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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Ungewisse… Nicht gänzlich! Gravitationsmathematische Anzeichen sprachen für einen Himmelskörper, der möglicherweise seine Bahn um beide Sonnen zog – somit wohl äußerst kompliziert zu orten und dann anzusteuern sein würde. Carlos hatte das in seiner Art herausgefunden: Bis in die Nächte hatte er gesessen und gerechnet, verglichen und kontrolliert. Da auch gleichzeitig der Heimatkurs überprüft werden mußte, fiel das nicht sonderlich auf. Mit dem Ergebnis rückte er erst heraus, als die Entscheidung bevorstand – und er hatte nur Bruno, den Kommandanten, informiert. Ich würde wetten, nicht einmal Inge war von ihm eingeweiht worden. Für seine Berechnungen brauchte er ihre Computerkenntnisse nicht.
    Wir hatten also vor, den Orbit des Grauen entgegen seiner Bahn zu verlassen und von dort aus – immer weniger beeinflußt von seiner Gravitation – ständig Messungen durchzuführen, bis wir den neuen Kurs würden einigermaßen bestimmen können…

    Niemand streitet ab, daß der Tüchtige auch Glück braucht. Für tüchtig hielten wir uns alle, nur wußten wir nicht, ob der Graue, der uns allerdings wenig von unserer Tüchtigkeit abverlangte, bereits unser Glück war.
    Aber wir hatten richtiges Glück. Vielleicht war es erneut Carlos’ Unermüdlichkeit zuzuschreiben. Und diesmal hatte ihn die Entdeckerfreude wohl dermaßen gepackt, daß er – so berichtete später Friedrun, die zu dieser Stunde gemeinsam mit ihm den Dienst versehen hatte – sich plötzlich zurücklehnte, sie voll ansah und gedämpft ausrief: »Wir haben ihn!«
    Friedrun benötigte Sekunden, um zu begreifen, dann fuhr sie hoch, fragte zurück. »Wen haben wir?«
    »Na, nicht den Stern von Bethlehem…« Carlos lächelte. Er hatte sich bereits wieder gefangen.
    Friedrun hingegen war an ihn herangetreten, ging scheinbar auf seinen Ton ein, wiegte den Kopf hin und her und fragte lauernd: »Etwa einen Planeten…?« Aber es klang schon so, als werde sie an seinem Verstand zweifeln, falls er bejahte.
    »Einen…«, bekräftigte Carlos, schon breiter lächelnd, so seine strah
lenden Zähne voll zur Geltung bringend.
Friedrun fragte einfältig: »… und wie?«
    Carlos verstand nicht. Er erhob sich, machte eine angedeutete Verbeugung, forderte höflich in komischer Gestik, Übermut im Gesicht: »Bitte sehr, Madame, wenn Sie selbst…« Er komplimentierte sie auf den Sitz, den er vorher eingenommen hatte. »Das Fadenkreuz steht drauf…« Friedrun konnte sich später an solche Details deshalb noch gut erinnern, weil Carlos sich in diesem Augenblick für ihn völlig untypisch verhielt.
    Sich doch ein wenig verulkt fühlend, richtete Friedrun die Okulare. Grell strahlte, das halbe Gesichtsfeld einnehmend, das Zentralgestirn. Unmittelbar daneben, aber schon außerhalb des Strichkreuzes – so schnell vollzog sich die scheinbare Bahnwanderung –, stand eine kleine, matt leuchtende Scheibe, eine Scheibe! Kein Punkt – somit in kürzester Entfernung! »Das gibt es nicht«, murmelte Friedrun, gleichzeitig wurde ihr Carlos’ Verhalten klar. Er hatte den Wandelstern hinter der Sonne vermutet und gelauert, bis dieser sichtbar wurde.
    Friedrun erhob sich spontan. »Das muß…!« rief sie, und sie löste einen regelrechten Alarm aus.
    Wir restlichen vier stürzten in die Zentrale. Bruno, der Kommandant, war der erste. Natürlich ließen wir ihm auch den Vortritt, aber voll Ungeduld.
    Friedrun stand neben dem Teleskop und wies wortlos auf die Okulare. Carlos hatte lächelnd den Raum verlassen, kam aber nach wenigen Augenblicken mit einem Sandwich auf der Hand wieder. »Was gibt’s«, rief Bruno herrisch.
    »Carlos hat…«, antwortete Friedrun, und sie stellte hastig, als sei ihr nun erst ihr Tun bewußt geworden, den Alarm ab.
    Carlos, kauend, bemüht, Unheil abzuwenden, sagte undeutlich: »Entschuldige, Bruno, entschuldigt… Nichts Großartiges…« Mit einem Seitenblick auf Friedrun: »Es ist über sie gekommen…«
    »Na was, zum Teufel, ist über sie gekommen?« rief Bruno. »Der Pla-planet«, stotterte seine Gefährtin.
    »Und da hast du…«
    Man sah Bruno an, daß er heftig reagieren wollte. Ein Gefahrenalarm war nach dem Reglement dem Ereignis nicht angemessen. Aber Bruno holte Luft, setzte sich dann ohne ein weiteres Wort auf den Bediensitz, warf noch einen vielsagenden Blick auf Friedrun.
    Wir anderen bestürmten in verhaltener Lautstärke Friedrun und Carlos. »Beeilt euch«, sagte dann Bruno, die Augen noch an den Okularen, die Hände am

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