Der Unwillige Braeutigam
Elizabeth ohne Anhörung zu verurteilen. „Lady Danvers, ich bin sicher, Sie irren. Ich kenne Elizabeth, seit sie ein Baby war. Wenn Sie dem armen Mädchen nur die Gelegenheit geben, dann bin ich sicher, wird sie eine vollkommen logische und befriedigende Erklärung abgeben.“
Elizabeth hätte sie am liebsten geküsst, die liebe Gute. Mrs. Abernathy hatte immer schon eine Schwäche für sie und ihre Schwestern gehabt, hatte ihnen bei ihren Besuchen bei der Mutter der Mädchen immer Süßigkeiten mitgebracht.
„Was für eine mögliche Erklärung kann es da schon geben? Es ist ganz offensichtlich, dass sie mehr getan haben, als Blumen anzuschauen. Und versuchen Sie ja nicht, sie zu beschützen. Sie haben genauso gut wie ich gehört, was vor sich gegangen ist.“ Die Dowagercountess verschränkte die fleischigen Arme vor ihrem gewaltigen Busen, weigerte sich, auch nur einen Zoll nachzugeben. Sie stand da, bereit Ankläger und Richter in einem zu sein und ihr Henkersschwert zu schwingen, als hätte sie in den siebzig und mehr Jahren ihres Lebens nichts anderes getan.
Elizabeth erduldete Lady Danvers‘ finsteren missbilligenden Blick, ohne zurückzuzucken. Die Dowagercountess of Danvers war eine Macht innerhalb der Gesellschaft, die man besser nicht unterschätzte; ihr Einfluss reichte weit und ihr Rat war gesucht. Ein unfreundliches Wort von ihren Lippen würde für jemanden in Elizabeths Stellung Verderben bringen.
In ihr begann sich Ärger über die Anmaßung der Frau zu regen.
Was für eine mögliche Erklärung, in der Tat.
Aber Elizabeth war nicht so verrückt, auf die Weise zu antworten, wie sie es am liebsten täte – wie sie es eigentlich sollte – dazu kannte sie sich zu gut in der Londoner Gesellschaft aus. Eine gesunde Angst machte sich in ihrem Magen bemerkbar.
Denk nach, denk nach, denk nach.
Sie musste der vermaledeiten Frau etwas antworten, bevor die Gerüchteküche sich ernsthaft zu regen begann und das Verhängnis in atemberaubender Geschwindigkeit seinen Lauf nehmen würde. Wenn es nach dem Willen der Dowagercountess ginge, lägen Elizabeths Ruf und der Name Smith in Scherben, bevor der Abend vorüber wäre.
„Ich bitte aufrichtig um Verzeihung, Mylady, falls mein Verhalten indiskret war. Aber in meiner Aufregung habe ich mich dazu hinreißen lassen, mich anders zu benehmen, als es eigentlich meine Art ist.“ Worauf sie damit hinaus wollte, davon hatte Elizabeth nicht die geringste Ahnung, aber Mrs. Abernathys braune Augen weiteten sich, und Lady Danvers nickte kurz, wartete, dass sie weitersprach. Sie besaß jetzt ihre ganze Aufmerksamkeit.
„Es soll bis zum Ende der Saison noch nicht bekannt gegeben werden, aber angesichts dessen, was Sie gehört haben, wäre ich zutiefst betrübt, wenn ich Sie gehen und das Schlimmste von mir denken ließe.“
Elizabeth holte tief Luft und warf sich einem ungewissen Schicksal in die Arme. „Der Gentleman hat mich eben gebeten, ihn zu heiraten. Ich bin verlobt – oder werde es, genauer gesagt, am Ende der Saison sein.“ Was ihr vier Wochen Zeit ließ, dieses kleine Wunder herbeizuführen.
Ein entzücktes Lächeln trat auf Mrs. Abernathys Gesicht. „Oh, mein liebes Mädchen, das ist ja ganz wunderbar. Himmel, deine Mutter hat die Sache mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt.“ Sie klatschte sich in fast mädchenhafter Freude in die Hände.
Allerdings ließ sich die Dowagercountess nicht so leicht zufriedenstellen. Sie richtete einen kühlen Blick auf Elizabeth, unter dem sie sich am liebsten gewunden hätte. Schauspielerei war keines von Elizabeths Talenten, aber da ihre Zukunft unsicher in den Händen einer gestrengen Lady Danvers lag, nahm sie alle Findigkeit zusammen, die sie besaß – was nicht wirklich viel war – und lächelte das törichte, leichtfertige Lächeln einer jungen Frau mit Sternen in den Augen und Liebe im Herzen.
„Und mit wem sind Sie nun verlobt?“, erkundigte sich die verwitwete Countess.
„Unseligerweise darf ich das nicht sagen, bevor der betreffende Herr den Segen meines Vaters erhalten hat. Den mein Vater natürlich nicht verwehren wird, da der Gentleman einen Titel besitzt“, fügte sie rasch hinzu, bereit, alles zu sagen, nur um die Skepsis aus dem Blick der Dowagercountess zu vertreiben.
Lady Danvers sah zu Mrs. Abernathy, dann wandte sie sich wieder zu ihr um. „Ein Adeliger, sagen Sie?“ Ihr Ton war zweifelnd genug, um beleidigend zu sein.
Die alte Hexe!
Obwohl Elizabeth in Wahrheit einräumen
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