ihr wollte der Frau mit einem Strom Luft eine Ohrfeige geben, aber bei der Menge an Macht, die sie jetzt lenkte, hätte Idrelle es kaum gespürt. Stattdessen lenkte sie Feuer und Luft, um einen kleinen grünen Feuerball zu produzieren, der vor ihr schwebte. Es war ein blasses, armseliges Ding, in der Tat sogar durchsichtig.
    »Sehr gut«, sagte Idrelle sarkastisch. Ah ja. Sie hatte damit anfangen wollen, indem sie den Novizinnen zeigte, wie schwach Egwene in der Macht war. »Lasst Saidar los. Also, Klasse…«
    Egwene fügte einen blauen Feuerball hinzu, dann noch einen braunen und einen grauen, ließ sie umeinander wirbeln.
    »Lasst die Quelle los!«, sagte Idrelle brüsk.
    Ein gelber Ball gesellte sich hinzu, ein weißer und schließlich ein roter. Schnell fügte sie miteinander verbundene Feuerringe um die wirbelnden Bälle. Diesmal kam rot zuerst, weil sie es kleiner wollte, grün zuletzt und am größten. Hätte sie eine Ajah auswählen können, wäre es die Grüne gewesen. Sieben Flammenringe rotierten, keine zwei in der gleichen Richtung, um sieben Feuerbälle, die einen komplizierten Tanz aufführten. Sie mochten klein und schwach sein, aber es war eine beeindruckende Zurschaustellung, davon abgesehen, dass sie ihre Ströme vierzehn Mal teilte. Das Jonglieren mit der Macht war nicht viel leichter als mit den Händen.
    »Hört auf damit!«, schrie Idrelle. »Aufhören!« Der Schein Saidars hüllte die Lehrerin ein, und ein Hieb Luft traf Egwene hart quer über den Rücken. »Ich sagte aufhören!« Der Schlag traf erneut, dann noch einmal.
    Egwene ließ ruhig die Ringe wirbeln, die Bälle tanzen. Nach Silvianas hart geschwungenem Schuh fiel es leicht, den Schmerz von Idrelles Schlägen zu trinken. Wenn nicht sogar, ihn

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