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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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läuft.«
    Young nickt. Das ist eine Forderung. Calum meint, wenn er sich mit Jamieson einlässt, will er nicht überlastet werden. Damit kann Young leben, das lässt sich mit anderen Wünschen vereinbaren.
    Sie verstummen wieder. Der Frame wird spannender. Young war zu nachlässig, zu selbstsicher. Er hat drei leichte Stöße vermasselt, und Calum liegt in Führung. Calum verpatzt einen schwierigen Stoß. Young konzentriert sich. Er beginnt die Kugeln einzulochen und legt eine Serie hin, die Können erfordert. Er muss bis zur Blauen durchspielen, um garantiert zu gewinnen, und schafft es beim ersten Versuch. Sie reichen sich die Hand. Young bedankt sich, dass Calum gekommen ist.

3
    Als der Junge gegangen ist, stellt Young seinen Queue wieder in den Ständer und geht nach hinten. Am Ende des Flurs ist Jamiesons Büro. Er klopft zweimal und tritt ein, ohne auf eine Antwort zu warten. Die beiden sind seit ihrer Jugendzeit befreundet, seit sie beide im Geschäft sind. Durch äußere Umstände zusammengeführt – eine zufällige Begegnung bei einem gemeinsamen Auftrag –, erkannten sie schnell, wie viel jeder für den anderen tun konnte. Jamieson hatte das Sagen, so viel war klar. Young war seine rechte Hand. Kein anderer Vertrauter verdient so viel Geld oder hat so viel Macht. Jamieson verlässt sich auf ihn.
    »Du hast den Grips«, sagte Jamieson immer, wenn er betrunken war, »und ich die Eier. Läuft doch.«
    Nicht dass Young keinen Mut hatte oder Jamieson nicht klug war. Auch Young konnte sich die Hände schmutzig machen, doch Jamiesons Gespür für die Drecksarbeit war unübertroffen und schon in jungen Jahren erkennbar. Jamieson war intelligent, aber Young war ein Stratege, ein entscheidender Unterschied. Jeder für sich war begabt, gemeinsam waren sie unschlagbar.
    Jamieson muss das Sagen haben. Das müssen die Leute sehen. Was die beiden denken, spielt keine Rolle. Ihre Untergebenen und ihre Konkurrenten müssen glauben, dass der Mann, der am furchterregendsten ist, auch das Sagen hat. Image. PR . Unglaublich, wie wichtig das in so einer Branche ist. Der Boss zu sein, hat aber auch eine Kehrseite. Man steht ganz oben, wo einen jeder sehen kann, wo so viele andere selbst gern wären. Jamieson kommt damit klar, kein Problem. Außerdem sind ihre Geschäfte noch nicht so groß, dass die Oberbosse eingreifen müssten. Noch nicht.
    Jamieson sitzt wie immer auf dem Drehstuhl hinter seinem Schreibtisch, mit dem Rücken zur Tür. Der Schreibtisch ist der Tür zugekehrt, der Stuhl ist es nur selten. Hinter dem Schreibtisch auf einem langen Regal zwei Fernseher, auf denen Pferderennen laufen, noch so eine Leidenschaft. Jamieson spielt, nicht weil er muss oder es spannend findet, sondern weil er das Bedürfnis hat, gegen andere zu gewinnen. In diesem Fall gegen die Buchmacher. Wenn er einem den Rücken zukehrt, soll das nicht unhöflich sein. Was ihn interessiert, nimmt ihn bloß völlig in Anspruch.
    Pferde interessieren Young überhaupt nicht. Kleine, schmächtige Iren, die im Namen eines Sports, der von Leichtgläubigen finanziert und von reichen Nichtstuern kontrolliert wird, dumme Tiere quälen. Sein Platz im Büro ist ein kleines Ledersofa auf der rechten Seite des hell erleuchteten Zimmers, direkt neben dem großen Fenster. Auf dem Tisch liegen Zeitungen, größtenteils Lokalblätter, ein paar überregional, kurz überflogen, um zu sehen, ob darin ihre Arbeit erwähnt wird. Heutzutage muss man mehr Zeit auf Websites verwenden, um zu sehen, ob jemand was Unvorteilhaftes über einen schreibt. Young setzt sich und wartet.
    »Ich hab mit dem kleinen MacLean gesprochen«, sagt er zu Jamieson, als er sieht, dass die beiden Rennen vorbei sind.
    »Dem kleinen? Wie alt ist er überhaupt?«
    »Neunundzwanzig.«
    »Älter nicht? Kommt mir vor, als wär er schon ewig dabei. Was hat er gesagt?«
    »Ich glaube, er macht’s, wenn wir noch ein, zwei andere haben. Er will nicht die ganze Arbeit allein machen.« Jamieson ist jetzt konzentriert, beugt sich vor, trommelt leise auf den Tisch. Dieses ständige Trommeln hilft ihm, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Geht zum Lachen bestimmt in den Keller«, sagt Jamieson lächelnd. »Aber ich mag ihn. Er hat Respekt. Ist intelligent. Ruhig. Frank sagt, er ist von den Neuen der Beste. Seh ich auch so. Machen wir ihm ein Angebot.«

4
    Young wartet drei Tage, bevor er sich wieder bei Calum meldet. Der anstehende Auftrag kann drei Tage warten. Es ist wie bei einem Date – es

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