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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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Lesezeichen unter die Zeile, die er gerade gelesen hat (nie die Seite umknicken, um sich die Stelle zu merken), dann steht er auf.
    »Hallo.«
    »Calum, wie geht’s, mein Freund? John Young hier.«
    »John. Mir geht’s gut. Und dir?«
    »Ach, wie immer. Schon ’ne ganze Weile her, dass wir dich im Club gesehen haben. Dachte, ich ruf mal an, um zu sehen, wie’s dir geht. Und, viel zu tun?«
    »Genug. Mal mehr, mal weniger, du weißt ja, wie’s läuft.«
    »Kann man sagen. Das vom alten Frank MacLeod gehört – von seiner Hüftoperation? Tja, mindestens ein paar Monate außer Gefecht. Echt übel, für jemanden, der noch so drin ist.«
    »Hab ich gehört. Schlimm für ihn.«
    »Allerdings. Kann mir das bei ihm gar nicht vorstellen. Wär schön, dich mal wieder zu sehen, Cal, ist schon lange her. Komm mal morgen Nachmittag in den Club. Ein bisschen Snooker spielen, was trinken. Wär doch schön.«
    »Klingt gut. Ich komm gegen zwei vorbei.«
    »Gut so, dann bis morgen.«
    Es sind genug Hinweise da, man muss bloß drauf achten. Aber vielleicht kümmert man sich nicht drum, wie die meisten Leute. Ein zwangloses Gespräch: zwei Leute, die sich beim Vornamen kennen, ohne eng befreundet zu sein. Bekannte, die sich nicht täglich, sondern nur alle paar Wochen sehen. Die sich nicht viel bedeuten. Solche Anrufe gibt es ziemlich oft, warum sollte einen das interessieren? Es ist ein Jobangebot. Ein konkretes Angebot für was Langfristiges, Lukratives. Will er was Langfristiges, Lukratives?
    Kleine Wohnung, kleiner Wagen, kleines Sparguthaben, aber stets ausreichend. Er braucht nur das Nötigste, keinen Luxus. Langfristig bedeutet Risiko, und Risiken muss man vermeiden. In diesem Geschäft gibt’s Spielernaturen, aber irgendwann verlieren sie alle, und der Preis ist der Tod. Also besser nicht spielen. Ist nicht nötig. Es gibt zwei Gründe, warum man spielt: einer akzeptabel, der andere nicht. Der inakzeptable Grund ist Gier, die Aussicht auf mehr Geld, das man eigentlich gar nicht braucht. Der zweite Grund ist der Nervenkitzel, und das ist was anderes.
    Seit er von Franks Operation gehört hat, war er nicht mehr im Club. Alter Mann muss ins Krankenhaus, um sich eine neue Hüfte einsetzen zu lassen. Für die meisten ist das nichts Ungewöhnliches. Doch wer Frank kennt – und weiß, was er macht –, weiß es besser. Er ist alt, aber immer noch spitze, immer noch erstklassig. Wie ein Boxer, der nicht mehr so schnell, aber um vieles taktischer ist, so gefährlich wie eh und je. Er gehört zur vorigen Generation, zur guten alten Zeit vor dem Aufkommen moderner Technik, moderner Polizeiarbeit und moderner Empfindlichkeiten. Echt viele haben den Anschluss verpasst. Die Zeit ist nicht stehengeblieben, doch Frank war ihr immer einen Schritt voraus. Seine frühere Arbeit wurde auch heute noch gebraucht, sie lief bloß anders ab. Aber jetzt war er weg, mindestens ein paar Monate lang, und musste ersetzt werden. Man würde sich einen Jüngeren suchen. Erst mal kurzfristig.
    Calum kann sich auf nichts konzentrieren. Ein neuer Job ist ein neuer Job – mehr nicht. Das macht ihm keine Sorgen. In die erdrückenden Abgründe von Jamiesons Organisation gezogen zu werden schon. Für jemanden wie Frank MacLeod war das beruhigend, eine Arbeits- und Sicherheitsgarantie. Doch für Calum MacLean stellt es die Gefahr dar, regelmäßig arbeiten zu müssen, seine Freiheit einzubüßen. Ist es das wirklich wert?

2
    Der Club liegt in der Innenstadt, nur ein kleiner Eingang führt in das große Gebäude. Sonntagnachmittags steht niemand an der Tür. Normalerweise sind eine Handvoll Leute in der Bar und oben an den acht Snookertischen. Aber nicht heute. Heute hängt ein Schild an der Tür:
Wegen Reinigungsarbeiten geschlossen
. Ein schäbiges Schild, das jedes Mal rausgekramt wird, wenn man nicht gestört werden will. Verdächtig, auffällig, doch die Leute stellen keine Fragen. Calum ignoriert das Schild, öffnet die Tür und tritt ein.
    Drinnen ist es immer schummrig, selbst wenn alle Lichter brennen. Rechts die große, abgewetzte Tanzfläche und auf der anderen Seite das DJ -Pult. Entlang der Seitenwand zieht sich die Bar, kitschige Beleuchtung, jede Menge Flaschen – nichts nach seinem Geschmack. Er trinkt keinen Alkohol, weiß aber selbst nicht genau, warum. Höchstwahrscheinlich Selbstdisziplin. Ist nichts Moralisches. Aber er verabscheut den Club, verabscheut diesen Lebensstil, die stickige Fleischbeschau, den sinnlosen Lärm. Erinnert ihn

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