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Der Utofant

Der Utofant

Titel: Der Utofant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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trainiert und solche Mengen Vernichtungsspezialgerät gebaut hat, ist kein Krieg ausgebrochen, darum erhält er keine einzige Sekunden Zeit zurück. Wenn aber doch ein Krieg gekommen wäre, müßte man fragen, wurde er von dem Land des X. verloren? In diesem Falle müßte ihm die Zeit zurückerstattet werden. Aber sie liefe gleich wieder leer, weil X. ja in Gefangenschaft herumzuhocken hätte. Er könnte auch diese Zeit zurückbeantragen. Wie aber, wenn er als Gefangener schuften würde? Also gewisse Werte schaffen, ganz machen würde, was er vorher kaputtgemacht hat? Könnte er Zeit zurückfordern? Würde sich dann die Zeit nicht in eine leer gelaufene und eine nicht leer gelaufene spalten? Wobei man jeweils fragen müßte, für wen? X. hätte, wenn sein Land gesiegt hätte, vielleicht etwas ganz anderes mit seiner Zeit begonnen. Sich eine biologisch wertvolle Wohnhöhle ausgebaut. Eine Sammlung antiker Blechbehälter angelegt. Oder sich gar gebildet. Aber wegen des Doppelcharakters jener Zeit könnte er nur fünfzig Prozent Leerlaufzeit zurückverlangen. Oder wie wäre das? Und wie, wenn das, was X. als Kriegsgefangener aufgebaut hat, schon wieder ganz und gar vergammelt wäre? Wer bekäme dann leere Zeit zurück?
    Und schließlich sagen noch die Moralisten, für die moralische Vervollkommnung des X. sei die Gefangenschaft ein Gewinn gewesen, er habe Zeit gehabt, in sich zu gehen. Wenn er das nicht getan habe, dann dürfe er auch nichts zurückfordern. Wie aber, wenn X. im Krieg umgekommen wäre? Er hätte dann die ihm zustehende durchschnittliche Lebenszeit nicht nutzen können. Wenn er mit zwanzig Jahren umkam, wäre für ihn außer der Übungszeit beim Militär auch noch die Zeit von achtzig Jahren Lebenserwartung leer gelaufen, die er im Grabe liegend zu vertun gezwungen wäre. Da er tot wäre, könnte er sie nicht zurückerhalten. Wenn nun ein Erbe die Zeit beantragen würde, etwa seine Mutter, diese achtzig Jahre nicht voll nutzen könnte (wenn man ein Durchschnittsalter von hundert zugrunde legt), und wenn sie selbst noch eigene leer gelaufene Zeit besäße und die auch noch vererbte, dann würde irgend jemand in den Besitz eines gewaltigen Zeitberges gelangen, selbst wenn er dauernd etwas für ihn und andere Wertvolles täte und keine Zeit leer laufen ließe. Wäre das nicht soziale Ungerechtigkeit?

    Bruchstücke eines Interviews

    Was ist das Neue an Ihrem System, Frau Bell?
    Daß leer gelaufene Zeit nicht mehr, wie früher üblich, durch Geld ersetzt wird, sondern durch Natural-Zeit. Diesen Gedanken gab es bisher nur in Keimform. Wenn jemand länger arbeiten mußte, als es die Arbeitszeitgesetze vorsahen, und daher für die Überstunden nicht bezahlt werden durfte, konnte er diese Zeit abbummeln. Er durfte öfter mal eine Stunde später zur Arbeit kommen.
    Wieso hat es sich da um Leerlaufzeit gehandelt? Es wurde doch gearbeitet? Wo
    möglich produziert?
    Leer stimmt insofern, als jener Arbeiter für seine Zeit kein Geld erhielt, und wenn ihn seine Arbeit nur vom Gesichtspunkt des Gelderwerbes interessierte, war sie für ihn natürlich leer gelaufen. Aber auch wenn er seine Arbeit gerne tat, auch ohne Geld an ihr Interesse hatte, war es für ihn sehr gut, mit Zeit bezahlt zu werden.
    Er konnte sich in dieser Zeit für seine Arbeit stärken oder sich besser bilden. Geld als Äquivalent für Zeit, das halte ich für überholt.
    Es ist doch üblich, wenn einer unverschuldet ins Krankenhaus oder in einen Strafbehälter kommt, also dem Zustand der Einengung unterworfen wird, daß ihm von dem Verschuldenden die leer gelaufene Zeit durch Geld ersetzt wird.
    Das kommt vor, doch möchten die Betroffenen in den meisten Fällen die Zeit zurück.
    Noch eine Frage: Woher kommt die Zeit, die Sie zurückerstatten wollen, aus wel
chem Reservoir?
Darüber möchte ich noch keine Auskunft geben.

    Meldungen, Untersuchungen, Kommentare

    Die Polizei hat heute den Zeitspekulanten K. festgenommen, der unter dringendem Verdacht steht, die letzten Flugzeugentführungen, Zugverspätungen, Schiffshavarien verursacht zu haben, um die Reisenden in den Besitz von rückzahlbarer Leerlaufzeit zu bringen, wofür er ihnen eine Tantieme von 25 Prozent rückzahlbarer Zeit abforderte. Wie bekannt, unterhält er in allen Großstädten der Welt Reisebüros. Bei einigen Dauerkunden wurden Bescheinigungen über zurückerstattete Zeit bis zu eintausendsiebenhundert Jahren gefunden.

    Müßte nicht endlich ein Gesetz erlassen werden, nach dem die

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