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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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andere Richtung. »Ich bekomme Besuch. Sam, ich rufe wieder. Wäre an deiner Meinung zu meiner Konzeption interessiert. War schön, daß du mich – zuerst gerufen hast…« Lisa hatte es eilig.
    »Ich danke dir, Lisa. Nur, die Konzeptionen sollten wir tunlichst nicht austauschen…«

    »Nur grob, nur grob… Tschüß!« Sie winkte mir freundlich lächelnd zu, und ihr Bild kroch auf einen winzigen Punkt zusammen.

    Trotz Lisas Zuspruch – ich kannte sie und wußte, daß sie gern, einmal begeistert, ein wenig übertrieb – rief ich weiter und erreichte als nächsten Bruno Brice, unseren ehemaligen Kommandanten.
    Ich hatte ihn bei Gartenarbeiten erwischt. Er trug einen Sombrero, hatte sich offenbar nach meinem Ruf vor das Gerät gesetzt, das auf einer Bungalow-Terrasse stand, und während wir uns begrüßten, schob ihm jemand eine dampfende Tasse zu, aus der er ab und an einen Schluck nahm.
    Mit Bruno hatte ich kein besonders herzliches Verhältnis, vielleicht keiner von uns. Er war der Kommandant. Das muß bei aller Kameradschaftlichkeit a priori eine gewisse Distanz schaffen. Und die Sache mit Friedrun hat bestimmt nicht zur Stabilisierung unseres Miteinanders beigetragen. Außerdem hatte der Computer ebenfalls seine Bedenken angemeldet, was das Verhältnis zwischen uns beiden anbelangte. Das allein zu wissen aber half, ein erträgliches Auskommen herzustellen. Ich kann mich nicht erinnern, daß wir einmal ernsthaft aneinandergeraten wären in all den Jahren.
    Bruno war Pragmatiker. »Aber ja, Sam«, sagte er, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt. »Da ist mein Tagebuch, das Bordjournal steht uns zur Verfügung, was soll also viel passieren. Ich habe bereits angefangen und echten Spaß daran. Wenn’s denen nicht gefällt, gebe ich’s meinen Enkeln zum Lesen. So was Aufgeschriebenes ist doch etwas Bleibendes. Mach ruhig mit. Hast allzuoft mit deiner Meinung hinterm Berg gehalten. Jetzt kannst du das alles loswerden.«
    Ich bedankte mich bei Bruno, wünschte ihm Erfolg und schaltete mich, nachdenklich geworden, weg.
    Da war etwas dran. Wenn jetzt jeder Gelegenheit nahm, die Ereignisse darzustellen, wie sie sich aus seiner Sicht, aus seinen Emotionen heraus vollzogen, wie wir aber aus Disziplin, Rücksichtnahme, Unkenntnis oder Dummheit über sie entschieden, geurteilt hatten, konnte schon etwas Brauchbares entstehen, etwas für die Nachwelt Interessantes. Und das selbst auf die Gefahr hin, daß der eine oder andere Beitrag nicht ganz glückte.
    Friedrun, die ehemalige Computergefährtin Brunos, unseren Bordingenieur, erreichte ich also nicht, was ich bedauerte. Auf Friedruns Meinung hätte ich großen Wert gelegt. Ich glaube, sie war der intelligenteste Teilnehmer der Expedition und gleichzeitig – zumindest aus meiner Sicht – die charmanteste Frau, nicht nur der Crew.
    Blieben noch Carlos Nmokuma, der ehemalige Navigator, und Inge Tschautse, die Computer- und Elektronikspezialistin, die beiden Sympathici, die auch nach der Reise zusammengeblieben und, wie es hieß, weiterhin unzertrennlich waren.
    Nach zwei vergeblichen Versuchen erreichte mein Ruf Inge. »Ah, Sam!« rief sie, ein wenig außer Atem. »Ich bin gerade vom Einholen rein. Bist du endlich zurück! Warst über deinen Anschluß nicht zu erreichen. Machst du mit bei Universums? Klar doch! Wir haben das nicht leicht, Carlos und ich, sind stets Versucht, uns auszutauschen, verstehst du? Wie geht es dir? Hättest wenigstens Lisa sagen können, was du treibst. Wir dachten schon«, Inge lachte ein wenig anzüglich, »du wärst mit Friedrun auf und davon. Hast von ihr auch nichts gehört, was? Carlos ist ein paar Tage nicht da. Du weißt ja, er hatte Schwierigkeiten mit dem linken Auge. Sie haben ihm eine neue Linse gezüchtet, die jetzt eingesetzt wird…«
    Inge war die alte geblieben. Quecksilbrig lebhaft, heiter, sorgte sie mit ihrer ewigen Plapperei für Unterhaltung, der Stoff ging ihr offenbar nie aus. Natürlich fiel sie uns auch öfter auf die Nerven. Bei einem bestimmten Grad bemerkte sie es meist selber, oder Carlos machte sie darauf aufmerksam. Dann konnte sie auch gut für eine Weile in sich gehen, ohne daß sie darunter etwa gelitten hätte.
    Carlos hingegen war ganz anders geartet. Er hatte vielleicht neben seiner tiefbraunen Haut auch etwas von dem Stoischen seiner Häuptlingsvorfahren aus Zentralafrika gerettet. Dennoch steckte er voll trockenen Humors, vieles, was er sagte, hatte einen doppelten Boden, den man oftmals erst im

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