Der Unwillige Braeutigam
fortgeschrittenen Alters ist ihr Gehör noch so scharf wie immer und wie es den Anschein hat, ist es Ihnen nicht gelungen, das Vorgefallene auf sich und Miss Smith zu beschränken. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen sagen muss, wie sehr das alles meine Frau beunruhigt hat.“
Derek verkniff sich das gequälte Stöhnen, das in seiner Kehle aufstieg, und die Flüche, die sich über seine Lippen drängen wollten. Die ganze Sache war ein verfluchtes Durcheinander.
Während er zugab, dass Elizabeth Smith sein Blut erhitzte wie keine andere Frau in sehr langer Zeit, so hieß das mitnichten, dass er sie heiraten wollte. Dazu gezwungen zu sein, sie zu heiraten, war sogar noch schlimmer.
„Ich kenne die junge Dame praktisch nicht.“ Es war ein schwacher Einwand, aber alles, was er im Angebot hatte.
„Nun, es sieht ganz so aus, als würdest du sie intim genug kennen, um sie zu ruinieren.“ Cartwright fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „In jedem Fall, ob du sie nun ausreichend kennst oder nicht, du musst sie heiraten. Sie steckt schließlich deinetwegen in dieser Klemme.“
Zur Hölle!
„Ich will darauf hinweisen, dass sie es war, die mir nach draußen in den Garten gefolgt ist. Sie war es, die meine Nähe gesucht hat. Sie ist …“ Derek brach ab.
Sie hatte es darauf angelegt, ihm eine Falle zu stellen.
Sie war ihm nachgegangen in den Garten, war mit ihm zusammengestoßen. Obwohl er gewusst hatte, dass sie ihm absichtlich gefolgt war, hatte er nicht gewusst, wie weit sie es treiben wollte. Sie musste gewusst haben, dass die Dowagercountess auf der Terrasse war, die Ohren gespitzt, um zu hören, was Miss Smith alles angestoßen hatte.
Das letzte Mal, als er es mit einem derart durchtriebenen Frauenzimmer zu tun gehabt hatte, hatte das seinen Vater eintausend Pfund gekostet, um den drohenden Skandal zu verhindern. Was würde es ihn heute kosten? Seine Freiheit?
„Ich bin ihr nicht nachgestiegen, sondern sie mir.“
„Ob sie Ihnen nachgestellt hat oder nicht, ist unerheblich. Worauf es ankommt, ist, dass Sie ihr gegenüber nun eine Pflicht zu erfüllen haben. Sie ist die Cousine meiner Gattin und steht unter unserer Obhut, solange sie bei uns zu Besuch ist.“ Es war klar, dass Rutherford seine Weigerung nicht akzeptieren würde, seine Stimme klang fest und endgültig.
Das unwillkommene und fremde Gefühl von Hilflosigkeit führte dazu, dass seine Glieder sich schwer und nutzlos anfühlten. Er hatte sich immer etwas darauf eingebildet, ein Mann zu sein, der Probleme löste, ein Mann, der in schwierigen Situationen die Ruhe bewahrte. Im Augenblick fühlte er sich, als wäre er zur Seite und dann in eine Ecke gestoßen worden, wo sich nun die Mauern um ihn schlossen.
Ohne ein Wort zu sagen durchquerte er das Zimmer, nahm ein Glas vom Sideboard und goss sich zwei Finger hoch Whiskey ein. Er leerte es wie ein Mann, der die Wüste Sahara ohne einen Tropfen Wasser durchwandert hatte. Das Brennen in seiner Kehle war noch zu spüren, als er sich wieder zu Rutherford und Cartwright umdrehte.
„Gut, und wo finde ich meine liebe Verlobte?“
Kapitel vier
Wie angekündigt hatte Missy unverzüglich ihren Ehemann über die Lage unterrichtet. Was genau daraufhin geschehen war, wusste Elizabeth nicht sicher. Zweifellos beinhaltete es eine Unterredung mit dem Viscount, und es hatte ganz den Anschein, als habe der Earl keine Zeit verschwendet, weil Lord Creswell am folgenden Tag kurz vor Mittag im Hause eintraf und um ein Gespräch mit ihr bat.
Mit mehr als ein wenig Beklommenheit betrat Elizabeth den Morgensalon. Es gab sehr viele Fenster hier, die jede Menge natürliches Licht einließen. Um bei der Wahrheit zu bleiben, sie war außer sich vor Angst. Ihre Angst wuchs zu einem allumfassenden Unbehagen, als Lord Creswell sich von einem der Fenster abwandte und zu ihr umdrehte.
Einen Augenblick war ihr Verstand wie leer gefegt. Ihr stockte bei seinem Anblick der Atem. Sie hatte ihn bislang nur in schwarz-weißer Abendkleidung gesehen. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass weniger formelle Kleidung ihm besser stehen würde, seinen Körperbau stärker betonen. Aber sie hatte sich geirrt.
Er trug braune Hosen, eine cremefarbene Weste mit paspeliertem Saum und Aufschlägen und ein einreihiges salbeigrünes Jackett – und die Bezeichnung schneidig war noch zu bieder, um ihm gerecht zu werden. Alles an ihm war männlich; seine breiten Schultern, die Breite seiner Brust und die
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