Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
Falsches sagt. Achten darauf, dass man einsetzbar bleibt, für Augenblicke wie diesen.
»Ich hab schon von Lewis Winter gehört. Bin ihm mal kurz begegnet. Würde aber nicht sagen, dass ich ihn kenne.«
Doch Calum weiß genug. Er weiß, wer Lewis Winter ist, und er weiß, was er macht. Das reicht. Lektionen von Frank MacLeod, von anderen erfahrenen Leuten. Man lernt nicht von denen, die erwischt wurden und jedem ihre Geschichte aufdrängen. Nicht von denen, die wissen, wie man’s macht, sondern von denen, die wissen, wie man’s richtig macht. Die sagen einem, dass man sich alles merken muss. Ist mehr als ein dummer Spruch. Man muss sich merken, wer die Leute im Geschäft sind, und was sie machen, weil man nicht weiß, wann man ihnen über den Weg laufen wird. Also merkt man sich Leute wie Lewis Winter, auch wenn sie völlig unbedeutend sind. Man merkt sich jede Ecke und jeden Winkel der Stadt, weil man nicht weiß, wann man dort sein wird. Calum hat das getan. Er hat sich auf dem Laufenden gehalten. Ist durch die Stadt gefahren und hat Gegenden erkundet, die er nicht kannte. Er sorgte dafür, dass keiner im Geschäft ihn so gut kennt wie er das Geschäft. Dass er Glasgow besser kennt, als es ihn je kennen würde. Wenn es schnell gehen müsste, fände er seinen Weg. Dieses Wissen braucht man vielleicht nur einmal im Leben, aber dieses eine Mal kann über die Länge dieses Lebens entscheiden.
Er hatte Lewis Winter durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Sie waren auf einer Party, auf der Winter nicht dazugehörte. Er war mit seiner viel jüngeren Freundin dort. Das war erst drei, vier Monate her, und aus unerfindlichen Gründen hatte irgendwer Calum die beiden vorgestellt. Vielleicht weil sie die einzigen Kriminellen waren, die ihr gemeinsamer Freund kannte, und er dachte, sie würden sich verstehen. Winter ist Mitte vierzig. Seine Schläfen werden bereits grau, er bemüht sich, sein Gewicht zu halten. Er sah aus, als hätte er gerade verloren. Er ist kein Partytyp und nicht gerade erfolgsverwöhnt. Wenn es in diesem Gespräch um ihn geht, dann bestimmt nicht, weil sich für ihn was verbessern wird.
»Winter ist zu einem Problem geworden. Dein Auftrag bestünde darin, dich um ihn zu kümmern.«
Calum nickt. Nichts Außergewöhnliches. Erstaunlich, dass Winter für jemanden wie Jamieson zu einem Problem geworden sein soll. Winter ist keine große Nummer, war er noch nie. Auf ihm lastet ein Fluch. Nach jedem Erfolg gab’s prompt einen gewaltigen Fehlschlag. Seit fünfundzwanzig Jahren, und daran scheint sich auch nichts zu ändern.
»Klingt einfach. Irgendwas, das ich wissen sollte?«
Jamieson schüttelt kurz den Kopf, dann ein leichtes Schulterzucken. »Irgendwas, dass du deiner Meinung nach wissen solltest?« Der entscheidende Unterschied. Was man wissen sollte, ist, was man wissen muss, nicht, was man wissen will. Man wüsste gern, warum Jamieson diesen Mann ermorden will, man muss es aber nicht wissen. Lewis Winter ist seit langem ein kleiner Drogendealer. Jamieson ist in viele kriminelle Geschäfte verstrickt, darunter auch Drogenhandel. Lewis Winter pfuscht Peter Jamieson ins Handwerk. Wenn Jamieson nichts unternimmt, könnte man ihm das als Schwäche auslegen. Die Wahrnehmung ist entscheidend. Das, was man wissen muss, bezieht sich nur auf die Bedingungen, um gute Arbeit zu leisten, und auf die Folgen. Man muss wissen, ob es irgendwas gibt, das einen überführen könnte, ob das Opfer Freunde oder Verbindungsleute hat, die einen ausfindig machen könnten. Nur das, was einem hilft, den Auftrag auszuführen. Und mit den Folgen zu leben.
»Gibt es irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen, von denen ich wissen muss?«
Normalerweise würde er bei Lewis Winter so eine Frage nicht stellen. Winter ist ein Kleinkrimineller, da gibt’s keine Sicherheitsmaßnahmen. Zumindest keine erwähnenswerten. Er hat keine Bodyguards. Keine Leute, die imstande wären, Ärger zu machen.
»Er könnte einen Hund haben, ist aber auch schon alles«, sagt Jamieson schulterzuckend.
»Hat er nicht«, wirft Young von der Seite aus ein, sein erster Gesprächsbeitrag.
»Da hörst du’s«, sagt Jamieson lächelnd. »Er lebt jetzt mit seiner Freundin zusammen, dieser kleinen Schlampe.«
»Zara Cope«, ergänzt Young. »Eine Schlampe, aber ziemlich clever.«
»Eine clevere Schlampe«, sagt Jamieson und schüttelt lächelnd den Kopf. »Die haben’s in sich, Mann. Da steh ich drauf. Vor sechs, sieben Jahren hatte sie mit Nate Colgan
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