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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Reist, und sie wollten mich hauptsächlich in die Finger bekommen, weil ich ›behaupte‹, jetzt eine Grüne zu sein.« Sie schauderte zu übertrieben, als dass es echt gewirkt hätte. »Das wäre genauso schlimm, als wieder bei Melare und Desala zu sein. Eine schreckliche Frau, diese Desala.« Ihr Lächeln verblasste wie Nebel in der Mittagssonne. »Sie haben mir erzählt, dass man Euch in Weiß gesteckt hat. Vermutlich immer noch besser als die Alternative. Sie geben Euch Spaltwurzel? Mir auch.«
    Überrascht sah Egwene zu der Schwester, die die Abschirm ung hielt, und Leane schnaubte.
    »Der Brauch. Wäre ich nicht abgeschirmt, könnte ich nicht mal eine Fliege zerquetschen, aber der Brauch schreibt vor, dass eine Frau in der offenen Zelle immer abgeschirmt werden muss. Aber Euch lassen sie einfach herumspazieren?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Egwene trocken. »Draußen wart en zwei Rote, um mich zu meinem Zimmer zu eskortieren und mich im Schlaf abzuschirmen.«
    Leane seufzte. »Also. Ich stecke in einer Zelle, Ihr steht unter Beobachtung, und wird sind beide mit Spaltwurzeltee abgefüllt.« Sie warf einen Seitenblick auf die Braunen. Felaana konzentrierte sich noch immer auf ihre Notizen. Dalevien schlug bei beiden Büchern auf ihren Knien Seiten um und murmelte etwas Unverständliches. Der Behüter musste sich mit dem Dolch rasieren wollen, so scharf schliff er ihn. Seine Hauptaufmerksamkeit war jedoch auf die Tür gerichtet. Leane senkte die Stimme. »Und wann fliehen wir?«
    »Gar nicht«, erwiderte Egwene und legte fast im Flüstert on ihre Gründe und ihren Plan dar, während sie die Schwestern unauffällig im Auge behielt. Sie erzählte Leane alles, was sie gesehen hatte. Und getan hatte. Es fiel schwer zu sagen, wie oft sie an diesem Tag geschlagen worden war und wie sie sich dabei benommen hatte, aber es war nötig, um die andere Frau davon zu überzeugen, dass man ihren Willen nicht brechen würde.
    »Ich kann ja verstehen, dass ein Befreiungskommando nicht in Frage kommt, aber ich hatte gehofft…« In den Behüter kam Bewegung, und Leane verstummte, aber er steckte bloß den Dolch weg. Er verschränkte die Arme über der Brust, streckte die Beine aus und lehnte sich an die Wand, die Augen auf die Tür gerichtet. Er sah aus, als könnte er in einem Wimpernschlag auf den Füßen sein. »Laras hat mir einmal bei der Flucht geholfen«, fuhr sie leise fort, »aber ich weiß nicht, ob sie das noch einmal tun würde.« Sie schauderte, und diesmal lag darin nichts Gespieltes. Sie war gedämpft worden, als Laras ihr und Siuan bei der Flucht half. »Sie hat es sowieso mehr für Min als für Siuan und mich getan. Seid Ihr sicher, was Euren Plan betrifft? Silviana Brehon ist eine harte Frau. Gerecht, wie ich gehört habe, aber hart genug, um Eisen zu brechen. Seid Ihr Euch absolut sicher, Mutter?« Als Egwene es bestätigte, seufzte sie erneut.
    »Nun, dann sind wir zwei Würmer, die an der Wurzel nagen, nicht wahr?« Es war keine Frage.
    Sie besuchte Leane an jedem Abend, an dem die Erschöpfung sie nicht sofort nach dem Essen ins Bett zerrte, und fand sie überraschend heiter für eine Gefangene in einer Zelle. Leanes Besucherstrom hörte nicht auf, und sie brachte in jede Unterhaltung die Leckerbissen ein, die Egwene vorschlug. Diese Besucher konnten nicht die Bestrafung einer Aes Sedai anordnen, nicht mal einer in einer offenen Zelle, obwohl ein paar wütend genug wurden, um sich zu wünschen, sie könnten es; darüber hinaus trug es deutlich mehr Gewicht, wenn sie solche Dinge von einer Schwester hörten als von jemandem, den sie als Novizin betrachteten. Leane konnte sogar offen heraus debattieren, jedenfalls so lange, bis ihre Besucher einfach gingen. Aber wie sie berichtete, taten viele das nicht. Ein paar stimmten ihr zu. Zögerlich, vorsichtig, vielleicht was einen Punkt betraf und keinen anderen, aber sie stimmten zu. Fast genauso wichtig war - jedenfalls für Leane -, dass einige der Grünen entschieden, dass sie das Recht hatte, bei jeder gewünschten Ajah um Aufnahme zu bitten, sobald sie wieder eine Schwester war, da sie gedämpft worden und darum eine Zeit lang keine Aes Sedai gewesen war. Nicht alle, das keineswegs, aber »ein paar« waren besser als »keine«. Egwene fing langsam an zu glauben, dass Leane in ihrer Zelle mehr ausrichtete als sie, die sich frei bewegen konnte. Nun ja, frei in gewissem Sinne. Sie verspürte keinen Neid, das nicht. Sie taten hier eine wichtige Arbeit, und es

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